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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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blieben ihr fünf Minuten, in denen Michail schmerzhaft Rache nehmen würde, ehe er sie tötete.
    Die Reifen des Mercedes erzeugten leise Trommelwirbel auf der ausgebesserten Straße, die abwechselnd rau und glatt war. Sie fand den Rhythmus seltsam einschläfernd. Rau. Glatt. Rau. Glatt. Neben der Straße wuchsen hohe Gräser, deren blasse Stängel scharf wie Klingen waren. Sie warf einen Blick hinüber zu Michail, der sie mit argwöhnischer Belustigung anschaute. «Eine Sache hat mich immer beschäftigt», sagte sie.
    «Was denn?»
    «Warum haben Sie in der Nacht, als Sie meinen Mann ermordet haben, nicht auch mich getötet?»
    «Sie waren ein junges Ding», sagte er. «Junge Dinger töte ich nie. Jedenfalls nicht, ehe ich sie gefickt habe.»
    «Sie haben mich noch nicht gefickt», stellte sie fest. «Heißt das, ich bin in Sicherheit?»
    «Sie sind kein junges Ding mehr.»
    Sie schnaubte leise, als sie wegschaute und überlegte, welche Möglichkeiten zum Kampf oder zur Flucht das Innere des Mercedes bot. Die Türen waren verriegelt und die Fenster getönt, sodass man von außen nichts erkennen konnte. Und es gab nichts, was sie benutzen konnte, abgesehen vom Stahlkoffer, der, mit dem ganzen Bargeld vollgestopft, auf dem Beifahrersitz lag. Doch in dieser Enge war er zu klobig und taugte höchstens als Schild. Vielleicht könnte sie sich auf Zaal stürzen, das Lenkrad herumreißen und einen Unfall provozieren. Oder einfach die Tür entriegeln und sich hinauswerfen. Ein gebrochenes Bein, ein gebrochener Arm oder ein gebrochener Schädel erschienen ihr in dieser Situation ein geringer Preis für die Freiheit.
    Michail musste ihre Gedanken gelesen haben, denn er beugte sich vor, um nachzuschauen, ob ihre Tür auch wirklich verriegelt war. Dann lächelte er und ließ sie das funkelnde Küchenmesser sehen. In dem Moment wurde ihr eine Sache klar. Ihr Leben war bereits verloren, aber wenn sie es richtig anstellte, konnte sie diesen Mörder mit sich in den Tod reißen und am Ende doch noch ihren geliebten Mann rächen. Bei dem Gedanken musste sie lächeln, und ihr Lächeln machte ihn stutzig. «Was ist?», wollte er wissen.
    «Ich wunderte mich nur gerade, wie vertrauensselig Sie sind», sagte sie.
    «Vertrauensselig?»
    «Ja», sagte sie. «Vertrauensselig.»
    Er schwieg eine Weile und versuchte, daraus schlau zu werden. Aber es gelang ihm nicht, und seine Neugier war zu groß. «Inwiefern?», fragte er.
    Die Reifen beschleunigten ihren sanften Beat, der Rhythmus vermischte sich mit ihrem Herzschlag und wurde schnell, laut und dynamisch. Ihre verkrüppelten Knöchel begannen noch heftiger zu pochen, ihr Mund wurde ganz trocken vor Aufregung. Sie wusste, dass dies ihr Moment war. «Die griechische Polizei wird Sie für alles verantwortlich machen.»
    «Bevor es so weit kommt, werden wir längst verschwunden sein.»
    «Man wird Sie wegen des Mordes an Edouard anklagen. Man wird ein Auslieferungsverfahren einleiten.»
    «Die können alles versuchen, was sie wollen. Ich bin ein Nergadse.»
    «Das ist doch genau der Punkt», sagte Nadja. «Ihnen wird nichts passieren, da stimme ich Ihnen zu. Auch wenn es bedeutet, dass Sie eine Weile untertauchen müssen. Aber was ist mit Boris? Was ist mit Davit? Den beiden wird klar sein, dass Ihre Familie den Griechen etwas zum Fraß vorwerfen muss. Und wer eignet sich besser dafür als die beiden? Ich wette, sie fragen sich genau in diesem Moment, wer von ihnen am entbehrlichsten ist. Ich wette, sie fragen sich, ob es nicht klüger wäre, die eigene Haut zu retten. Überlegen Sie mal: Sie haben die beiden gerade losgeschickt, um einen antiken Schatz zu holen, der Millionen wert ist, selbst auf dem Schwarzmarkt. Und auf jeden Fall genug, um sich eine neue Identität zu verschaffen und irgendwo neu anzufangen.»
    «Boris arbeitet seit zwanzig Jahren für meine Familie», sagte Michail bestimmt. «Er würde nicht im Traum daran denken, uns zu betrügen.»
    «Aha. Dann ist ja alles in Ordnung.»
    «Er würde es nicht wagen. Und Davit hat er selbst ausgesucht.»
    «Gut. Dann müssen Sie sich ja keine Sorgen machen. Nur noch eine Frage: Was würden Sie an ihrer Stelle tun?»
    Michail lehnte sich zurück. Seine Augen wurden glasig, seine Miene nachdenklich. Keine zehn Sekunden später beugte er sich vor und tippte Zaal auf die Schulter. «Ruf Boris an», sagte er. «Sag ihm, er soll anhalten und warten. Wir fahren im Konvoi zum Flughafen.»

DREIUNDDREISSIG

I
    Vor dem Eingang des

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