Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit
betrachten zu können. Die Griffe waren wunderschön, mit zwei eingearbeiteten blauen Edelsteinen. Dante bemerkte mein Interesse, deswegen zog er eins der Schwerter heraus. Man hörte deutlich den Klang der Klinge. Auf dem glänzenden Metall waren Schriftzeichen eingraviert.
„Was steht da?“, fragte ich fasziniert.
„Wächter.“
„Und wovon?“
„Von gar nichts.“ Traurigkeit lag in seiner Stimme. Er steckte das Schwert zurück in den Schaft und setzte sich aufs Sofa. „Und?“
„Was?“, fragte ich.
„Ich warte auf deine Fragen. Du bist doch sonst so neugierig“, sagte er grinsend.
Ich lief noch ein wenig im Zimmer umher, dabei versuchte ich, mir meine Fragen zurechtzulegen. Ich durchstöberte gerade die Bücher in seinem Regal, als Dante mich von hinten umarmte.
„Setz dich zu mir, Sara“, bat er. „Wir können es nicht mehr hinauszögern, meine Familie kommt bald wieder.“
Ich drehte mich zu ihm. Leicht streichelte er mir mit den Fingern über die Wange. Ich liebte es, wenn er mein Gesicht so berührte. Ich schloss die Augen und spürte seine Lippen auf meinen. Ein leichter, sanfter, zärtlicher Kuss, fast schon unschuldig.
„Ich kann unsere Beziehung nicht verteidigen, wenn ich nicht weiß, ob du damit leben kannst, was ich bin.“
„Ich weiß, dass du ein Unsterblicher bist. Ich habe es vielleicht noch nicht richtig realisiert, aber es ist mir klar.“
„Du kennst den Rest nicht.“
„Ich kann mit allem leben, solange du bei mir bleibst“, antwortete ich so leise, wie er gefragt hatte.
Wir setzten uns aufs Sofa.
„Bist du bereit zu sehen, wo ich herkomme?“
„Kannst du es mir etwa zeigen?“ Meine Augen weiteten sich.
Dante nahm einen weißen Kristall aus seiner Hosentasche und legte ihn auf seine flache Hand.
„Was ist das?“, fragte ich zögernd.
„Der Schlüssel zu meiner Welt“, antwortete er.
Der Stein hob sich von seiner Hand. Mitten im Zimmer schwebte er in der Luft. Unerwartet gab es einen Knall, als wäre er explodiert. Vor Schreck kniff ich die Augen zu, während ich nach Dantes Hand griff.
„Du kannst die Augen wieder öffnen“, sagte er mit einem unterdrückten Lachen.
Langsam öffnete ich meine Augen. Ich konnte nicht glauben, was ich sah. Wir saßen nicht mehr in seinem Zimmer auf dem Sofa, sondern auf einer Art Parkbank aus massivem Holz. Ich war sprachlos. Mit offenem Mund erhob ich mich. Es war nicht in Worte zu fassen, welchen Ausblick ich hatte. In meinen Träumen hatte ich ihn schon viele Male gesehen, aber die Realität war noch überwältigender.
Wir standen auf einem Hügel, zu meinen Füßen lag eine Stadt inmitten eines Paradieses aus Palmen, Bäumen und Blumen. Das Meer war Türkis und der Strand war so weiß, dass er mich blendete.
Dante stand auf, stellte sich neben mich und legte seinen Arm um meine Schulter. „Darf ich vorstellen … Atlantis.“
„Ist das dein Ernst?“, fragte ich ungläubig. „Ich dachte immer, es sei nur eine Legende.“
„Wie du siehst, sind wir nicht untergegangen.“
„Das … das ist … einfach unglaublich“, stammelte ich. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“
Ich starrte hinunter zum Meer. Der Duft des Salzwassers kribbelte mir in der Nase. „Und du dachtest, ich würde mich davor fürchten. Du stammst aus Atlantis, Dante.“
Ich wollte dem kleinen Pfad, der zum Strand führte, folgen.
„Warte, Sara“, hielt er mich zurück. „Du kannst da nicht runtergehen. Es ist nicht real, nur eine Illusion. Ein Standbild von dem, was es einmal war“, sagte er traurig.
Er setzte sich wieder auf die Bank. Einen kurzen Augenblick noch gönnte ich mir diese fantastische Aussicht, dann setzte ich mich neben ihn.
„Du meinst wie ein Foto?“, fragte ich.
„In der Art, ja“, antwortet er.
„Wo liegt Atlantis?“ Mit ungeduldiger Neugier sah ich ihn an.
„Atlantis ist für die Menschen nicht sichtbar. Es gibt zwei Ebenen. Die Welt der Menschen und unsere. Mit dem Kristall konnten wir, wann immer wir wollten, zwischen den beiden Seiten wechseln“, erklärte mir Dante ruhig.
„Warum seid ihr hier anstatt dort?“, fragte ich und rutschte näher zu ihm heran.
„Bevor wir zur Flucht gezwungen wurden, war unsere Welt gespalten. Auf der einen Seite der rechtmäßige König Noar Drago und auf der anderen Edion, der den Norden der Insel mit den Dämonen der Unterwelt überfiel und eroberte. Barbas und der, der dich angeschossen hat, waren Dämonen. Vielleicht sind dir ihre Augen
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