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Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Titel: Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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sein. Aber es war auch dieselbe Angst, die sie vorwärtstrieb. Sie würde auf keinen Fall sterben, ohne Lachlan noch einmal gesehen zu haben.
    Das Beben ließ nach. Rachel holte gepresst und rasselnd Luft und setzte ihren Weg in die Tiefen des Berges fort. Sie suchte sich vorsichtig einen Weg durch den Gang, indem sie sich mit der Hand an der Tunnelwand entlangtastete. Ein Wiedersehen mit Lachlan bedeutete zugleich ein Wiedersehen mit Drusus, und das war ein eher unschöner Gedanke. Zwei Zauber und ein Kilo Kreuze würden einen zweitausend Jahre alten Dämon nicht sehr lange in Schach halten. Aber wenn Rachel Lachlan wirklich helfen wollte, musste sie länger als eine Minute am Leben bleiben. Nur wie?
    Brians letzte Worte kamen ihr wieder in den Sinn: Ich wünschte, ich könnte dich vom Scheitel bis zur Sohle damit behängen. Mit Kreuzen! Heftig atmend blieb Rachel stehen. Brian hatte kläglich gelächelt, als er das sagte, weil er es für unmöglich hielt. Aber war es das wirklich? Nein. Rachel griff in ihre Handtasche und holte eine Handvoll Stifte heraus. Nicht, wenn die Kreuze nicht unbedingt aus Silber sein mussten.
    Mit den Zähnen riss Rachel die Kappe von einem Filzstift und zeichnete ein einfaches Kreuz auf ihren weißen Turnschuh. Dann arbeitete sie sich rasch das Hosenbein hinauf. Sie musste lächeln. Dieses eine Mal würde ihr Talent, schnell zu arbeiten, auch ihr selbst zugutekommen. Sie zog die Bluse aus, um sie vollständig, vorn wie hinten, zu bemalen. Besorgnis erfasste Rachel, als sie sah, dass die schwarze Farbe auf dem purpurnen Stoff kaum zu erkennen war. Würde ihr Plan trotzdem funktionieren? Ein Seufzen entrang sich ihr. Es würde sich zeigen. Als sie die Bluse wieder zuknöpfte, stieß ihr Ellbogen an den Felsen. Rachel fuhr zusammen. An dieser Stelle, auf einer Länge von ungefähr drei Metern, waren die Wände glatt und trocken – abgeschliffen durch einen unterirdischen Wasserlauf, der hier schon lange nicht mehr floss. Die Decke hing tief, nicht einmal einen halben Meter über Rachels Kopf. Die beengende Umgebung vermittelte das mulmige Gefühl, in der Falle zu sitzen.
    Da schoss Rachel eine Idee durch den Kopf.
Eine Falle
.
     
    Lachlan holte tief Luft und sprang zurück, um einem zweihändig geführten Schwerthieb auszuweichen, der seine Deckung durchdrungen hatte. Der Seelenwächter brauchte etwas Gewaltiges, etwas Schockierendes, etwas, mit dem Drusus nicht rechnete. Etwas … wie einen Blitz!
    Die Höhlenwand in Lachlans Rücken kam immer näher, und Drusus ließ nicht von ihm ab. Die muskulösen Beine des Dämons pflügten durch den Schlamm, während sein schmales Gesicht finstere Entschlossenheit zeigte. Ein Blitz war eine gefährliche Wahl. Wenn sich die elektrische Ladung erst einmal entlud, hatte Lachlan keinerlei Kontrolle mehr darüber, in welche Richtung sich die Energie Bahn brach. Das Bombardement der Feuerbälle und der Felsen hatte seinen Schild in einen alarmierenden Zustand versetzt. Wenn Energie in konzentrierter Form die falsche Stelle traf, war der Kampf vorüber. Aber falls die Entladung Drusus erwischte und seine Abwehr schwächte und falls Lachlan den kurzen Moment nutzen konnte, bevor der Dämon seinen Schild erneuerte – dann hatte er eine überdurchschnittlich hohe Chance, dem Mistkerl sein
claidheamh mòr
ins Herz zu stoßen. Lachlans Plan verlangte zwar eine gehörige Portion Glück, aber ehrlich gesagt gingen ihm gerade die Alternativen aus.
    Das Einzige, das sich in der Höhle noch verwandeln ließ – außer den Wänden selbst –, war der Schlammpfuhl, und so beschloss Lachlan, sich seiner zu bedienen. Der Seelenwächter streckte die Hand aus und fasste in den Morast, um den Schlamm zu befühlen und in seiner Ganzheit zu spüren. Jedes Wassermolekül, jedes Sandkorn wurde ihm vertraut, wurde geschmeidig, wurde ihm eigen. Lachlan spannte die mächtigen Oberschenkel an, nahm die urwüchsige Energie, die in dem Schlick brodelte, in sich auf und gab sie über die Füße an den Boden ab. Die gutturalen Worte des Blitzzaubers lösten sich von Lachlans Zunge, und sofort richtete sich jedes Härchen an seinem Körper auf. Adern aus funkelndem blauen Licht leckten über seine Arme und verästelten sich wie lange Finger bis zu den Felswänden der Höhle. Die einzelnen Stränge prallten ab und kollidierten mit anderen, bis sie sich zu einem dicken Bündel weißer Energie zusammenschlossen. Das schließlich explodierte.
    Auf dem Höhepunkt dieser

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