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Wächter des Elfenhains (German Edition)

Wächter des Elfenhains (German Edition)

Titel: Wächter des Elfenhains (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gavénis
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Kalte Klauen schienen seine Kehle zusammenzupressen, so oft er daran dachte, wie grausam sich das Schicksal im entscheidenden Augenblick gegen ihn gewendet hatte. Als er von Gairevel mit klopfendem Herzen in die heilige Halle der Ältesten geführt worden war, hatte er trotz seiner Furcht noch immer daran geglaubt, dass sich Rilcaron und die anderen letztlich der Vernunft in seinen Argumenten nicht verschließen konnten – bis er Tigarains Lebensstrang gesehen hatte.
    Alles war so schnell gegangen, dass er selbst jetzt noch Mühe hatte zu begreifen, was genau geschehen war. Als er seinen ersten Schritt in den schattigen Saal gesetzt hatte, war noch alles normal gewesen. Der warme Schein der Lebensstränge, den nur er zu sehen vermochte, hatte die Körper der Ältesten in eine Aureole aus silbernem Licht gehüllt, und obwohl sie bereits länger gelebt hatten als jeder andere Elf im Hain, hätte der Tod für sie am heutigen Tag nicht mehr sein dürfen als der erste Schatten der Dämmerung, der langsam am Horizont heraufzog.
    Andion war langsam auf sie zugegangen, und sie hatten ihm mit ihren ernsten, strengen Gesichtern abwartend entgegengeblickt. Dann, von einer Sekunde auf die andere, hatte es begonnen. Im ersten Augenblick hatte er noch geglaubt, seine Wahrnehmung spiele ihm einen Streich, als er die grauen Schlieren bemerkte, die plötzlich wie Wolken aus geronnener Milch im strahlenden Silberglanz von Tigarains Lebensstrang trieben. Er blinzelte, schaute noch einmal hin – und begriff mit jener entsetzlichen, albtraumhaften Klarheit, die er Nacht für Nacht bei seiner Flucht vor Ogaire verspürt hatte, dass der Tod mit ihm in die Halle der Ältesten getreten war.
    Wie eine schwarze Kloake, die aus einem stinkenden Abflussrohr in einen klaren Bergsee gepumpt wird, ergoss sich die Fäulnis in das helle Licht, fraß sich wie Säure in das Silber, verwandelte den warmen, lebendigen Strom binnen weniger Lidschläge in eine schorfige, zähe Masse, in der widerwärtige schwarze Klumpen wie hungrige Krebsgeschwüre zuckten und in rasender Geschwindigkeit zu wuchern begannen.
    Ehe Andion auch nur einen Warnschrei auszustoßen vermochte, weiteten sich Tigarains Augen, quollen ihr aus dem Schädel wie einem Fisch, der unvermittelt aus seinem Teich in die glühende Wüstensonne geworfen wird, und ihr Mund öffnete sich, doch die Worte, die er formen wollte, erstickten an dem Blut, das in schaurigen Stößen über ihre Lippen sprudelte und ihre Kleidung und den Boden tränkte. Dann, als wäre er von einer unsichtbaren Faust gepackt worden, die mit brutaler Gewalt daran zu reißen begann, hatte sich ihr Lebensstrang gespannt, hatte noch einen winzigen Moment lang in lautloser Qual in der stillen, schattigen Luft gezittert – und war in einer grausigen Explosion aus stockigem Silber und grauer, toter Asche auseinandergeborsten.
    Die uralte Elfenfrau hatte gezuckt, als hätte jemand unvermittelt ein Starkstromkabel in ihren Leib gerammt, und war mit einem letzten blutigen Röcheln nach vorn in den Staub gekippt. Für einen Augenblick schien die Zeit stillzustehen, hatten alle mit bleichen, schreckensstarren Gesichtern auf den verkrümmten, reglosen Körper Tigarains geblickt. Dann war in der Halle der Ältesten der Tumult losgebrochen.
    Gairevel hatte ihn von hinten gepackt und rücksichtslos aus dem Saal gezerrt, während Andion verzweifelt versuchte, sich in dem um ihn herumtosenden Sturm aus Wut, Furcht und Entsetzen Gehör zu verschaffen. Doch es hatte nichts genützt. Eine Traube von Elfenkriegern hatte ihn überwältigt und zurück in seine Unterkunft geschleift, ohne seinem wirren Gestammel auch nur die geringste Beachtung zu schenken, und ihm war, als könne er noch immer ihren Zorn spüren, als sie ihn grob in den kleinen Raum gestoßen und den Boden, die Decke und die Wände ringsum mit einem dichten Netz aus magischer Energie versiegelt hatten, das ihn endgültig und unwiderruflich zu einem Gefangenen machte.
    Das war vor wenigen Stunden gewesen. Niemand hatte sich seitdem die Mühe gemacht, mit ihm zu reden, niemand schien auch nur im Geringsten daran interessiert zu sein, zu hören, was er zu sagen hatte, oder etwas über seine Sicht der Dinge zu erfahren. Doch vermutlich hätte es ohnehin nichts geändert, denn außer Verwirrung und Furcht hätte er ihnen wenig zu bieten gehabt. Verzweifelt versuchte er, Ordnung in das Chaos seiner Gedanken zu bringen, doch sein Herz wummerte zu laut in seiner Brust, und kalte

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