Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman
Es ist nicht gerade das Ritz.«
»Das ist schon in Ordnung. Mach dich mit den anderen Jungs auf den Weg und bringt Rachel und Emily so schnell wie möglich in Sicherheit«, ordnete Brian an. »Ich warte hier.«
Der Magier nickte.
»Magnus.« Brian wandte sich an einen kräftigen Krieger mit welligem blonden Haar, das ihm bis über die Schultern reichte. »Ich vertraue darauf, dass du diese Damen mit deinem Leben verteidigst.« Dann drehte er sich zu Rachel um.
»Gib dir keine Mühe. Ich bleibe«, sagte sie bestimmt.
Brian runzelte die Stirn. »Lachlan tritt mir in den Hintern, wenn ich zulasse, dass dir etwas geschieht. Ich bewundere deinen Mut, aber was nutzt es, wenn du bleibst? Dies ist ein Kampf, den nur Unsterbliche ausfechten können.«
Rachels Atem ging wieder langsamer, doch ihr Herz hämmerte noch immer, denn es wollte sich nicht mehr gegen die Wahrheit sträuben. Ja, was sie in der Höhle erfahren hatte, tat weh – sehr weh. Doch dieser Schmerz war auf dem scheinbar endlosen Weg hinauf verflogen und hatte eine unleugbare Gewissheit zurückgelassen: dass sie Lachlan MacGregor liebte, trotz all seiner Geheimnisse, trotz all seiner Lügen. Lachlans Beweggründe, die Höhle zu betreten, mochten zwiespältig gewesen sein, aber es waren gute Beweggründe – selbstlose. Wenn Lachlan Drusus wirklich in jener Nacht ins Herrenhaus gelassen hatte, war der größte Übeltäter trotzdem der uralte Verlockungsdämon. Drusus’ durchtriebene Worte änderten nichts an den Tatsachen: Lachlan hatte sein Leben für Em aufs Spiel gesetzt – und für sie, Rachel. Wie konnte sie es ihm da verdenken, dass er versuchte, seine Familie zu retten, selbst wenn das bedeutete, dass er sie Rachel vorzog?
»Ich kann ihn nicht allein gegen Drusus antreten lassen.«
»Er wird nicht allein sein«, entgegnete Brian. »Ich bin schließlich auch noch hier.«
»Aber
hier
bist du ihm keine große Hilfe, oder?« Rachel rappelte sich wieder auf. »Du kommst nicht durch den Grenzzauber. Ich schon.«
Stefan trat kopfschüttelnd auf sie zu. »Was können Sie schon ausrichten?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich Lachlan nicht allein lassen will.«
Der Roma-Magier wechselte einen gequälten Blick mit Brian und seufzte dann. »In Ordnung, gehen Sie zu ihm zurück. Aber ich werde Sie nicht unbewaffnet ziehen lassen. Sprechen Sie mir nach:
Irst am dol marga volumchis.
«
Rachel wiederholte die Worte zweimal, nur um sicherzugehen, dass sie sich den Satz richtig einprägte. »Was bedeutet das?«
»Es ist ein Verstärkungszauber. Wenn Sie auf etwa dreißig Meter an MacGregor herangekommen sind, schließen Sie die Augen, stellen sich einen dicken Panzer vor, der Lachlans Körper umschließt, und sprechen diese Worte.« Stefan zuckte die Achseln. »Kann auf jeden Fall nicht schaden.« Sein Blick fiel auf Rachels kleine Lederhandtasche, die über ihrer Schulter hing. »Sie haben nicht zufällig Wechselgeld bei sich?« Rachel schüttelte die Tasche, und zahlreiche Münzen klimperten darin. »Gut«, sagte der Magier. »Wenn Sie wirklich in Schwierigkeiten kommen, werfen Sie eine Handvoll Münzen in die Luft, sagen:
Figa gi bovismir
und stellen sich vor, dass die Münzen Drusus wie kleine Geschosse bombardieren.«
»Und hier sind noch ein paar Reservekreuze«, sagte Brian und legte Rachel einige zusätzliche Silberketten um den Hals. »Ich wünschte, ich könnte dich damit vom Scheitel bis zur Sohle behängen.«
Rachel lächelte den beiden Männern dankbar zu. Dann ergriff sie die Hand des jungen Seelenwächters. »Geh mit den anderen, Brian, bitte. Beschütze mein kleines Mädchen.«
Im Licht der Taschenlampe begegnete sein Blick dem ihren. Ausnahmsweise sah Brian sehr ernst drein. »Ich werde für ihren Schutz alles tun, das in meiner Macht steht. Viel Glück, Rachel.«
Sie holte tief Luft, drückte ihre Handtasche wie einen kostbaren Schatz an die Brust und ging durch den Zauberbann zurück, um Lachlan zu helfen.
Lachlan erzielte den ersten blutigen Treffer.
Der mächtige Schattenzauber hatte sich um Drusus gewickelt, ihm die Arme eng an den Körper gefesselt und es Lachlan gestattet, einen Hieb ohne Gegenwehr zu platzieren. Obwohl sich Drusus zurücklehnte, fuhr ihm das
claidheamh mòr
durch die Schulter bis zum Lederpanzer, und ein roter Strahl entströmte seinem gespaltenen Fleisch. Der Schattenzauber erwies sich als äußerst wirksam, und Lachlan landete einen zweiten Schlag in den Oberschenkel des Dämons, bevor
Weitere Kostenlose Bücher