Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc
römischen Gewölbebögen, wo alle üblen Wesen sich versammeln, des Spaßes und des Profites wegen. Nichts kam jemals mit den Liebenden Chelseas in Berührung: Schon damals waren sie viel zu gefährlich.
Sie standen vor mir, die Haut wie Kreide, die Augen wie Pisslöcher im Schnee. Farbloses, lose fallendes Haar, violette Lippen und unaufhörliches Lächeln, das nichts bedeutete, rein gar nichts. Sie waren völlig nackt, unberührt von Piercings oder Tätowierungen oder derlei Schnickschnack. Solche niederen Dinge waren nichts für sie. So, wie sie einfach vor mir in der Luft hingen, stumm und einladend, waren sie dennoch die eklatantesten sexuellen Geschöpfe, die ich jemals zu Gesicht bekommen hatte. Sie hatten die volle heftige Wirkung der ersten Nacktfotos, die man je gesehen hatte, des ersten Objekts der Begierde, des ersten Jungen oder Mädchens, die man je begehrt hatte, und der ersten Liebe, die man je verloren hatte. Ich begehrte sie und ich hatte Angst vor ihnen, und Gott allein weiß, was ich getan hätte, wenn mein Torques nicht da gewesen wäre und mich vor ihrem ärgsten Einfluss beschützt hätte.
Ich kannte die vier Namen, wusste aber nicht, welcher zu wem gehörte. Ich glaube nicht, dass das noch irgendjemand wusste - vielleicht nicht einmal mehr sie selbst. Eine der Frauen sprach mich an; ihre Stimme klang, als habe sie Eis in ihren Adern und ein Fieber im Kopf.
»Was willst du hier? Was ist deine Befriedigung?«
Ich musste mich räuspern, bevor ich reden konnte, und selbst dann war meine Stimme nicht so fest, wie ich sie mir gewünscht hätte. »Ich muss Ihre Computer zu Rate ziehen. Ich brauche Informationen, von der Art, wie sie vielleicht nur Sie besitzen.«
»Was bietest du als Bezahlung an?«, fragte einer der Männer. Seine Stimme war gelassen, vergnügt, vertraulich und in etwa so menschlich wie eine Spinne, die einem über den Arm krabbelt. »Informationen im Gegenzug vielleicht, oder Geld, oder deinen Samen? Du wärst überrascht zu sehen, was wir aus deinem Samen machen könnten, wenn er willig gegeben wird.«
»Informationen«, sagte ich schnell. Mein Mund war ganz trocken und meine Beine zitterten. »Erstens den geheimen Aufenthaltsort eines Drood-Frontagenten am Stadtrand von London.« Und ich gab ihnen die Adresse der Garage, die ich gerade aufgegeben hatte. »Zweitens den Namen des Drood-Frontagenten, der gerade für vogelfrei erklärt worden und hier in London auf der Flucht ist: Edwin Drood.«
Die Aussicht, einen neuen vogelfreien Drood in die Finger zu bekommen, den ersten seit Jahren, ließ die vier tatsächlich vor Wonne erschauern. Sie hoben und senkten sich in der Luft, lautlos lachend, und ihre kreidebleiche Haut schimmerte hell. Wenn sie den Vogelfreien verführen und zu ihrer Sache korrumpieren könnten, hätten sie Zugang zu Geheimnissen und Informationen, die sonst niemand hatte. Sie befahlen mir, ihnen zu folgen, und schwebten fort, auf die Mitte des Raums zu, wobei sie langsam herabsanken, bis sie auf den Körpern gingen, die sich unaufhaltsam unter ihnen bewegten. Ich glitt und rutschte auf schweißnassen Körpern aus, während ich mich hinter ihnen herkämpfte. Ich hielt den Blick starr geradeaus gerichtet - man kann nicht die ganze Zeit nach unten schauen und sich in einem fort entschuldigen. Und endlich, exakt im Zentrum des höhlenartigen Raums, drängten die vier Gründer der Liebenden Chelseas geschäftsmäßig die Leute zur Seite und legten eine große, faltige Öffnung im Boden frei. Auf ihre Gebärden hin erweiterte und öffnete sie sich, doch enthüllte sie nichts als Dunkelheit und einen stechenden Geruch in der Luft, die plötzlich mit Zimt überladen zu sein schien. Nacheinander schwebten die vier hinab in das, was unter dem Boden lag, verschwanden in der Dunkelheit, bis nur noch ich zaudernd am Rand stand. Am Ende sprang ich ihnen einfach schulterzuckend hinterher. Schließlich war es das, weswegen ich hergekommen war.
Und fand mich unvermittelt in einer hell erleuchteten Hightech-Umgebung wieder, die das genaue Gegenteil von allem darüber war. Es handelte sich um ein kreisrundes Zimmer von höchstens sieben Metern Durchmesser, vollgepackt mit dem Neuesten, was es an Computerausrüstung gab. Aber die Computer waren aufgeplatzt, ihr Siliziuminhalt ergoss sich wie Früchte tragende Masse ins Freie, überzog Wände und Decke wie silbernes Efeu, tröpfelte sogar in Verkrustungen herab wie Siliziumstalaktiten. Die Computer hier waren lebende Wesen,
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