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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Edouard.
    «Wir sind hier in heikler Mission», sagte Boris. «Nur sichere Kommunikationsmittel. Ihr Handy ist nicht sicher, also geben Sie es mir.»
    «Und was ist mit meiner Brieftasche? Ist die auch nicht sicher?»
    «Bitte machen Sie es nicht komplizierter, als es sein muss», entgegnete Boris. «Es würde Ihnen nicht guttun.» Er gab Davit ein Zeichen, der Edouard von hinten festhielt, während Zaal seine Taschen durchsuchte, Handy und Brieftasche hervorzog und beides Boris reichte.
    «Und wenn ich eine Panne habe?», fragte Edouard matt.
    Boris zog ein Bündel Euroscheine aus seiner Gesäßtasche, zählte zwei Zwanziger ab und steckte sie Edouard verächtlich in die Brusttasche. «Die will ich wiederhaben», sagte er. «Oder eine Quittung über Ihre Ausgaben. Verstanden?» Ohne auf eine Antwort zu warten, setzte er sich auf die Rückbank des ersten Mercedes, während Davit und Zaal vorne einstiegen. Dann fuhren sie davon, und Edouard blieb allein mit seiner Erniedrigung zurück.

II
    Als Knox aus dem Polizeirevier entlassen wurde und Theofanis den durchsichtigen Beutel auskippte, in den er zuvor Knox’ Sachen gesteckt hatte, gab es einen peinlichen Moment. Denn nicht nur sein Handy, seine Brieftasche und seine Schlüssel fielen auf den polierten Holztresen, sondern auch die kleine rote Ringschatulle, die Knox in den letzten Tagen mit sich herumgetragen hatte. Er warf Gaille einen verstohlenen Blick zu, aber sie tat gerade lange genug so, als sei sie abgelenkt, dass er die Schatulle schnell in seiner Tasche verschwinden lassen konnte. Dann waren sie schon die Treppe hinunter und draußen vor der Tür, wo sie sich durch die geparkten Polizeiwagen und Fahrräder schlängelten.
    Die Nacht war hereingebrochen. Die Bürgersteige schimmerten noch vom letzten Regenschauer. Für einen Moment wurden sie von einer Gruppe Studenten umringt, die ausgelassen und lautstark ihre Pläne für den Abend besprachen. Ein älterer Losverkäufer senkte seinen Gehstock wie eine Parkplatzschranke vor Knox und versprach ihm ein Vermögen für einen Einsatz von nur fünf Euro. Vor einem Zoogeschäft zwitscherten exotische Vögel, hinter dem Schaufenster lagen wie die Huren in Amsterdam apathische Hunde in kleinen Käfigen. Sie kamen zu einem silbernen BMW aus der 5er Reihe; eindeutig das Auto eines Anwalts, nicht das eines Archäologen. Charissa schloss auf und setzte sich hinters Steuer. Ihr Sitz war so weit wie möglich nach vorn geschoben, damit sie die Pedale erreichen konnte. Nico hievte sich auf den Beifahrersitz, während Knox Gaille die Hintertür aufhielt, dann zu ihr einstieg, ihre Hand nahm und sie aus lauter Dankbarkeit, dass sie da war, fest drückte.
    Die Innenausstattung des BMWs wurde von poliertem Walnussholz und hellem Leder dominiert, doch es roch auch nach Fast Food, und halb versteckt unter dem Vordersitz lagen ein Malbuch und diverse Verpackungen von Süßigkeiten. Diese Hinweise auf ein Familienleben machten Charissa Knox noch sympathischer als die Tatsache, dass sie ihn aus dem Gefängnis geholt hatte. «Und jetzt?», fragte er.
    «Wir fahren zu Augustin», sagte Gaille.
    «Ich habe mit jemandem aus dem Büro des Staatsanwalts gesprochen», sagte Charissa, während sie losfuhr. «Die Polizei war ungewöhnlich aktiv. Offenbar brauchen sie dringend einen Erfolg. Sie haben zum Beispiel bereits die Bänder der Überwachungskamera aus der fünften Etage des Hotels überprüft und eine vorläufige Chronologie der Ereignisse erstellt. Darf ich sie Ihnen kurz zusammenfassen?»
    «Bitte.»
    «Kurz vor zwei Uhr heute Nachmittag tauchte Professor Petitier vor Augustins Hotelzimmer auf. Er hatte seinen Laptop über der Schulter hängen und umklammerte eine Reisetasche, außerdem schaute er sich ständig um, als hätte er Angst, verfolgt zu werden. Er klopfte. Die Tür öffnete sich. Er führte ein kurzes Gespräch, vermutlich mit Augustin, der auf dem Band nicht zu sehen war, dann ging er hinein. Die Tür wurde geschlossen. Um Viertel nach zwei erschienen Sie, klopften an Augustins Tür und riefen etwas.»
    «Ich habe ihm gesagt, dass wir losmüssen.»
    «Ungefähr eine Minute später kam Augustin heraus», sagte Charissa und sah Knox im Rückspiegel an. «Hat er angedeutet, dass jemand in seinem Zimmer ist?»
    «Nein.»
    «Haben Sie etwas gehört oder gesehen?»
    «Nein.»
    «Sie sind zusammen zum Fahrstuhl gegangen. Ein paar Hotelgäste kamen heraus, aber niemand verließ oder betrat Augustins Zimmer, bis Sie und Augustin

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