Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wächter des Elfenhains (German Edition)

Wächter des Elfenhains (German Edition)

Titel: Wächter des Elfenhains (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gavénis
Vom Netzwerk:
als alles, was Andion jemals zuvor empfunden hatte.
    „Nein!“, schrie er, streckte verzweifelt eine Hand aus, als könne er so den tödlichen Orkan noch aufhalten, der in wenigen Sekunden über die beiden Elfen hereinbrechen würde, die so selbstlos zu seiner Rettung herbeigeeilt waren.
    Esendion und Alisera sahen stumm zu ihm herüber, schenkten ihm einen Blick voller Sanftmut und Güte. Auch sie sammelten ihre Kräfte, machten sich bereit, Ogaires grauenhaftem Angriff ihre eigene Magie entgegenzuschleudern. Voller Entsetzen spürte Andion die tiefe Entschlossenheit, die sie erfüllte, den ehernen Willen, ihn notfalls mit ihrem Leben vor den gierigen Klauen seines Vaters zu beschützen.
    Ogaire trat einen Schritt nach vorne, und seine Lippen öffneten sich, ließen Worte der Macht in die schwüle Luft des Krankenzimmers strömen. Dann zerriss plötzlich ein ohrenbetäubendes Dröhnen die schmerzhafte Stille, und ehe Andion noch richtig begriff, was geschah, waren die Sylphen da. Eine gewaltige Wolke aus Sand und Staub toste durch die zerstörte Fensteröffnung in den Raum, und das Brausen des Sturms vermischte sich mit dem zornigen Heulen der Geister des Windes, die sich wie entfesselte Dämonen auf ihren verhassten Feind stürzten. Ogaire und seine beiden Widersacher verschwanden in den wirbelnden Staubmassen, doch Andion konnte spüren, wie inmitten des Orkans die Kräfte und der Wille der Elfen aufeinanderprallten.
    Wankend kam er auf die Füße und machte einen Schritt nach vorn, entschlossen, sich ebenfalls in den Sturm zu werfen. Er würde Esendion und Alisera nicht im Stich lassen! Doch da schloss sich plötzlich ein stählerner Griff um seinen Arm und hielt ihn fest. Wild fuhr Andion herum.
    „Ionosen!“
    Ionosen sagte nichts, sondern zog ihn wortlos mit sich.
    Andion stemmte sich gegen ihn. „Wir müssen Esendion und Alisera helfen!“, schrie er. Das Heulen und Toben der Sylphen war mittlerweile so laut geworden, dass er kaum sein eigenes Wort verstehen konnte.
    Doch Ionosen konnte auch aus seiner Seele lesen. Grimmig schüttelte er den Kopf. „Nein.“
    „Aber er wird sie töten!“
    „Das weiß ich“, knurrte Ionosen und zerrte ihn grob in Richtung Tür.
    Andion versuchte, sich loszureißen. „Das kann ich nicht zulassen! Ich kann sie nicht einfach für mich sterben lassen!“
    Doch bevor er freikam, versetzte Ionosen ihm einen brutalen Schlag in die Magengrube, der ihm beinahe die Luft zum Atmen nahm.
    „Das ist nicht deine Entscheidung!“
    Er schlug gleich noch einmal zu. Andion taumelte keuchend zurück. Ionosen packte ihn und warf ihn sich über die Schulter. Er trug ihn so mühelos, als wäre er nicht schwerer als eine Feder, und stürmte mit ihm die Treppen des Krankenhauses hinab. Ärzte und Krankenschwestern sprangen erschrocken zur Seite, doch Ionosen beachtete sie gar nicht. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, seine Gestalt mit einem Zauber zu verhüllen, kümmerte sich nicht darum, ob ihre bizarre Flucht Aufsehen erregen würde oder nicht. Auch er wusste, dass die Zeit des Versteckspielens unwiderruflich vorüber war. Der Schleier ihrer Tarnung war zerrissen, und die Spinne hatte ihre Opfer erspäht. Ab jetzt ging es ums nackte Überleben.
    Abermals versuchte Andion, sich aus Ionosens Griff zu befreien, doch Ionosen hielt ihn unbarmherzig fest.
    „Lass mich los!“, rief er verzweifelt.
    Ionosen wandte nicht einmal den Kopf. „Das werde ich nicht. Ich bringe dich in den Hain. Nur dort bist du sicher.“
    „Aber Ogaire will gar nicht mich! Es war eine Falle! Er wollte dich töten!“
    „Das ist mir bewusst.“
    „Dann lass uns wenigstens Mutter holen! Sie muss mit uns kommen!“
    „Nein. Dafür bleibt keine Zeit.“
    „Aber ...“
    „Du kannst nichts tun, um die Entwicklung aufzuhalten, Andion. Halt endlich still, oder willst du, dass Ogaire uns einholt?“
    „Aber Esendion und Alisera ...“
    „Sie haben ihr Schicksal längst angenommen. Sie wissen, dass nichts wichtiger ist, als dich vor Ogaire zu beschützen.“
    Andion schluchzte auf. „Sie sterben“, flüsterte er. „Oh Gott, Ian, sie sterben !“
    Er konnte es spüren. Er fühlte ihre Qualen, fühlte die Krallen von Ogaires mörderischem Willen in ihrem Fleisch, fast als wäre es sein eigener Körper, obwohl sie sich von Sekunde zu Sekunde weiter vom Ort des schrecklichen Geschehens entfernten.
    Noch einmal versuchte er, sich loszureißen, wieder ohne Erfolg. Ionosen verstärkte seinen Griff, drückte ihm so

Weitere Kostenlose Bücher