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Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Titel: Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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richten Sie Gott bitte aus, dass mir diese unnötigen Verzögerungen allmählich auf die Nerven gehen.«
    Der Schatten eines milden Tadels verdunkelte erneut die Augen des Engels. »Glauben Sie nicht, dass Er bereits alles tut, was getan werden muss?«
    »Nicht, wenn meine Brüder unter Seiner Untätigkeit leiden müssen. Nein. Die Lage ist ernst, und ich würde es begrüßen, wenn Er eingriffe, bevor wir noch mehr gute Männer verlieren. Machen Sie Ihm bitte klar, dass beherztes Handeln notwendig ist.«
    »Sicherlich, das werde ich.« Noch einmal blätterte der alte Mann in seinem Notizbuch. »Aber zuerst muss ich nach – nein, das ist bereits erledigt … ah, ja, nach Peking.«
    Lachlan konnte einfach nicht anders und verdrehte die Augen. Der Engel bemerkte es nicht, da seine in Tweed gehüllte Gestalt bereits in einem Blitz aus blauem Licht verschwunden war. Hoffentlich Richtung China und hoffentlich, bevor der Wächter am anderen Ende der Welt von Dämonen in den Boden gestampft wurde.
    Wirklich, in Anbetracht der Hilfskräfte dort oben war es ein Wunder, dass es überhaupt jemals eine Seele in den Himmel schaffte.
     
    Lachlan drückte den Schalter, und das Fenster der Beifahrertür fuhr nach unten. »Emily, kann ich dich nach Hause bringen?« Die beiden Mädchen blieben neben dem Wagen stehen und spähten hinein. Beide waren in tiefschwarze Gothic-Tracht gekleidet und trugen mit Graffitisprüchen bedeckte Rucksäcke über der Schulter. Emily runzelte skeptisch die Stirn und sah zu ihrer Freundin. Lachlan kannte sie vom Jahrmarkt – ein eher stämmiges Mädchen mit kurzem schwarzem Haar und drei Silberpiercings in der Lippe. »Das geht schneller als mit dem Bus«, argumentierte er, um ihr sein Angebot schmackhaft zu machen. »Und ich habe eine Klimaanlage.«
    Nach einer kurzen, wortlosen Zwiesprache mit ihrer Freundin heftete Emily den Blick wieder auf ihn. »Kann Sheila auch mitkommen?«
    Dass Sheila täglich zur Schule ging, schloss die Möglichkeit weitgehend aus, dass sie ein Dämon war, aber es würde nicht schaden, sie auf der Heimfahrt im Auge zu behalten. »Klar.« Lachlan nickte.
    »Cool.«
    Die Mädchen stiegen ein, Emily auf den Beifahrersitz und Sheila in den Fond. Sie warfen ihre Rucksäcke von sich, ohne darauf zu achten, wo sie landeten. Lachlan zuckte zusammen, als etwas Metallisches das Fensterglas traf.
    »Schönes Auto.« Sheila strich mit der Hand über die graue Rückbank. »Ist es schnell?«
    »Sehr schnell. Sogar schneller, als ich fahren kann«, bestätigte er und zwinkerte ihr im Rückspiegel zu. In den schwarz umrandeten Augen des Mädchens war keinerlei Arglist zu lesen, nur Ehrfurcht. »Ich bin meist nur in der Stadt unterwegs.«
    »Sie sollten Rennen fahren. Samstagabends in der Cooper Street zum Beispiel.«
    »Lieber nicht«, bemerkte Lachlan trocken und deutete mit einem Finger auf seinen weißen Kragen. »Ich glaube, der Bischof wäre nicht sehr erfreut.« Beide Mädchen lachten.
    Lachlan förderte aus seiner Erinnerung längst vergessene, eingerostete soziale Fähigkeiten zu Tage und unterhielt die beiden, bis er vor dem biskuitfarbenen Siebziger-Jahre-Bungalow hielt, in dem Sheila wohnte. Der Rasen war seit Wochen nicht gemäht worden, und Kinderspielzeug lag überall in der Einfahrt verstreut. In Sheilas Gesicht trat ein angespannter Ausdruck, als die windschiefe Fliegengittertür ins Blickfeld geriet. Dann stieg sie, den Rucksack hinter sich herziehend, aus dem Auto. »Bis Montag, Em.«
    Emily nickte. »Wir chatten später.«
    Lachlan sah zu, wie das junge Mädchen auf das Haus zuging. Sheilas Schultern sanken nach unten, und das Kinn fiel ihr auf die Brust. Wenn sie ein Dämon war, musste sie in ihrem früheren Leben Schauspielerin gewesen sein. »Ist mit Sheila alles in Ordnung?«
    Emily ließ sich vorsichtshalber nichts anmerken. »Ihr Dad ist ein Säufer.«
    Lachlan fühlte Zorn aufsteigen. »Schlägt er sie?«
    »Normalerweise nicht. Aber sie muss den ganzen Haushalt schmeißen, und ihre kleinen Brüder sind totale Nervensägen. Ihr Dad liegt einfach nur vor dem Fernseher und schläft.«
    Obwohl es Lachlan widerstrebte, Sheila ihrem Schicksal zu überlassen, fuhr er los und fädelte sich wieder in den Verkehr ein. »Und was ist mit deinem Vater? Wie ist er so?«
    Ems Blick wurde weich. »Mein Dad ist toll. Mit ihm kann man sich totlachen. Wir verstehen uns richtig gut.«
    Emilys Aussage stand in krassem Widerspruch zu Rachels Beschreibung. Lachlan hatte eher den

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