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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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von uns Menschen!« entgegnete ich ärgerlich. »Du bist ein Venusier!«
    »Ich bin ein Erdmensch, Berry! Die Erde hat mich hervorgebracht, wenn auch mit Hilfe ihrer Wissenschaft. Aber das ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, daß ich wie ein Erdmensch denke.«
    »Nicht ganz«, sagte ich. »Du denkst irgendwie kompromißloser als wir, einschneidender – und du bist gewalttätiger.«
    »Gewalt gegen Gewalt«, gab Daniel zurück. »Du kannst keine Mauern niederreißen, indem du Tränen vergießt!«
    Er lächelte, und es war ein menschliches Lächeln.
    »Deine Einstellung ehrt dich, und sie gibt mir die Gewißheit, daß du die Macht niemals mißbrauchen würdest.«
    »Noch habe ich sie nicht, mein Freund. Und ich bin zu jung, um sie ausüben zu können.«
    »Dann sorge dafür, daß andere würdige Erdmenschen sie erhalten. Zum Beispiel Sergius Cato oder Andreas Hardenstein oder Levinson, der mich erschuf.«
    Ich nickte.
    »Und vergiß eines nicht«, fuhr Daniel eindringlich fort, »wir müssen uns zuerst Waffen besorgen, und im Notfall müssen wir sie benutzen.«
    Ich dachte an den Verformten, den ich in der Venusstation getötet hatte. Aber das war etwas anderes gewesen. Ich hatte ihn für ein Ungeheuer gehalten. Jetzt aber sollte ich auf Menschen schießen.
    Dann tauchte vor meinem geistigen Auge das Bild des Psychologen auf, wie er – brutal zusammengeschlagen – aus dem Verhörzimmer geführt wurde.
    »Gut, Daniel. Ich werde schießen, wenn es notwendig ist!«
    »Dann höre mir zu. Ich habe einen Plan.«
     
    *
     
    Die Türverriegelung hielt den Kräften Daniels nur wenige Sekunden stand.
    Wir huschten in den Flur, drückten uns in eine Nische.
    Etwa fünf Meter vor uns stand ein Posten. Er blickte in die entgegengesetzte Richtung. Die Daumen hatte er unter sein Koppel gehakt. Eine schwere Schockwaffe baumelte im Halfter an seiner Hüfte.
    »Los!« befahl Daniel.
    Wir stießen uns von der Wand ab und sprangen auf den Posten zu. Kurz bevor wir ihn erreichten, drehte er sich um. Ich sah, wie sein Gesicht sich vor Entsetzen verzerrte, dann prallte ich gegen ihn.
    Mit ihm zusammen stürzte ich zu Boden. Ich besaß keinerlei Kampferfahrung, und wahrscheinlich hätte er mich schnell überwältigt, sobald er sich vom ersten Schreck erholte. Aber Daniel zog ihm den Schockstrahler aus dem Halfter und hieb ihm den Lauf gegen die Schläfe. Sein Körper bäumte sich auf, dann wurde er schlaff.
    »Er ist nur betäubt!« flüsterte Daniel mir zu. »Weiter!«
    Wir kümmerten uns nicht um die zahlreichen Zellentüren, hinter denen vermutlich die Wissenschaftler und die gefangenen Raumfahrer der SKANDERBEG standen, sondern wir stürmten geradewegs auf das Verhörzimmer zu. Nur dann, wenn die darin befindlichen Offiziere des Komitees ausgeschaltet waren, durften wir hoffen, unsere Befreiungsaktion durchführen zu können.
    Die Tür öffnete sich von selbst.
    Drei bleiche Gesichter starrten uns entgegen.
    Dreimal bellte die Schockwaffe in Daniels Hand auf. Die Offiziere zuckten zusammen und erstarrten in einer seltsam steifen Haltung auf ihren Sesseln.
    Wir nahmen ihnen die Waffen ab. Es waren zwei Schockwaffen und ein Laserstrahlprojektor.
    Danach kümmerten wir uns um die Zellentüren.
    Zu meiner Überraschung ließen sie sich vom Flur aus durch einen einfachen Knopfdruck öffnen. Anscheinend hatte niemand daran gedacht, daß Gefangene revoltieren würden.
    Kein Wunder, dachte ich bei mir. Die Menschheit war dekadent geworden unter der Herrschaft des Komitees. Ich begann zu begreifen, daß Agkora tatsächlich aus Sorge um die weitere Entwicklung der Menschheit handelte …
    »Was …?« brüllte Kommandant Bogunow, als ich seine Zellentür öffnete.
    Er stand sprungbereit da, als wollte er sich auf mich stürzen.
    Dann erkannte er mich, sah die Schockwaffe in meiner Hand.
    »Du gehörst also zu ihnen …«, murmelte er mutlos.
    »Sehen Sie mein Gesicht an, Sir!« forderte ich ihn auf. »Dann wissen Sie, zu wem ich gehöre!«
    Er musterte mich aufmerksam.
    Ich hatte mein Gesicht zwar noch nicht im Spiegel betrachten können, spürte jedoch, daß es von den Schlägen ziemlich verschwollen sein mußte.
    Allmählich kehrte der Glanz in Bogunows Augen zurück.
    »Fangen Sie!« rief ich und warf ihm den Waffengürtel mit dem Laserstrahlprojektor zu, den wir dem Rauminspekteur abgenommen hatten.
    Er fing unwillkürlich.
    Plötzlich leuchteten seine Augen. »Junge …!«
    Ich spürte, wie auch mich die Rührung übermannen wollte.

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