Waechter des Labyrinths
Weißt du was? Morgen werden wir zusammen in die Berge reiten. Würde dir das gefallen?»
«Kommt Mama mit?»
«Natürlich. Deine Schwestern auch. Wir machen eine tolle Party. Und keine Sorge. Ich habe genau das richtige Pony für dich. Es ist sanft wie Watte. Perfekt dafür, dass ein junger Mann reiten lernen kann. Alle meine Enkel haben auf diesem Pony reiten gelernt. Vertraue mir. Eine Weile wird dein Po ein bisschen wund sein, aber dann wird es dir schnell gefallen.» Er drehte sich auf den Rücken, legte eine Hand um die Kerzenflamme und blies sie aus, sodass es im Zimmer stockdunkel wurde. Die Bettfedern quietschten, die Decke raschelte, und Kiko spürte wieder diesen warmen, säuerlichen Atem auf seiner Wange. Dann legte Ilja ihm die Hand auf die Brust und streichelte ihn durch die Decke rhythmisch bis hinab zum Bauchnabel und wieder zurück. «Mach die Augen zu», murmelte Ilja, schob seine andere Hand unter das Kissen und drückte Kikos Kopf an seine Brust. «So ist es gut. Versuch zu schlafen. Jetzt gibt es keine Albträume mehr.»
III
Der riesige alte Fahrstuhl mit den fleckigen Spiegeln und der automatischen Gittertür passte perfekt zum Retrochic des Hotels. Als Knox ihn zum ersten Mal benutzt hatte, war er ziemlich angetan gewesen, doch der Lift bewegte sich so lächerlich langsam, dass er sich jetzt nur noch darüber ärgerte.
«Hey, schau mal», sagte Gaille, als sich die Tür wie eine Ziehharmonika schloss. «Du bist berühmt.»
Als er das Programm der Konferenz sah, das auf einem der Spiegel klebte und auf dem mit einem dicken roten Filzstift sein Name gekritzelt war, musste er lächeln. «Ich schätze, Nico hat tatsächlich Unmengen zu tun», sagte er. Er wollte gerade den Knopf für ihre Etage drücken, als er fünf Männer aus der Lobby heraneilen sah. Der Fahrstuhl war zwar langsam, aber dafür groß.
«Danke», sagte der erste Mann, dessen schwarzer Ledertrenchcoat nass vom Regen war.
«Welche Etage?»
Der Mann überlegte. «Die oberste», sagte er.
Knox nickte und drückte auf sechs und sieben, dann begann die langsame Fahrt. Mit sieben Passagieren war der Lift viel zu voll, vor allem, weil einer der Männer ein Riese war. Durch das Gitter konnten sie auf jede Etage sehen, und die Gäste, die dort warteten, konnten sie sehen. Wie in solchen Situationen üblich, schauten alle mit neutralen Mienen aneinander vorbei und in die gleiche Richtung. Außer dem Mann im Trenchcoat. Er starrte Gaille mit einem derart unverhohlenen Interesse an, dass Knox schon etwas sagen wollte. Doch Gaille bemerkte das und drückte schnell seine Hand, um ihm zu verstehen zu geben, dass sie selbst damit klarkommen würde. Dann wandte sie sich an den Mann und sagte: «Sie müssen mir Ihren Namen und Ihre Adresse geben.»
«Warum?», fragte er.
«Sie scheinen so viel Gefallen daran zu haben, mich anzustarren, dass ich dachte, ich könnte ein Poster von mir anfertigen lassen, damit Sie es sich an die Wand hängen können.»
Der Mann lachte ungezwungen. «Nicht nötig», versicherte er ihr. «Ich kann mir Gesichter gut merken.»
Der Fahrstuhl hielt mit einem Ruck in der sechsten Etage. Die Gittertür öffnete sich automatisch. Knox trat zwischen Gaille und den Mann und folgte ihr dann hinaus. Als der Mann im Trenchcoat und die anderen aussteigen wollten, drehte sich Knox um und stellte sich ihnen in den Weg. «Sie wollten doch nach ganz oben», meinte er, während sich die Tür wieder zu schließen begann.
«Mein Fehler», entgegnete der Mann und stellte einen Fuß in die Tür. «Ich dachte, die sechste Etage wäre ganz oben.»
Für einen Moment starrten sich die beiden schweigend an. Knox hatte keine Ahnung, was los war, aber die Sache gefiel ihm nicht. «Wer sind Sie?», fragte er. «Wohnen Sie hier?»
In dem Augenblick ging im Flur eine Tür auf. Zwei bärtige Männer kamen heraus, die gut gelaunt miteinander plauderten und sich dem Fahrstuhl näherten. Knox nutzte die Gelegenheit, nahm Gaille am Arm und führte sie schnell zu ihrem Zimmer, öffnete das Schloss mit seinem elektronischen Schlüssel und eilte dankbar hinein.
DREIZEHN
I
«Mein Gott!», meinte Gaille und schüttelte sich. «Was für ein Widerling.»
«Allerdings», stimmte Knox ihr zu. Er verschloss die Tür und überprüfte durch den Spion den Flur.
Sie sah ihn neugierig an. «Was ist?»
«Keine Ahnung.» Er drehte sich zu ihr um. «Hattest du nicht auch das Gefühl, dass er irgendetwas … vorhat?»
«Das war ein Idiot, mehr
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