Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
Vom Netzwerk:
gelegen hatte, schienen plötzlich lauter und bedrohlicher zu werden. Der Wind heulte, und Regen trommelte gegen die Butzenscheiben. Eine Eule schrie. Eine Tür knallte. Irgendwo ertönte brüllendes Gelächter. Kiko zitterte. Es war hier viel kälter als in Tiflis und die Bettdecke viel zu dünn. Er zog sie bis zum Hals hoch und betete zu den Göttern, dass sie ihn schützten.

III
    Der Hotelportier entschuldigte sich so überschwänglich für den Zustand von Claires Gepäck, wie solche Leute es nur taten, wenn sie nicht selbst für den Schlamassel verantwortlich waren. Voller Schadenfreude erzählte er, dass die Polizei die Koffer in einen leeren Raum gebracht hatte, um sie dort wie einen geschwätzigen Verdächtigen auseinanderzunehmen. Die Beamten hatten den Inhalt überall verstreut, das Futter aufgeschlitzt und sogar die Zahnpastatube ausgedrückt, ehe sie dem Hotelpersonal widerwillig erlaubt hatten, die Sachen in den Keller zu transportieren. Er führte Knox und Gaille hinunter und ließ die beiden dann allein.
    Gaille bückte sich, um einen der Koffer zu öffnen. Er war so chaotisch vollgestopft worden, dass der Deckel schon bei der kleinsten Berührung aufsprang. Entnervt schaute sie hoch zu Knox. «Wir müssen alles neu packen», sagte sie. «So können wir Claire die Sachen nicht bringen.» Sie machten sich sofort an die Arbeit. Gaille legte dabei ein paar Kleidungsstücke für Claire zur Seite, dazu ihren Kulturbeutel, ein Handtuch und andere wichtige Sachen, die sie dann in den kleinsten der Koffer packte.
    Knox trug ihn hinaus zum Wagen und legte ihn auf den Rücksitz. «Ich werde draußen warten», sagte er. «Du kannst reinlaufen und ihn abgeben.»
    «Du fängst doch jetzt nicht an, Claire aus dem Weg zu gehen, oder?»
    «Das hat damit nichts zu tun», entgegnete er, als er losfuhr. «Es ist nur ein Albtraum, beim Krankenhaus einen Parkplatz zu kriegen.»
    «Ich weiß, ich weiß.» Sie legte ihre Hand auf seine, die auf dem Schaltknüppel ruhte. «Aber denk daran: Was Augustin passiert ist, ist passiert, weil ein Polizist Amok gelaufen ist. Es war nicht deine Schuld.»
    «Ich weiß, aber …»
    «Es war nicht deine Schuld», wiederholte sie mit Nachdruck. «Vielleicht hättest du einen Schlag verhindern können. Vielleicht . Aber mit ziemlicher Sicherheit wärst du dann ebenfalls im Krankenhaus gelandet.»
    «Du vergisst das Wesentliche.»
    «Nein, das tue ich nicht. Wirklich nicht. Du bist derjenige, der das Wesentliche vergisst. Du bist ein tapferer Mann, Daniel. Gott weiß, wie oft du schon dein Leben für mich riskiert hast. Dir hat heute Nachmittag also bestimmt nicht der Mut gefehlt. Wenn überhaupt, dann hast du vielleicht die Situation nicht gleich erfasst. Du hast unter Schock gestanden, das ist alles, und Schock lähmt. Genau so ist es. Ich glaube, es ist dir gar nicht klar, aber Augustin ist wie ein großer Bruder für dich, und große Brüder sind unbesiegbar. Dass er auf diese Weise angegriffen wird, war einfach unvorstellbar.»
    «Vielleicht», sagte er.
    «Es ist die Wahrheit, Daniel. Außerdem ist jetzt kaum der richtige Zeitpunkt, um an dir zu zweifeln. Ich brauche dich. Augustin braucht dich. Claire braucht dich. Okay, sie hat dich vorhin beschimpft, aber nur, weil der Mann, den sie liebt, in Lebensgefahr schwebt. Sie hat furchtbare Angst. Und ihre Wut ist nur ein Ventil dafür, das ist einfach menschlich. Sie braucht dich jetzt, um all das an dir auszulassen, egal wie unvernünftig oder schmerzhaft es auch ist. Aber trotzdem musst du für sie da sein.» Gaille drückte seine Hand. «Verstehst du das?»
    Wie immer gaben ihm ihre Worte Kraft. «Ja», sagte er. «Das tue ich.»

ZWÖLF

I
    «Und bringen deine Töchter auch ihre Freundinnen mit nach Hause?», fragte Zaal.
    «Würde es Ihnen etwas ausmachen, im Wagen nicht zu rauchen?», meinte Edouard.
    «Ja, würde es», sagte Zaal. Als Kompromiss ließ er sein Fenster runter. «Und?», bohrte er. «Was ist mit deinen Töchtern? Bringen die ihre Freundinnen mit nach Hause? Nach der Schule und so?»
    «Natürlich tun sie das.»
    «Sind ein paar heiße Feger dabei?»
    «O mein Gott!»
    «Ich habe mir immer vorgestellt, dass das einer der Vorteile sein müsste, wenn man Töchter hat», sinnierte Zaal. Er schaute Edouard aus dem Augenwinkel an, als wollte er sich vergewissern, dass er ihm erfolgreich auf die Nerven ging. «Sobald man ein bisschen älter ist, wird es verdammt schwer, hübsche junge Mädchen kennenzulernen. Denn wenn man

Weitere Kostenlose Bücher