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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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und zog mich hoch.
    »Vorwärts, mein Junge!« sagte eine vibrierende Stimme. »Nach dem Kampf haben wir Zeit, die Toten zu betrauern!«
    Es war Levinson.
    Der alte Biologe drückte mir einen Laserstrahler in die Hand. Ich sah, daß er selbst eine gleiche Waffe trug. Sein weißes Haar hing ihm wirr ins Gesicht. In seinen Augen flackerten Schmerz und Angst. Aber ein verzweifelter Mut schien ihm immer wieder Kraft zu geben.
    Er lief los, und ich folgte ihm.
    Bald holten wir Sergius Cato ein. Der Chefwissenschaftler zog den linken Fuß nach; der Streifschuß aus einer Schockwaffe mußte ihn getroffen haben. Alexander Bogunow blutete aus einer häßlichen Schulterwunde. Aber er ging mit zusammengepreßten Lippen weiter. Die neun Elitesoldaten des Wachtrupps dagegen waren entweder tot oder gelähmt. Sie hatten anscheinend nicht mit einem ungestümen Angriff gerechnet. Möglicherweise waren sie sogar davon überzeugt gewesen, wir würden die Arme hochnehmen, sobald sie nur auftauchten.
    »Wo ist Daniel?« fragte ich.
    Plötzlich erkannte ich, daß dieses biosynthetisch entstandene Wesen mehr für mich war als nur ein Verbündeter.
    »Er hält sich in Reserve«, erwiderte Cato knapp.
    »Aber wieso …?« begann ich.
    Der Chefwissenschaftler lachte zornig.
    »Glaubst du, wir würden jetzt noch in die Lufterneuerungsanlage hineinkommen! Sie ist automatisch abgeriegelt worden. Wir ziehen uns in die Frachträume zurück. Dort finden wir hoffentlich genügend brennbares Material, um dem Kommandanten der GOLIATH mit der Vernichtung des Schiffes drohen zu können. Inzwischen muß dein Freund sich etwas einfallen lassen.«
    Ich schluckte.
    Wie in Trance folgte ich den anderen eine enge Nottreppe hinunter.
    So hatte ich es mir nicht vorgestellt.
    Deprimiert und ohne Hoffnung kletterte ich die Stufen hinab. Nach einigen Minuten erreichten wir das Ende des Treppenschachtes.
    Natürlich war das Schott zum Frachtraum geschlossen. Wahrscheinlich konnte man uns von der Kommandozentrale aus sogar beobachten.
    Seltsamerweise schien Sergius Cato nicht die gleichen Befürchtungen zu hegen. Er befahl, so eng wie möglich zusammenzurücken, damit alle in den Treppenschacht hineinpaßten.
    »Sir!« stieß ich hervor. »Das …«
    Er wandte sich um und legte den Finger auf den Mund. Mehr als diese Geste beeindruckte mich jedoch sein zwingender Blick.
    Ober uns krachte ein Schott zu.
    Kurz darauf knackte es in den Wandlautsprechern.
    »Hier spricht der Generalsekretär des Sicherheitskomitees«, schallte es uns verstärkt entgegen. »Geben Sie es auf, Cato. Sie sind eingesperrt. Wenn Sie sich zur Kapitulation bereiterklären, sollen Sie eine Gerichtsverhandlung bekommen; wenn nicht, lasse ich nach Ablauf von fünf Minuten Giftgas in den Schacht blasen!«
    Auf Catos Gesicht erschien der Ausdruck gespannter Erwartung.
    Ich begann an dem Verstand dieses Mannes zu zweifeln.
    Sah er denn nicht ein, daß unsere Lage aussichtslos war?
    Plötzlich öffnete sich das schwere Panzerschott vor uns. In der Erwartung einer tödlichen Salve versteifte sich mein Körper unwillkürlich.
    »Okay!« sagte Sergius Cato. »Wir brauchen Sie nicht mehr, Herr Generalsekretär!«
    Die schwerbewaffneten Soldaten im Frachtraum lachten.
    »Es lebe Präsident Laval!« sagte Cato.
    »Nieder mit dem Komitee!« schrien die Soldaten.
     
    *
     
    »Der Plan war ganz einfach«, erklärte Sergius Cato in der Mannschaftsmesse. »Präsident Laval wußte nicht, wer die Gefangenen des Komitees waren. Er vermutete allerdings, daß ich mich darunter befand, weil ich mich nicht mehr von Bord der SKANDERBEG meldete. Aber Gewißheit brachte ihm erst unser Freund Daniel. Das war zu der Zeit, als unser Vorstoß zur Lufterneuerungsanlage fehlgeschlagen war. Nun konnte nur noch ein sofortiges Eingreifen des Weltpräsidenten die Lage retten.«
    Er nickte Pierre Laval zu, der am anderen Ende des langen Tisches saß.
    Der Weltpräsident erhob sich.
    »Das Sicherheitskomitee hat uns praktisch geholfen, seine Macht zu brechen«, sagte er voller Ironie, »indem es bei allen Uneingeweihten mit Erfolg den Eindruck erweckte, die Erde würde vom Weltpräsidenten regiert. Als Daniel mir Mr. Catos Nachricht überbrachte, schickte ich meine wenigen Getreuen in den Frachtraum. Angeblich, um ein Ausbrechen der ›Meuterer‹ zu verhindern, in Wirklichkeit jedoch, um den Generalsekretär in Sicherheit zu wiegen und ihn zu verleiten, seinen Plan auf der hermetischen Abriegelung des Nottreppenschachts

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