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Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Titel: Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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schloss die Augen und stellte sich das unerträgliche Bild von Rachel vor, wie sie in seinen Armen starb, schwarz und verbrannt, genau wie Carlos. »Verlang das nicht von mir. Geh zurück.«
    »Ich kann nicht. Und ich will nicht.«
    »Verdammt noch mal, Rachel!«, herrschte er sie wütend an. Doch Lachlan hatte sich bereits in das Unvermeidliche gefügt. Sie würde nicht umkehren, und er wusste es. Sie waren im selben tragischen Netz gefangen: sie, unfähig, Emily im Stich zu lassen, und er, unfähig, die unschuldigen Seelen seiner Familie im Stich zu lassen. Und obwohl Lachlan klar war, dass er am Ende zermalmt am Boden liegen würde, konnte er nicht anders, als den nächsten Schritt in den immer enger werdenden Tunnel hineinzugehen. Doch zuerst gab er einem elementaren, sehr egoistischen Bedürfnis nach. Er riss Rachel an seine Brust, vergrub das Gesicht in ihrem Haar und sagte: »Ich liebe dich. Was auch immer geschieht – vergiss das nicht.«
    »Ich liebe dich auch«, flüsterte sie leise und erwiderte seine Umarmung.
    »Äh … MacGregor?«
    Lachlan sah zurück zu Brian. »Ja?«
    »Hör auf, Zeit zu verschwenden. Geh da hinunter und erledige den Mistkerl, in Ordnung?« Brian hatte ihnen den Rücken zugekehrt, ebenso wie die anderen Seelenwächter.
    Lachlan konnte ihre Anspannung spüren. »Was ist los?«
    »Offenbar befürchtet Drusus, wir könnten uns langweilen, während wir auf dich warten. Er hat uns ein wenig Gesellschaft geschickt, um uns zu unterhalten. Eine Horde Dämonen ist eben aus den Felsen gekrochen, unter ihnen sind auch die beiden Idioten von Emilys Schule und ein großer, finsterer Kerl, der mich irgendwie an den Hulk erinnert. Er ist nur nicht so grün.«
    »Kommt ihr mit ihnen zurecht?«
    »Wie bitte? Wir freuen uns auf sie!«
    Lachlan ließ die anderen nur widerstrebend mit einer Meute Dämonen allein. Aber Brian hatte recht. Der wichtigste Kampf war der mit Drusus. Lachlan ergriff Rachels Hand und setzte seinen Weg durch den abwärts führenden Gang fort. »Erfüll mich mit Stolz, Webster.«
    Brian schnaubte verächtlich.
     
    Das Versteck des Dämons lag tief im Bauch des Berges. Rachel seufzte erleichtert, als sie die erleuchtete Höhle erreichten und der weitläufige Raum die modrige Enge des Gangs ablöste. Es war ihr ziemlich auf die Nerven gegangen, blind hinter Lachlan herzustolpern, selbst nachdem er ihr seine Liebe gestanden hatte. Bei diesem Gedanken drückte sie Lachlans Hand. Er lächelte ihr aufmunternd zu, dann richtete er den Blick in die Mitte des Raums. Unter bauschigen, blauweiß gestreiften Seidenbahnen lag ein Mann auf einem samtenen Diwan. Drusus. Doch sein träges Lächeln und die Gladiatorenrüstung konnten Rachels Aufmerksamkeit nicht lange fesseln. Sie suchte den Raum rasch nach Em ab – und schnappte nach Luft. Ihre Tochter, gekleidet in ein weißes Gewand im römischen Stil, kniete vor einem Messingkessel, in dem ein Feuer brannte, und hielt sich die scharfe Klinge eines Messers an die Brust. Mit ihren weit geöffneten Augen und dem starren Blick in die Flammen wirkte sie, als würde sie nichts um sich herum wahrnehmen.
    Rachel wollte auf Em zulaufen, doch sie wurde von Lachlan zurückgehalten. »So einfach wird es nicht werden«, murmelte er.
    »Ganz sicher nicht«, pflichtete ihm Drusus bei und stand auf. Über seiner hellroten Tunika trug er eine beschlagene Lederrüstung, an den Füßen Ledersandalen, die bis zu den Waden geschnürt waren. »Vielmehr ist es überhaupt nicht möglich, sie zu retten, Rachel. Sie wird sterben, ganz gleich, was du unternimmst. Du solltest es einfach hinnehmen.«
    Rachel funkelte ihn böse an. »Deine ganze Beziehung zu Em ist auf Lügen aufgebaut. Du wirst es mir nachsehen, wenn ich dir also nicht glaube.«
    »Gut gebrüllt, meine Löwin«, sagte der Dämon. Er ging auf sie zu. Bei jedem Schritt spannten sich die festen Muskeln seiner Oberschenkel. An dem Kerl war kein Gramm Fett, nirgends. »Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Lachlan nicht der gleichen Meinung ist. Er weiß es besser.«
    Rachel blickte zu Lachlan. In seinem Gesicht war nichts als grimmige Entschlossenheit zu sehen. Es war unmöglich, darin zu lesen. »Er will Em ebenso retten wie ich«, sagte sie.
    Drusus hob eine Augenbraue. »Wirklich? Bist du dir da ganz sicher?«
    »Ja.«
    »Vielleicht solltest du ihn einmal fragen.« Rachel erstarrte bei dem amüsierten Unterton in Drusus’ Stimme. »Aber du musst die Frage präzise stellen«, riet ihr der Dämon.

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