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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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18   :   45 Uhr unserer Zeit. Flugzeit neunzig Minuten, Ankunft Athen Eleftherios Venizelos Privatjetterminal 19   :   15 Uhr Ortszeit, wegen des Zeitunterschieds. Die Passagiernamen lauten Boris Dekanosidse, Edouard Zdanevich, Zaal Markisi, Davit Kipschidse. Sagen die Ihnen was?»
    «Nein.» In Wirklichkeit kannte Nadja drei der Namen, aber sie hatte nicht die Absicht, das einem so indiskreten Menschen zu sagen. «Ich schätze, es gibt keine Möglichkeit, vor ihnen in Athen zu sein, oder?»
    «Wer bin ich? Ihr Reisebüro?»
    «Ich habe nur gefragt.»
    «Es gibt keine Direktflüge von Tiflis nach Athen», meinte er seufzend. «Sie müssten in Istanbul oder Kiew umsteigen. Und um diese Zeit schaffen Sie es nicht mehr. Vielleicht morgen früh.»
    «Danke. Ich kümmere mich darum, dass Sie Ihr Geld bekommen.» Sie legte auf, saß einen Moment da und massierte ihre Schläfen. Der Wein lockte. Sie war erschöpft und hatte sich einen freien Abend verdient. Da es keine Möglichkeit gab, vor der Gulfstream in Athen zu sein, konnte sie auch nichts mehr tun, oder? Doch dann musste sie an Michail Nergadses durchdringenden Blick bei der Pressekonferenz denken, und diese Erinnerung rüttelte sie auf.
    Sie erhob sich. Vielleicht konnte sie nicht vor dem Flugzeug der Nergadses in Athen sein, aber sie konnte dafür sorgen, dass jemand wartete, wenn es landete. Wofür sonst hatte man schließlich das Internet erfunden? Mit einem Seufzer stellte sie den Weißwein zurück in den Kühlschrank, humpelte in ihr Arbeitszimmer und schaltete den Laptop wieder an.

FÜNF

I
    Für die Nergadses zu arbeiten hatte einen Vorteil, dachte Edouard, als er und Boris auf dem internationalen Flughafen von Tiflis zu der startbereiten Gulfstream 550 chauffiert wurden. Sie wussten, wie man es sich gutgehen ließ. Der Copilot begrüßte sie an Bord und führte sie nach hinten in die luxuriöse Hauptlounge, wo zwei weitere Leibwächter der Nergadses Karten spielten. Boris stellte sie einander kurz vor. Zaal war ein kleiner, geschmeidiger Mann mit einem so ruhelosen, misstrauischen Blick, als hätte er sein ganzes Leben auf der Flucht verbracht. Davit dagegen war ein lächelnder Riese mit Blumenkohlohren und einer Zorro-Nase. Außerdem kam er Edouard irgendwie bekannt vor, auch wenn er nicht wusste, woher.
    Nachdem er ihnen die Hand gegeben hatte, erwartete er, genau wie Boris zum Kartenspiel eingeladen zu werden. Doch da sie sich nicht weiter um ihn kümmerten, zuckte er mit den Achseln und sank in einen weißen Ledersitz auf der anderen Seite des Gangs. Er streckte die Beine aus und schaute zu, wie die Crew den Start vorbereitete. Ohne auf andere Maschinen warten zu müssen, rollten sie fast augenblicklich auf die Startbahn und erhoben sich im Dämmerlicht in den Himmel über Tiflis. Er schaute aus dem breiten Fenster auf die verstreuten Lichter der Stadt, die nach und nach unter dünnen Wolkenschleiern verschwanden. Dann servierte ein beunruhigend androgyner Steward auf Silbertellern Lammkoteletts, dazu Jahrgangschampagner in schwarzen Kristallgläsern.
    Als sie sich Athen näherten, pochte es in seinen Nebenhöhlen, die Ohren schlossen sich, und seine Augen tränten. Er hielt sich die Nase zu und blies vorsichtig, um den Druck auszugleichen, bis sie sicher gelandet waren. Zwei Beamte der Einwanderungsbehörde kamen zum Flugzeug, um sie abzufertigen. Da seine Ohren noch immer zu waren, musste er sich Mühe geben, um sie zu verstehen. Auf der Rollbahn warteten zwei Mercedes-Geländewagen mit getönten Scheiben, deren Schlüssel bereits in der Zündung steckten. Boris zog einen zusammengefalteten Zettel aus seiner Tasche. «Das ist Michail Nergadses Adresse», sagte er Edouard. «Wir treffen Sie dort.»
    «Aber ich kenne mich in Athen nicht aus. Wie soll ich dahin kommen?»
    «Die Wagen haben Navis», sagte Boris. «Ich nehme an, Sie können ein Navi bedienen.»
    «Ja, natürlich. Aber wohin wollen Sie?»
    «Das geht Sie einen Dreck an.»
    Edouard wurde rot. Es war eine Sache, von Ilja und Sandro Nergadse grob behandelt zu werden, aber von ihrem Personal wollte er sich das nicht bieten lassen. «Ich habe Ihnen eine höfliche Frage gestellt», sagte er. «Wenn Sie sie nicht auf angemessene Weise beantworten können …»
    «Ihr Handy und Ihre Brieftasche», unterbrach ihn Boris und streckte eine Hand aus.
    «Wie bitte?»
    «Sie haben mich gehört», sagte Boris. «Ihr Handy und Ihre Brieftasche.»
    «Aber wenn ich sie brauche?», protestierte

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