Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit
Mensch, wenn er überhaupt einer war. Doch was war er?
Er nahm meine Hand. Seine Berührung ließ meinen Puls sogleich schneller schlagen. Schon kamen die Bilder von heute Nachmittag wieder — wie er mich an die Wand gedrückt hatte, sein Kuss, der mich fast vergessen ließ zu atmen … Ich schüttelte den Kopf. An so etwas war jetzt nicht zu denken.
Dann klopfte er an der Tür. Sie öffnete sich. Dahinter tauchte ein schwarzer, zwei Meter großer Muskelprotz auf.
„Hey Dante, na, wie geht`s?“ Er hob seine Hand zu einem freundschaftlichen Gruß.
„Hallo, Jim. Gut und dir?“
„Gut, danke, kommt rein“, bat er. Jim trat zur Seite, damit wir eintreten konnten.
Drinnen war es warm. Gedämpfte Musik, Gelächter und Stimmen waren zu hören, bis uns die nächste Tür aufgemacht wurde. Die Musik wurde lauter und das Stimmengewirr deutlicher. Dante begrüßte zwei weitere Männer, als würde er sie seit Jahren kennen.
Er führte mich zu einem Tisch. Ganz Gentleman rückte er mir den Stuhl zurecht, damit ich mich setzen konnte. Er bückte sich zu mir herunter.
„Ich spiele oft hier.“
Er setzte sich zu mir und winkte die Kellnerin herbei. Die Bar war zum Bersten voll. Ich war überrascht, dass wir überhaupt sitzen konnten.
„Hallo, ihr zwei, was darf es denn sein?“, fragte die Frau, die an unseren Tisch trat. Ihre braunen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Dazu trug sie einen viel zu kurzen Rock, was den männlichen Gästen ganz sicher gefiel — so wie die ihr auf den Hintern starrten.
„Ich nehme eine Cola“, sagte Dante. „Sara?“
„Ähm … ein Wasser, bitte.“
„Mit oder ohne Kohlensäure?“
„Ohne.“
Dante lächelte, aber sagte nichts, saß nur da. Ich hatte keine Ahnung, wie ich anfangen sollte.
„Dante, was ist das zwischen uns?“, platzte es aus mir heraus.
„Was meinst du?“
„Zuerst küsst du mich, sagst aber dann, es sei nicht gut und rennst davon … und lässt mich total verwirrt zurück. Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll.“
Er sagte nichts, sondern beugte sich über den kleinen, runden Tisch. Zärtlich strich er mir mit dem Daumen über die Wange. „Es tut mir leid, dass du meine Launen ertragen musst.“
Ich hob meine Hand, um sie auf die seine zu legen.
Er lächelte verführerisch und küsste mich — vor allen Leuten in der Bar. Mir wurde ganz warm — und das nicht durch die Hitze, die im Raum herrschte.
„Ich breche gerade alle Regeln, Sara.“
„Sind Regeln denn nicht da, um gebrochen zu werden?“, fragte ich ungewohnt kokett.
Er beantwortete meine Frage mit einem erneuten Kuss, der meine Sehnsucht nach mehr weckte.
„Wenn ich bei dir bin, ist es schwer, es nicht zu tun.“
„Ich weiß, du bist nicht … aber das ist mir egal.“
„Was denkst du, bin ich?“
„Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht.“ Ich schluckte einmal. „Vielleicht ein unsichtbarer Geist.“ Mein Blick war auf den Tisch geheftet.
Er lächelt. „Für dich war ich doch nie unsichtbar, nicht wahr?“
„Nein.“
Er sah mich eindringlich an, als suche er nach einer Antwort. „Gib mir mal deine Hand“, bat er.
Ich streckte sie ihm entgegen. Er legte seine Finger auf meinen Handrücken, wo ich mich heute Abend beim Abwaschen geschnitten hatte. Eine Wärme breitete sich über meiner ganzen Haut aus. Dann strich er sanft darüber und nahm die Hand weg. Der Schnitt war verschwunden.
Ich war nicht so überrascht, wie er es erwartet hatte. Weil ich lächelte, sah er mich ein bisschen verwirrt an.
„Danke, aber ich glaube, der Schnitt war nicht tödlich“, sagte ich.
„Es ängstigt dich nicht?“
„Nein. Falls du vergessen hast, du hast mir vor nicht allzu langer Zeit das Leben auf diese Weise gerettet.“
Er schüttelte den Kopf. „Ich sollte mir Sorgen machen, dass du jedem so vertraust. Vor allem, da du nicht weißt, was an diesem Tag wirklich passiert ist.“
„Das tue ich nicht … du bist nicht jeder.“ Verlegen sah ich auf meine Hände, die nervös auf dem Tisch lagen.
Er legte einen Finger unter mein Kinn und hob meinen Kopf. „Bin ich nicht?“ Sein Blick brachte mich wieder einmal aus der Fassung.
„Nein“, sagte ich so leise, dass ich nicht wusste, ob er es gehört hatte.
Er lächelte mich an und strich mir spielerisch mit seinen Fingern über die Handfläche.
Die Kellnerin brachte die Getränke. Wir bedankten uns, ohne den Blick voneinander abzuwenden.
Ein paar Minuten saßen wir still da und sahen uns nur
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