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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Baumaschinen vorbei. Die Reifen knirschten noch von dem Asphalt, der an ihnen haften geblieben war, als Knox die schmale Brücke erreichte.
    Er zog die Handbremse und stieg aus, um sie noch einmal in Augenschein zu nehmen. Selbst wenn die Brücke hielt, würde es unglaublich eng werden. Er stieg wieder ein und lenkte den Wagen so weit wie möglich vom Abhang weg, bis die Beifahrerseite beinahe die Felswand berührte. Einen Augenblick später hörte er unter sich ein Krachen, dann begann der gesamte Straßenabschnitt, auf dem er sich befand, merklich zu wackeln und sich wie ein Schiff, das vom Stapel gelassen wird, zur Seite zu neigen. Da es zum Zurücksetzen zu spät war, trat er aufs Gaspedal. Die Vorderreifen knallten auf die andere Seite und quälten sich hoch, während die Hinterachse absackte und der Unterboden über die zerklüftete Straßenkante geschleift wurde. Als er noch mehr Gas gab, drehten die Räder durch, doch dann bekamen sie wieder Bodenhaftung, und er schoss auf die andere Seite. Im gleichen Moment stürzte hinter ihm die Straße in einer gewaltigen Felslawine ein, aber da raste Knox schon viel zu schnell auf die nächste Haarnadelkurve zu. Er trat auf die Bremse und riss mit aller Kraft das Lenkrad herum, bis er den Hyundai keinen Meter vom Abhang entfernt zum Stehen brachte und den Motor abwürgte. Er war schweißgebadet.
    Eine Weile blieb er sitzen, um sich zu sammeln, dann stieg er aus. Der nächste Straßenabschnitt war mit den Trümmern des Erdrutsches übersät, den er gerade ausgelöst hatte, aber die konnte er entweder beiseiteräumen oder umfahren. Er inspizierte den Hyundai. Der linke Vorderreifen war verbogen und platt, der rechte Kotflügel sah aus, als hätte ihn eine betrogene Ehefrau in die Mangel genommen. Aber mittlerweile war es ihm egal, wie der Wagen aussah, Hauptsache, er fuhr.
    Doch ehe er sich dessen nicht versichert hatte, machte es keinen Sinn, den Reifen zu wechseln oder die Straße frei zu räumen. Mit einem flauen Gefühl setzte er sich wieder hinters Steuer und drehte den Zündschlüssel herum. Unter der Motorhaube ertönte ein Klappern und Surren, dann wurde es wieder still. Er versuchte es ein zweites und ein drittes Mal, ohne Erfolg.
    Erst beim vierten Versuch sprang der Motor widerwillig an.

II
    Mit einem Mal kam Gaille der Keller wie eine Gruft vor. Wenn hier unten jemand starb und die Bodenklappe wäre hermetisch verschlossen, würde man die Leiche wohl nie finden.
    «Ich bin also schon mal hier gewesen», sagte Iain. «Na und?»
    «Du hättest es mir sagen können», antwortete sie.
    «Ja», räumte Iain ein. «Das hätte ich vielleicht tun sollen. Aber es hätte dich völlig grundlos misstrauisch gemacht. Ich meine, versetz dich doch mal in meine Lage. Als ich die Recherche für mein Buch begonnen habe, stellte ich fest, dass ich exakt das Material heranziehe, das Petitier bereits benutzt hatte. Exakt das gleiche.»
    «Und da bist du neugierig geworden?», fragte Gaille und rückte ein wenig nach rechts, um freie Bahn zur Tür zu haben.
    « Natürlich bin ich neugierig geworden», sagte Iain und trat einen Schritt zur Seite, um ihr den Weg zu versperren. «Ist doch logisch, oder? Als er das nächste Mal bei uns auftauchte, habe ich ihn im Auge behalten. Du hättest ihn sehen sollen. Er hat die ganze Zeit in die Hände geklatscht. Hat vor sich hin gekichert. Mir war klar, dass er etwas Interessantes entdeckt haben musste. Es war offensichtlich. Was hätte ich denn machen sollen?»
    «Die Behörden informieren.»
    «Über was dann? Zu recherchieren ist schließlich nicht illegal, oder?»
    «Also bist du ihm gefolgt?»
    «Er hat es mir nicht leichtgemacht», fuhr Iain nickend fort. «Er war total paranoid. Ständig hielt er an, stieg aus dem Wagen und hat auf den Verkehr geglotzt, der ihm folgte. Ich brauchte drei Anläufe und musste jedes Mal einen anderen Wagen nehmen. Hätte ich dir das wirklich sofort erzählen sollen? Ich kannte dich vorher doch gar nicht. Nachher wärst du mir noch päpstlicher als der Papst gekommen und hättest darauf bestanden, die Behörden einzuschalten. Das hätte meine Karriere ruiniert.»
    «Ich bin dir doch gerade recht gekommen, oder? So hattest du eine Möglichkeit, wieder herzukommen und alles abzusuchen. Und wenn etwas schiefgegangen wäre, hättest du mir die Schuld geben können.»
    «Das ist doch lächerlich, Gaille. Du bist lächerlich. Ich hätte dich nicht herbringen müssen, ich hätte alles für mich behalten können.

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