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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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klein, schlank, zäh und eindeutig nicht zu unterschätzen. «Das ist Charissa», sagte er. «Die Frau meines lieben Bruders.»
    «Gaille hat mir gerade erzählt, was Sie getan haben», sagte Knox. «Vielen Dank.»
    Sie winkte ab. «Ich habe zu viel Zeit in Konferenzräumen verbracht. An Orten wie diesen blühe ich auf.»
    «Ich nicht», entgegnete Knox. «Wie schnell kann ich hier raus?»
    «Sofort», sagte sie. «Es ist eine Schande, dass man Sie überhaupt hergebracht hat.»
    «Dem Himmel sei Dank.»
    «Leider war das auch schon alles an guten Nachrichten. Die Polizei scheint Ihren Freund Pascal für schuldig zu halten. Sie wollen Anklage erheben, sobald er wieder zu Bewusstsein gekommen ist.»
    «Diese Arschlöcher!», fluchte Knox. «Die haben angefangen. Einer von ihnen hat Claire angegrapscht, ich schwöre es. Die wollen doch nur ihre Haut retten.»
    «Davon rede ich nicht», sagte Charissa. «Ich rede von Petitier.»
    «Wie meinen Sie das?», fragte Knox stirnrunzelnd.
    «Sie wissen es vielleicht noch nicht, aber er war bereits tot, als er ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Und die Polizei will Ihren Freund wegen des Mordes an Petitier anklagen.»

II
    Eine Wohnung in Tiflis,
    Georgien
     
    In der Wohnung über ihr begann wieder das Hämmern. Rezo und seine verfluchten Reparaturarbeiten. Nadja Petrowa schaute hinauf zur Decke. Immer wieder war sie hochgegangen, um sich zu beschweren, aber jedes Mal, wenn sie ihn in seinem Blaumann und mit seinem staubigen, farbverschmierten Haar und diesem zerknitterten, fröhlichen Lächeln sah, vergaß sie ihren Ärger. Zumindest bis sie wieder unten war und er weiterhämmerte.
    Sie seufzte und beendete ihren Artikel etwas abrupter, als sie es sonst getan hätte, las ihn noch einmal durch und stellte ihn in ihren Blog. Dann schaltete sie den Laptop aus. Das musste für heute reichen. In der letzten Woche hatte sie so hart gearbeitet, dass sie sich geschworen hatte, diesen Abend freizunehmen. Sie saß noch eine Weile da, starrte aus dem großen Fenster und betrachtete die heruntergekommenen, aber schönen Gebäude auf dem steilen Hang. Die krummen Schornsteine und die schrägen Dächer waren mit Efeu und violetten Blumen überwuchert, die wie Traubenbüschel herabhingen. Für einen Moment geisterte ihr eine Metapher für ihre geliebte Stadt durch den Kopf, die sie vielleicht in einem ihrer nächsten Zeitungsartikel verwenden konnte, doch Nadja war zu müde, um sie festzuhalten, und schon war sie weg.
    Sie stemmte sich hoch und ging in die Küche. Ihr Hinken, das Resultat einer Fahrt auf dem Soziussitz eines idiotischen Motorradfahrers, der sie unbedingt hatte beeindrucken wollen, war nach einem Tag am Schreibtisch ausgeprägter als sonst. Vom Mittagessen war noch Suppe übrig. Sie schaltete den Gasofen an, um sie aufzuwärmen, und nahm eine Flasche Weißwein aus dem Kühlschrank. Um den Moment auszukosten, öffnete sie sie nicht sofort. Erstaunlich, dass es für sie noch immer ein leicht verbotener Reiz war, die erste Flasche des Abends zu entkorken. Ein Glücksversprechen, oder zumindest die Aussicht auf Erleichterung. Nachdenklich schaute sie wieder zur Decke hoch. Vielleicht wollte Rezo auch ein Glas. Auf jeden Fall wäre er dann ruhig.
    Ehe sie sich entscheiden konnte, klingelte das Telefon. Sofort versteifte sich ihr Nacken; sie hasste ihr Telefon. Sie versuchte, es zu ignorieren und den Anrufbeantworter seine Arbeit tun zu lassen, doch dafür war sie zu sehr Journalistin. Man konnte nie wissen. «Ja», meldete sie sich seufzend. «Wer ist da?»
    «Ich bin’s. Gyorgi.»
    «Gyorgi?»
    «Vom Flughafen, erinnern Sie sich?»
    «Entschuldigen Sie», sagte sie und griff nach Notizblock und Stift. «Es war ein langer Tag.»
    Ein freudloses Lachen. «Wem sagen Sie das. Ich habe heute Morgen um sechs angefangen. Und wie spät ist es jetzt?»
    «Kommt er zurück? Rufen Sie deswegen an?»
    «Nein. Aber die Gulfstream der Nergadses fliegt wieder nach Athen. Ich dachte, das würde Sie interessieren. Mit vier Passagieren, der Rückflug steht noch nicht fest. Wollen Sie die Einzelheiten?»
    Nadja zog die Kappe ihres Füllers mit den Zähnen ab. «Ja, bitte.»
    «Zu den gleichen Bedingungen wie beim letzten Mal, okay?»
    «Gut», sagte sie. Sie konnte sich nicht erinnern, wie viel sie ihm das letzte Mal gezahlt hatte, aber er verkaufte sich billig, das wusste sie noch. Spielschulden, hatte Petr gesagt. Aber wer war sie, darüber zu urteilen?
    «Na schön. Abflug Tiflis International

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