Waechter des Labyrinths
und verströmte eine intensive Hitze. Als es die Lache aus Brennmitteln im Zentrum des Haufens erreichte, schossen die Flammen empor. Die anderen wichen zurück, doch Michail blieb stehen und starrte verzückt auf das Feuer und den dichter werdenden schwarzen Qualm.
Er nahm die Schrotflinte und betrachtete sie einen Moment. Es war zu riskant, sie mit zum Flughafen zu nehmen, und wenn er sie schon zurücklassen musste, dann zerstörte er sie lieber, zumal sie ihn auch belasten konnte. Er warf die Flinte und die restlichen Patronen in die Flammen. Dann nahm er den Stahlkoffer mit dem Geld, ging in die Küche und suchte das schärfste und stabilste Messer heraus.
Der Ferrari vor dem Haus war mit einem glitzernden Benzinfilm überzogen. Michail entzündete ein weiteres Streichholz. Mittlerweile hatte er den Dreh raus. Er warf es in den Wagen und beobachtete zufrieden, wie das Benzin aufloderte, die Sitze Feuer fingen und erstickender schwarzer Qualm hervorquoll und in den Himmel stieg. Michail liebte schöne Dinge, aber er liebte es auch, sie zu zerstören. Als Nächstes steckte er den Mercedes an, was weniger befriedigend war. Im Haus begannen die Patronen zu detonieren. Glas zersplitterte klirrend, und die Kuppel stürzte ein. «Boris», sagte er, «du nimmst den Transporter. Zusammen mit Davit bringst du Knox zum Flughafen.»
«Ja, Chef.»
«Ruf an, wenn ihr da seid. Ich werde mit Zaal und Nadja in der Nähe sein. Wo genau, müsst ihr nicht wissen. Knox soll den Schlüssel ausgraben und dann das Vlies aus dem Schließfach holen. Wenn alles glattläuft, treffen wir uns am Privatjet-Terminal.»
«Und wenn nicht?»
«Dann kümmerst du dich um Knox. Ich werde mich um Nadja kümmern.» Er wandte sich an Knox und drückte ihm das Messer an die Kehle. «Ihr Blut wird an Ihren Händen kleben. Haben Sie verstanden?»
«Ja», sagte Knox.
«Gut», sagte Michail. «Dann hauen wir hier ab.»
II
Gaille konnte den Hund nicht mehr einfach als Hund betrachten. Vielleicht lag es an dem Thema, mit dem sie gerade beschäftigt war, dass ihr plötzlich der Name Argo einfiel. Als sie ihn laut aussprach, drehte er sich um und sah sie mit gespitzten Ohren an. «Dann bist du also Argo», sagte sie.
Die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel. Argo brauchte unbedingt Schatten. Sie hätte ihn von der Leine lassen können, aber sie hatte Angst, dass er auf Iain losgehen würde, wenn der zurückkam. Sie holte den Besen aus dem Schuppen und fegte den Zwinger aus. Dann ging sie in Petitiers Schlafzimmer, zog eine Schublade aus der wackligen Kommode, hebelte die Rückwand heraus und legte sie mit einer Decke aus. Dieses provisorische Körbchen stellte sie in eine Ecke des Zwingers. Damit es im Schatten stand, hängte sie ein paar von Petitiers alten Pullovern an eine Seite und oben über die Ecke. Schließlich holte sie Argos Schüsseln, füllte sie auf und stellte sie daneben. Es war nicht perfekt, aber besser als vorher.
Sie ging zurück zu dem Hund, hockte sich hin und breitete die Arme aus. «Komm her, mein Junge.» Sie umarmte und streichelte ihn, um ihre neue Bindung zu festigen, ehe sie ihn in den Zwinger brachte. Ein Muskel in seinem Bein begann zu zucken, als er ihre Liebkosungen duldete. Doch sein stinkender Atem und die wunden Stellen in seinem Fell nahmen Gaille schnell die Lust auf allzu große Nähe.
Sie ging los, um eine Nagelschere und antiseptische Creme aus ihrem Kulturbeutel zu holen, beschloss dann aber, keine halben Sachen zu machen. Sie füllte eine große Schüssel mit Wasser, trug sie hinaus und ging dann wieder zurück, um noch ein Handtuch und ein weißes T-Shirt aus Petitiers Zimmer zu holen. Sie spritzte etwas von ihrem Apfelshampoo in die Schüssel und rührte das Wasser mit dem T-Shirt um, bis sich genügend Schaum gebildet hatte. Argo schien zu spüren, was ihm drohte, denn er wich so weit zurück, wie es seine beiden Leinen erlaubten. Sie nahm die Schüssel, folgte ihm, goss ein gutes Drittel des Wassers über seinen Rücken und eilte schnell außer Reichweite. Einen Moment lang ließ sie ihn gewähren, als er seinem Unwillen Luft machte, dann hockte sie sich hin und senkte demütig den Blick, bis sie sicher war, dass er sich beruhigt hatte. Sie wagte sich wieder näher und schrubbte ihn mit dem T-Shirt ab. Es gefiel ihm nicht. Er zog den Schwanz ein, winselte und jaulte, und als sie das nicht abschreckte, begann er drohend zu knurren.
Gaille verstand den Wink und trat zurück. Mit dem Handrücken rieb sie
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