Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman
Tür ihrer Tochter. »Ich wünschte, ich könnte auch Em davon überzeugen.«
Lachlan trat einen Schritt zurück und sah Rachel geradewegs in die Augen. »Lass ihr Zeit.« Dann drückte er einen kurzen, aber zärtlichen Kuss auf Rachels Lippen. »Ich muss jetzt gehen, und du solltest auch schlafen. Ich melde mich morgen früh bei dir.«
»In Ordnung.«
Dann schlüpfte er in seine Schuhe und war bereits wenige Augenblicke später fort. Rachel starrte mit Augen, die jede Sekunde kleiner wurden, auf die Wohnungstür. Sie wünschte, dass der Abend ein wenig anders geendet hätte, aber auch Schlafen war ziemlich reizvoll. Jetzt hatte sie ein Date mit einem weichen Kissen und kühlen Baumwolllaken. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Emily auch wirklich im Bett lag, seufzte sie erleichtert.
Lachlan musste siebzehn Minuten lang streng meditieren, um den Kopf so frei zu bekommen, dass er den Vorladungsgesang intonieren konnte. Rachels süßer Geschmack wollte nicht von seinen Lippen weichen, und dafür konnte er nur sich selbst die Schuld geben. Ihr Blick in seine Augen, als er aufgewacht war – jener Blick, mit dem sie ihn eindeutig als Mann angesehen hatte, nicht als Priester – hatte Lachlan in die Knie gezwungen. Er hatte ganz genau gewusst, was geschehen würde, wenn er sie küsste, und er hatte es trotzdem getan.
Nun beharrten seine Instinkte darauf, dass sie zu ihm gehörte. Beharrten darauf, dass er ein Recht hatte, sie zu lieben und sie niemals wieder ziehen zu lassen. Eine Vorstellung, die nicht Wirklichkeit werden würde.
Er knallte im Geiste eine Tür zu und versuchte sich noch einmal an dem Gesang. Diesmal erhielt er Antwort, auch wenn es nicht die war, auf die er gehofft hatte. Die Herrin des Todes schickte ihm einen ihrer magersüchtigen Leibwächter, statt selbst zu kommen. Lachlan funkelte das graugesichtige Gespenst böse an. »Dies ist ein offizielles Gesuch. Ich habe mich genau an das Protokoll gehalten. Beweg deinen dürren Hintern zurück zu ihr und sag, dass sie selbst herkommen muss.«
Der milchäugige Wächter starrte Lachlan einen endlosen Augenblick lang an, dann nickte er plötzlich und verschwand. Zehn Sekunden später wurde der Seelenwächter ohne jede Vorwarnung und ohne die übliche Möglichkeit der Vorbereitung durch die froststarrende Kälte von Zeit und Raum gerissen.
»Es wäre gut, wenn es hierfür einen wichtigen Grund gibt, MacGregor. Sonst könnte ich noch auf die Idee kommen, dir dafür, dass du mich verärgert hast, eines deiner Ohren abzuschneiden.«
Lachlan war bereits so weit aufgetaut, dass er die Augen öffnen konnte. Ihre Majestät der Tod stand vor ihm und puderte sich die ohnehin bereits blasse Nase, während sie in einen großen, grell beleuchteten Frisierspiegel starrte. Sie trug schwarze Stilettos, transparente schwarze Strümpfe und einen knackeng sitzenden schwarzen Anzug. Das weiße Haar war zu einem straffen Knoten zurückgekämmt, der die zarten Wangenknochen ihres Gesichts noch mehr betonte.
Ihr Blick traf den seinen im Spiegel. »Sprich.«
Lachlan sah sich um. Sie schienen sich in einer öffentlichen Toilette zu befinden – der Ausstattung nach zu urteilen irgendwo in Europa. Zwei ihrer Leibwachen blockierten die Tür. »Ich benötige eine Waffe, mit der sich ein Verlockungsdämon bezwingen lässt.«
Ihr Lachen klang wie Wasser, das über Eis fließt. »Das kann nicht dein Ernst sein.«
»Die Seele des Mädchens steht auf dem Spiel.«
Die Herrin des Todes klappte eine Puderdose geräuschvoll zu und verstaute sie in ihrer Handtasche. Dann wirbelte sie zu Lachlan herum und verschränkte die Arme über der Brust. »Dieser Verlockungsdämon hat sie eingewickelt?«
»Ja.«
Ihr langer weißer Nagel fuhr über den Ärmel des Anzugs. »Bei allen bösen Göttern, ich hasse diesen elenden Mistkerl!« Lachlan blinzelte.
»Selbstsüchtig bis ins Mark, ein Schurke der schlimmsten Sorte. Er hat keinen Grund sich einzumischen, keinen Grund, mir in die Quere zu kommen. Das macht er nur, um mich zu ärgern.«
Da es Lachlan unwahrscheinlich erschien, dass sie sich die Mühe machte, einen untergeordneten Dämon derart zu beschimpfen – nicht einmal einen, der derart alt war wie Drusus –, fragte er: »Satan?«
»Wer sonst?«
»Dann gebt mir geeignete Waffen, und ich werde ihm und seiner Höllenbrut das Handwerk legen.«
Sie schnaubte. »Versuche nicht, dich auf ein Spiel mit mir einzulassen, MacGregor. Was habe ich zu gewinnen, wenn ich dich
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