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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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zu Boris um. «Ruf meinen Vater in Nikortsminda an. Sag ihm, dass sie mit Problemen rechnen müssen. Dann ruf unseren Piloten an. Er soll alles für den Abflug vorbereiten.» Er blickte auf seine Uhr. «In drei Stunden ab jetzt. Zuerst müssen wir das Vlies holen.»
    «Das Vlies?», meinte Boris. «Ist das Ihr Ernst? Dafür haben wir keine Zeit mehr.»
    «Das Vlies ist wahlentscheidend», entgegnete Michail. «Und ohne die Wahl kommen wir nicht aus dieser Sache raus.» Er bedeutete ihnen, ihm in den Flur zu folgen. «Das Haus hier geht hoch», sagte er zu Zaal. «Such alles Brennbare zusammen. Decken, Betten, Stühle, Vorhänge, Teppiche, was auch immer. Schmeiß alles unten auf einen großen Haufen. Davit, wir brauchen Brandbeschleuniger. Draußen liegt ein Sack Grillkohle. Bring ihn rein. Schau in den Schränken nach Spiritus, Gas, Feuerzeugbenzin und allem, was entzündlich ist. Zapf Benzin von den Autos ab, wenn es sein muss.»
    «Ja, Sir.»
    «Was ist mit unseren Gästen?», fragte Boris und deutete auf Nadja und Knox.
    «Knox nehmen wir mit», sagte Michail und lief die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. «Er weiß, wo das Vlies ist.»
    «Und die Frau?»
    «Ballast», sagte Michail. Er öffnete seine Schrotflinte, warf die beiden leeren Patronen raus und genoss den beißenden grauen Rauch, den sie verströmten, ihren Kampfgeruch. Dann ging er auf Nadja zu und steckte dabei neue Patronen in die Läufe. Sie öffnete den Mund und schrie. Ihre Lippen bildeten einen perfekten Kreis und wirkten wie der rote Ring auf einer Zielscheibe.
    «Nicht!», brüllte Knox. «Wenn Sie das tun, werde ich Ihnen das Vlies nicht geben, das schwöre ich Ihnen.»
    «Sie werden es mir geben», sagte Michail.
    «Wenn Sie sie jetzt töten, weiß ich, dass Sie auch mich töten. Warum sollte ich Ihnen irgendetwas geben?»
    «Wollen Sie nochmal auf Tauchstation gehen, oder was?»
    «Klar», sagte Knox. «Bleiben wir hier, bis die Polizei kommt. Oder wollen Sie vielleicht auch Ihre Bank und Ihren Eimer im Wagen mitnehmen?»
    Michail zögerte. Der Mann hatte nicht unrecht.
    «Ich kann Ihren Vater nicht erreichen», sagte Boris. «Er geht nicht an sein Handy.»
    «Dann versuch es im Schloss.»
    «Habe ich schon. Die Leitungen sind tot.»
    Von oben warf Zaal einen großen Haufen Bettzeug über das Geländer. Die Schwerkraft trennte die Kissen und Decken von den weißen Laken, die wie Gespenster zu Boden flatterten. Einen Augenblick lang musste Michail an den Moment in seiner Kindheit denken, als er über der verrenkten und reglosen Leiche eines Mädchens stand und wusste, dass er dieses Mal zu weit gegangen war. Er ging zu Knox und drückte ihm die Mündung der Schrotflinte gegen die Stirn. «Sie holen mir das Vlies, wenn ich sie leben lasse?»
    «Ja», sagte Knox.
    «Ich habe Ihr Wort?»
    «Ja.»
    Davit kam durch die Eingangstür, in jeder Hand einen Eimer, beide so voll, dass sich die Metallgriffe unter dem Gewicht bogen. Als etwas Flüssigkeit auf den Boden schwappte, stieg beißender Benzingeruch auf. «Das ist von den Wagen», brummte er.
    «Zapf alles ab», sagte Michail. «Und spritz etwas um den Ferrari und einen Mercedes herum. Die fackeln wir auch ab. Aber lass die Finger von dem Transporter und dem anderen Mercedes. Die werden wir brauchen.»
    «Ja, Sir.»
    Michail nahm sich die Zeit, sich noch einmal in Ruhe im Haus umzuschauen. Seine Leute sollten wissen, dass er noch immer die Kontrolle hatte, und zwar nicht nur über sie, sondern auch über sich. «Zehn Minuten», sagte er dann mit einem Blick auf die Uhr. «Ihr habt zehn Minuten, um alles fertig zu machen und zu packen. Dann sind wir hier weg.»

ZWEIUNDDREISSIG

I
    Im Erdgeschoss war die Luft mit beißenden Dämpfen durchsetzt, von denen Michail Kopfschmerzen bekam. Aber er ließ sich nicht hetzen. Im Chaos Ruhe zu bewahren war eine Tugend, die er bewunderte.
    «Kommen Sie, Sir», sagte Davit und reichte ihm die Schachtel mit den langen Streichhölzern. «Wir müssen hier raus.»
    Michail schaute hoch zu Edouards blutüberströmter Leiche. Wie ein gefallener Held lag er auf dem Scheiterhaufen aus Möbeln und Bettzeug. Dann nahm Michail die Streichholzschachtel. Sie hatte so lange draußen gelegen, dass sie feucht und aufgeweicht war und die Hölzer sich nur schwer entzünden ließen. Aber schließlich zischte eins und brannte. Er wartete, bis sich die Flamme entwickelt hatte, hockte sich hin und hielt sie an ein mit Benzin getränktes Laken. Schnell breitete sich das Feuer aus

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