Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman
ich nicht. Nicht ohne einen Verzehrenden Gegenzauber.«
»Brich ihn!«, befahl er.
»Nein.« Stefan drehte sich mit tief gefurchter Stirn zu Lachlan um. »Wenn du derart entschlossen bist, dann mach du es. Aber ein Verzehrender Zauber verlangt ein Seelenopfer, Lachlan. Es sind nur zwei Seelen hier. Wen willst du sterben sehen – Rachel oder mich?«
Stefans in scharfem Ton gestellte Frage fuhr Lachlan durch Mark und Bein. »Natürlich keinen«, antwortete er und rieb sich mit der Hand übers Gesicht. »Und was machen wir jetzt?«
»Wir gehen weiter und sehen, was geschieht.«
Lachlan zog die Augenbrauen hoch. »Ist das die beste Alternative?«
»Es ist die einzige Alternative.«
»Gut, dann gehe ich voran.« Er versuchte, Rachels Hand abzuschütteln, aber Rachel wollte nicht loslassen.
»Ich bleibe bei dir.«
»Nein.«
Sie protestierte, indem sie sich mit ihrem ganzen Gewicht an Lachlans Arm hängte. »Drusus will, dass ich an seinem widerlichen Showdown teilnehme. Das weißt du. Da wird er mich wohl nicht hier oben mit einem Zauber umbringen.«
Das leichte Zittern in Rachels Stimme sagte Lachlan, dass sie nicht ganz von ihren Worten überzeugt war, aber er konnte nicht abstreiten, dass sie recht hatte. Drusus wollte, dass sie seinem Triumph beiwohnte. Außerdem hatten sie keine Zeit, zu streiten. Er seufzte. »Lass mich nicht los, ganz gleich, ob dir kalt wird oder dein Körper taub. Ich bringe dich da durch, ich verspreche es.«
»Keine Sorge, ich klebe förmlich an dir.«
Sie drückten sich an Stefan vorbei und setzten den Weg hinab fort. Lachlans Schwert begann, in einem schwachen Purpur zu glühen, und winzige Stromstöße schossen durch die Klinge in seinen Arm. Rachel zitterte heftig und stolperte über einen kleinen Stalagmiten, doch Lachlan fing sie auf, bevor sie fallen konnte. Zehn Schritte weiter erlosch das Glühen, und Rachels Haut wurde unter der Berührung von Lachlans Hand wieder wärmer. »Wir sind durch!«, rief er den anderen zu. »Brian, du als Nächster. Nimm Stefan mit.«
Der junge Wächter zögerte nicht. Er packte den Magier am Arm und ging mit gezogenem Schwert den Pfad entlang. Eine Sekunde später erleuchtete ein Blitz den Gang, Brian wurde nach hinten geschleudert und riss Stefan dabei zu Boden. Lachlans Herzschlag setzte aus. Ein leises Stöhnen durchbrach die atemlose Stille, und Brian rappelte sich auf. »Scheiße, tat das weh.«
»Stefan, alles in Ordnung?«, fragte Lachlan erleichtert.
»Meine Hände fühlen sich an, als wären sie erfroren. Aber ansonsten geht’s mir gut.« Der Magier kam wieder auf die Beine und wischte sich den Schmutz von den Kleidern. »Also gut, das bereinigt jedenfalls die Ungewissheit. Es ist ein Grenzzauber.«
Lachlan schnitt eine Grimasse. »Er lässt nur Rachel und mich hindurch.«
»Das sehe ich auch so.«
»Hast du nicht gesagt, Drusus rechne nicht damit, dass wir jemanden mitbringen?«, fragte Rachel bestürzt.
»Offenbar lag ich damit falsch.« Lachlan betrachtete die Kieselsteine am Boden. Sein Magen war in Aufruhr. Ohne die anderen Seelenwächter weiterzugehen bedeutete, ohne einen magischen Ring aus Kreuzen und ohne Rückendeckung zu kämpfen. Ohne Stefan weiterzugehen bedeutete, dass Lachlan jeden Zauber allein abwehren musste. Im Grunde würde es also eine Wiederholung seiner ersten, katastrophalen Auseinandersetzung mit Drusus werden, sofern es ihm nicht gelang, noch ein Ass aus dem Ärmel zu zaubern. »Du musst umkehren, Rachel.«
»Nein.«
»Bitte fang keinen Streit mit mir an«, sagte Lachlan ruhig. »Ich werde dich dort unten nicht beschützen können. Es wird sowieso ein Wunder nötig sein, um Emily zu retten. Ich kann auf keinen Fall auf euch beide aufpassen.«
»Verstehe.« Rachels Stimme war genauso fest. »Aber Em ist mein Kind, mein einziges Kind. Ich werde mich nicht entspannt zurücklehnen und hier warten, während sie dort unten einem Dämon ausgeliefert ist, der sie umbringen will. Das kannst du nicht ernsthaft glauben. Mein Leben ist nichts im Vergleich zu ihrem. Du hast das größte Opfer gebracht, das ein Mensch erbringen kann, um deinen Bruder zu retten, Lachlan. Du musst wissen, wie ich mich fühle.«
Es wurde schmerzhaft eng in Lachlans Kehle. »Das hier ist etwas anderes«, entgegnete er heiser. »Du hast eine Wahl. Ich gehe als dein Verteidiger in den Kampf, Rachel. Ich werde für Emily kämpfen.«
»Sie ist nicht deine Tochter, Lachlan.«
»Bitte.« Sein Herz blutete mit jedem Schlag mehr. Er
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