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Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Titel: Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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»Frag ihn, ob er hergekommen ist, um Ems Leben zu retten oder um ihre Seele zu holen. Du weißt doch, dass das sein Job ist, oder? Er holt die Seelen der Toten.«
    Rachels Herz gefror zu einem eisigen Klumpen, der schmerzhaft gegen die Rippen schlug. War das möglich? Sie schloss die Augen, um Drusus’ spöttisches Gesicht nicht sehen zu müssen. Nein. Dieser Dämon war ein vollendeter Lügner. Er wusste ganz genau, was er sagen musste, damit die Leute nach seinem Willen handelten. Sie durfte sich von diesen hinterhältigen Halbwahrheiten nicht beeinflussen lassen. »Ich brauche ihn nicht zu fragen. Lachlan hat mir gesagt, dass er für Em kämpfen wird. Dass er bereit ist, für sie zu sterben.«
    Der Dämon lachte auf. »Meine Güte, dich hat’s ja wirklich erwischt. Schau in sein Gesicht, Rachel. Lies die Wahrheit in seinen Augen. Lachlan weiß, dass er sie nicht retten kann. Sie trägt das Mal des Todes auf der Wange, und er kann es sehen.«
    Rachel brauchte Lachlan nicht anzuschauen. Sie spürte, wie er zusammenzuckte. Und trotz des verzweifelten Verlangens, sie zum Schweigen zu bringen, hallten plötzlich Lachlans Worte in ihren Ohren wider: Die Herrin des Todes zeichnet alle, die ihr geweiht sind, mit einem Mal, das nur Seelenwächter sehen können, und von dem Augenblick an, da ich ein Wächter wurde, sah ich es. O Gott. Dieser Blick, mit dem Lachlan sie im Motel angesehen hatte, dieser dunkle, gequälte Blick der Schuld. Es waren nicht Schuldgefühle seinem Bruder gegenüber gewesen – sondern Em. Rachel machte sich von Lachlan los. Diesmal wehrte er sich nicht dagegen. Taubheit breitete sich in ihrem Körper aus. Em würde sterben. Heute Nacht. Und Lachlan würde ihre Seele holen.
    »Er ist nicht der Mann, für den du ihn hältst, Rachel. Hat er zufällig erwähnt, wie er sich seinen Platz im Fegefeuer verdient hat?«
    »Durch die Sünden der Gier« – Rachel sah zu Lachlan, dann wieder zu Drusus – »und des Selbstmords.«
    Der Dämon lächelte. »Bleiben wir einen Moment lang bei der Gier. Lachlan gierte nach Land, und er wollte es so dringend besitzen, dass er gegen die Campbells in den Kampf zog und dabei viele Menschen umbrachte. Alles nur wegen eines winzigen Fleckchens Erde, das hundert Jahre zuvor seiner Familie gehörte.«
    »Das erzählte er mir.«
    »Gut. Dann erzählte er zweifellos auch, wie sein verhasster Feind in das befestigte Herrenhaus gelangen konnte, um Rache zu nehmen.«
    Rachel warf erneut einen Blick auf Lachlan. Seine Augen waren geschlossen. »Nein«, gestand sie.
    »Oh, hat er dieses kleine Detail ausgelassen? Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, warum. Es ist doch solch ein rührender Teil der Geschichte.« Drusus schlenderte hinüber zu Emily und rieb eine ihrer Locken zwischen den Fingern. »Er selbst hat sie hereingelassen.« Rachels Herz setzte für einen Schlag aus. »Nun ja, eigentlich hat er mich hereingelassen, aber das kommt auf dasselbe heraus. Gegen die Anordnung des Clans hat Lachlan einem Fremden von dem geheimen Wassertor in der Nordmauer erzählt und es dann absichtlich unverschlossen gelassen. Warum? Weil wir eine Abmachung hatten. Er bekam Informationen über die Bewegungen seines Feindes, die es ihm ermöglicht hätten, das Land zurückzugewinnen, und ich bekam … Na ja, sagen wir einfach, Lachlan lebte nicht lange genug, um sich an seinem Gewinn aus dem Handel zu erfreuen.«
    Drusus hob den Blick, bis er ihrem begegnete. »Lachlan hat seine gesamte Familie für ein Stück Land verraten, Rachel. Glaubst du noch immer, er ist ein Mann, der sein Leben für deines riskieren würde?«
    Rachels Zunge fühlte sich geschwollen an.
    »Noch nicht überzeugt? Dann hätte ich hier ein weiteres Argument.« Der Dämon zog eine Kette unter dem Brustpanzer hervor und hielt die gläserne Phiole, die daran befestigt war, empor. »Dieses Reliquiar enthält die Seelen seiner toten Frau und seiner Kinder. Lachlan hat dich nur benutzt, Rachel. Alles, was er will, ist, seine Familie vor den ewigen Qualen der Hölle zu bewahren, weil seine Schuldgefühle ihn auffressen. Und das zu Recht.« Rachel starrte auf das Fläschchen aus geätztem Glas. Alles, was Drusus sagte, ergab auf eine widerwärtige Art einen Sinn.
    »Er verdreht die Tatsachen, Rachel«, sagte Lachlan. »Hör nicht auf ihn.«
    »Ist es wahr?«, fragte sie ruhig, ohne Lachlan anzusehen. »Befinden sich in diesem Fläschchen die Seelen deiner Frau und deiner Kinder?«
    »Ja, aber –«
    »Und bist du

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