Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman
gerade auf den Kopf gefallen bist.«
Das Vibrieren seines tiefen Lachens setzte sich von seinem Brustkorb in ihren fort. »Du sagst das so, als würdest du glauben, dass sich ein Männergehirn nur mit schönen Frauen beschäftigen kann.«
Rachel grinste. Und dann, da er sie indirekt schön genannt hatte, küsste sie ihn erneut, diesmal auf die Lippen.
»Vielleicht«, murmelte Lachlan, »ist das der richtige Zeitpunkt, um zu erwähnen, dass Emily in ihrem Zimmer ist und zumindest vor zehn oder zwanzig Minuten noch hellwach war.«
»Oh, Mist.« Rachel kam mit den Füßen auf den Boden und stand – mit einem Blick zu Ems Zimmer – von der Couch auf. Die Tür war glücklicherweise zu. Hastig fuhr Rachel mit den Händen unter ihr Hemd und schloss den BH wieder. »Welch ein perfektes Vorbild.« Rachel zog eine Grimasse, während sie ihr Haar so weit glättete, dass es wieder entfernt an eine Frisur erinnerte.
Lachlan setzte sich auf. »Du bist Emily eine gute Mutter.«
»Trotzdem ist es ein bisschen scheinheilig von mir, meiner Tochter zu erzählen, dass man schwarz gekleidete Männer, die man kaum kennt, nicht küssen sollte, meinst du nicht auch?«
Lachlan öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder.
»Also gut.« Rachel ließ sich in den Samtsessel Lachlan gegenüber sinken und faltete die Hände artig im Schoß. »Wie lief euer Gespräch? Hast du etwas von Em erfahren?«
»Ja.«
Lachlan war verdächtig kurz angebunden, und Rachel schoss einen Blick wie einen Pfeil auf ihn ab. »Was? Ist es schlimm?«
»Drew hat sich erfolgreich in Emilys Herz eingeschlichen. Sie mag ihn sehr. Es wird schwierig, die beiden auseinanderzubringen.«
»Hast du sie nach Drogen gefragt? Nimmt sie welche?«
»Ja, ich habe sie gefragt, und nein, noch nicht.«
»Das ist doch gut, oder? Vielleicht wird er sie nicht –« Rachels Hände krallten sich ineinander. »Du glaubst, dass es nur eine Frage der Zeit ist, oder? Dass er sie sich langsam gefügig machen wird?«
»Ja.«
»Ja?«
Vor Rachels Augen erstand das Bild ihrer geliebten Em, mit wildem Blick, völlig abgezehrt, verzweifelt nach dem nächsten Schuss gierend. Plötzlich erschien es Rachel nur zu real. In ihrer Brust wurde es so eng, dass sie kaum noch atmen konnte. »Wie kannst du nur derart ruhig sein? Drew manipuliert sie, und der Weg, auf den er sie führen will, wird wahrscheinlich mit ihrem Tod –«
»Rachel, hör auf.« Lachlan zog sie aus dem Sessel. Seine Stimme war sanft. »Es wird alles gut, vertrau mir. Ein Besuch bei Drew steht als Nächstes auf meiner Liste.«
»Reden allein wird nichts helfen. Wir müssen handeln!«
»Mach dir keine Sorgen.« Lachlan nahm sie in die Arme. »Ich werde ihn nicht noch einmal entkommen lassen. Diesmal nicht. Darauf hast du mein Wort. Ich werde tun, was getan werden muss, damit er seine gerechte Strafe bekommt.«
Das Versprechen, das Lachlan leise und aufrichtig vorbrachte, ließ keinen Raum für Zweifel, und Rachel entspannte sich. Sie schmiegte sich in seine Umarmung, drückte das Gesicht an die breite Brust und atmete den beruhigenden Duft ein. »Ich bin eine dumme, hysterische Mutter, nicht wahr?«
»Du liebst deine Tochter eben.«
»Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so werde. Du weißt schon: eine überfürsorgliche, ängstliche Glucke. Meine Eltern haben mir eine ziemlich lange Leine gelassen, in der ich mich verdammt oft verheddert habe. Sie haben mich sogar in Paris Kunst studieren lassen, als ich kaum zwanzig war.« Rachels Blick fiel auf die Pfeife aus Ahornholz auf dem Kaminsims. Das Holz war durch den häufigen Gebrauch ganz schwarz geworden. Es war die Pfeife ihres Vaters.
»Man verändert sich im Laufe der Zeit«, sagte Lachlan.
»Ja, das ist wahr.« Die Ehe mit Grant hatte sie allerdings verändert. Rachel war seinem lässigen Charme und unwiderstehlichen Lächeln erlegen, nur um enttäuscht zu werden. Grant war nicht bereit gewesen für ein Familienleben, hatte sich durch die Verpflichtungen ihnen gegenüber eingeengt gefühlt. Jedes Wochenende war er in die Stadt entschwunden, sodass Rachel gezwungen gewesen war, sämtliche Belastungen allein zu schultern. Sie erschauderte.
Lachlans Umarmung wurde noch fester. »Ich schätze, ich habe es wohl etwas übertrieben«, gab sie zu. »Jetzt bin ich so verkrampft, dass ich nicht loslassen kann und sich Em damit umso mehr von mir entfernt.«
»Deine Angst ist berechtigt. Drew ist eine ernstzunehmende Gefahr.«
Rachel sah zur
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