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Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Titel: Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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Plötzlich kam der Bus quietschend vor dem Apartmentkomplex zum Stehen.
    Carlos ließ Ems Hand los. »Morgen zur gleichen Zeit?«
    »Ja.« Mit gesenktem Kopf, sodass ihr langes, mit Strähnchen durchzogenes Haar das Gesicht verbarg, ging Em nach vorn und stieg aus dem Bus. Obwohl sie entschlossen war, sich nicht wie ein liebestolles Huhn zu benehmen, konnte sie sich einen Blick auf Carlos nicht verkneifen. Er beobachtete sie, wie sie es erwartet hatte. Aber als sich diesmal ihre Blicke trafen, verzog sich sein Mund zu einem winzigen Lächeln, und Ems Herz machte einen Sprung.
    Er mochte sie wirklich.
     
    Die Internetrecherche hob Rachels Laune kein bisschen. Wikipedia zufolge gab es zwar eine wahnhafte Störung, die zu Lachlans Symptomen passte, aber mit der gingen für gewöhnlich eine sexuelle Dysfunktion und eine gewisse Neigung einher, hypersensibel und streitsüchtig zu reagieren. Und diese Beschreibungen wurden Lachlan nun überhaupt nicht gerecht. Doch Rachel war noch nicht in der Lage, die zweite Möglichkeit zu akzeptieren – dass Lachlan tatsächlich tot war.
    Deshalb gab sie
Drusus
in das Eingabefeld bei Google ein. Sie suchte sich durch Hunderte nutzloser Seiten, bevor sie auf einen Eintrag über den Sohn eines römischen Feldherrn stieß, einen S. Cornelius Drusus Magnus, der im zarten Alter von zweiundzwanzig Jahren anscheinend an einer Vergiftung gestorben war. Die Beschreibung stimmte mit Drews Äußerem überein: schmale Gestalt, blonde Locken und grüne Augen. Interessanterweise hatte er zu seiner Zeit als aufgehender Stern am Politikhimmel gegolten, als brillanter Stratege und begabter Redner. Das würde Drews flinke Zunge erklären, aber nicht, weshalb er in die Hölle gekommen war. Rachel versuchte es weiter, sie tippte
Drusus Dämon
ein.
    Leider kam genau in diesem Moment Nigel vorbei, erhaschte einen Blick auf den Monitor und wäre fast über die Troddeln seiner Gucci-Slipper gestolpert. »Was machen Sie da?«
    Obwohl Rachel schnell ihren Corel DRAW -Bildschirm aktivierte und zwei Grafiken übereinanderschob, so als wäre sie die ganze Zeit damit beschäftigt gewesen, war es nicht angebracht, zu lügen. »Ich schlage nur rasch für einen Freund etwas im Internet nach.«
    »Rachel …«
    Sie wurde rot. »Es ist bereits nach fünf Uhr.«
    Mit einem tiefen Seufzer trat Nigel zwei Schritte zurück und lehnte sich an die Trennwand der Bürobox. Sein malvenfarbenes Seidenhemd passte perfekt zum Gestell seiner Designerbrille. »Haben Sie sich bereits Matts Illustrationen angesehen?«
    »Ja.«
    »Und haben Sie mit ihm besprochen, was er daran verbessern kann?«
    »Ja.«
    »Wird er die Zeichnungen fristgerecht abliefern?«
    Rachel runzelte die Stirn. »Ich bin nicht sicher. Er geht mit Feuereifer zu Werke, aber ohne große Originalität. Seine Entwürfe sind …«
    »Für die Tonne?«
    Rachel wurde noch röter. »Na ja …«
    »Sie wissen, dass Sie am Ende alles selbst machen müssen, oder? Warum wohl, meinen Sie, hat Celia Matt Ihrem Team zugeteilt? Ihr war klar, dass Sie die Einzige sind, die das alles in der kurzen Zeit schaffen kann.« Nigel schnalzte teilnahmsvoll mit der Zunge. »Sie haben keine Zeit, im Netz zu surfen, Liebes. Sie haben kaum Zeit, aufs Klo zu gehen. Wenn ich Sie wäre, würde ich endlich durchstarten.«
    Um ihren guten Willen zu zeigen, kehrte Rachel auf die Internetseite zurück und schloss das Fenster. »Bin schon dabei.«
    »Sehr schön.« Nigel richtete sich auf. »Legen Sie mir die fertigen Entwürfe auf den Tisch, bevor Sie gehen.« Dann war er fort. Er tänzelte den Flur entlang und ließ Rachel mit juckenden Fingern zurück. Sie wollte unbedingt mehr über Drusus lesen, aber die Zeit verstrich, und sie hatte noch viele Illustrationen vor sich.
    Die Recherche würde warten müssen, bis sie zu Hause war.
     
    Lachlan schloss das E-Mail-Fenster und seufzte.
    Eine Seelenkollekte war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte – jetzt, da Rachel nicht mehr wusste, was sie von ihm halten sollte, und Drusus jeden Moment zuschlagen konnte. Außerdem sollte er Emily rund um die Uhr beobachten und nicht quer durch die ganze Stadt fahren und sich um einen Todgeweihten kümmern. Aber Seelenwächtern stand es nicht zu, einen Auftrag abzulehnen.
    Lachlan erhob sich und ging im Geiste die Einzelheiten der Kollekte durch. Ein lautes Klopfen unterbrach seine Gedanken. Er begab sich zur Tür, spähte durch den Spion und öffnete. Ein junger Asiate mit einer grünen Kappe und der

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