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Wächter des Elfenhains (German Edition)

Wächter des Elfenhains (German Edition)

Titel: Wächter des Elfenhains (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gavénis
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Erleichterung, die ihren Worten eigentlich hätte folgen müssen. Aber da war keine Erleichterung, nur Bitterkeit und Düsternis und ein Schmerz, so verzehrend und allumfassend, dass er unvermittelt das Gefühl hatte, als habe ihm jemand eine glühende Messerklinge in den Leib gerammt, die sich nun genüsslich durch seine Gedärme sengte. Er wollte schluchzen, wollte sein Leid herausschreien, doch er bekam nicht einmal ein Krächzen zustande. Nein, er hatte kein Recht, Erleichterung zu empfinden. Dafür hatte es zu viele Opfer gegeben, Opfer, die niemals hätten gebracht werden dürfen. Nicht für ihn.
    Noch einmal sah er Ionosens zerschmetterten Körper vor sich, sah Esendion und Alisera, die mit blutgetränktem Gefieder vor ihm im Schmutz lagen, sah seine Mutter, die vor Ogaire in den Tod geflohen war. Sie alle hatten sich ohne zu zögern in das Schwert geworfen, das einzig ihn allein hätte treffen sollen. Düstere Verzweiflung überkam ihn wie eine finstere Woge, schlug betäubend und kalt über ihm zusammen. Er wünschte, er könnte sich einfach fallen lassen, könnte sich der Kälte und der Dunkelheit ergeben, an einen Ort fliehen, an dem er nichts mehr fühlen musste, keinen Schmerz, keine Schuld, keine Furcht. Er war doch erst siebzehn! Er war kein Ritter in schimmernder Rüstung, der auf seinem Streitross mit wehendem Banner und gezücktem Schwert in die Schlacht galoppierte, sondern nur ein Junge, der zitternd mit seinem Taschenmesser in der Finsternis stand, während der Drache brüllend und Feuer speiend auf ihn zugestampft kam. Andere waren gestorben, die stärker und tapferer gewesen waren als er. Und doch schien Ionosen geglaubt zu haben, dass gerade er den Namen Andion am meisten verdiente.
    In einer Aufwallung von Wut ballte er die Hände zu Fäusten, grub sich seine Fingernägel ins Fleisch, bis seine Handballen in dumpfem Schmerz zu pochen begannen. Ihm war danach, aufzuspringen und seinen Schädel gegen die nächste Wand zu schmettern, wieder und wieder und wieder, bis die Bedeutung des verfluchten Namens endgültig und unwiderruflich aus seinem Hirn getilgt war. Er konnte die Last nicht länger tragen, nicht der strahlende Held sein, den sie alle in ihm gesehen hatten. Dennoch kämpfte er, rang mit der Dunkelheit, drängte sie zurück. Ionosen und die anderen sollten sich nicht für einen Schwächling geopfert haben. Er musste ihre Gabe ehren, wenn er sie schon nicht verdient hatte. Das zumindest war er ihnen schuldig.
    Er wandte seinen Blick von Maifell ab, starrte mit versteinertem Gesicht zum Fenster, durch das helles Tageslicht in den Raum drang, in dem er erwacht war. „Wie komme ich hierher?“
    Obwohl Maifell sicherlich spüren konnte, wie es in ihm aussah, war sie taktvoll genug, nicht darauf herumzureiten. Er hatte keine Lust, darüber zu reden, weder jetzt noch später, und erst recht nicht mit einem Elfen. Rilcaron und die übrigen Ratsmitglieder hatten mehr als deutlich klar gemacht, welche Stellung ihm während seines Aufenthalts hier im Wald zukam.
    Er spürte, wie Maifell ihn überrascht anschaute. „Kannst du dich nicht daran erinnern?“
    Er schüttelte den Kopf. „Nein. Ich war auf dem Weg zum Hain, aber dann ...“ Hilflos hob er die Schultern. „Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich weiß nur, dass ich es fast geschafft hätte.“
    Eisige Kälte umschloss sein Herz, ließ seine Hände vor nervöser Anspannung beben, so sehr fürchtete er ihre Antwort.
    Er fühlte ihre warme Berührung auf seinem Arm und erschauerte erneut. Ihre Stimme war leise, mitfühlend, schien den Schrecken lindern zu wollen, von dem sie wusste, dass er ihren Worten unausweichlich folgen würde.
    „Wir vermuten, dass Ogaire dich angegriffen hat, aber zum Glück bist du ihm entkommen. Du musst dich instinktiv in den Hain gerettet haben.“
    Andion zuckte innerlich zusammen. „Angegriffen?“ Allein das Wort beschwor das Grauen seiner letzten Stunden in der Menschenwelt von neuem herauf.
    „Ja. Du warst viele Tage bewusstlos, hattest hohes Fieber ... und Albträume.“ Klamme Schlieren aus Sorge und Furcht mischten sich in die samtige Wärme ihres Mitgefühls, dicht gefolgt von heißem, mühsam unterdrücktem Zorn. „Wenigstens hast du auf diese Weise deine beiden Wachhunde in die Flucht geschlagen. Neanden und Gairevel haben deine furchtbaren Schreie und die Qualen, die du in deinen Träumen erlitten hast, noch nicht einmal einen einzigen Tag lang ertragen. Seitdem wachen sie draußen vor der

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