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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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nicht», sagte Gaille. «Eine Menge Männer glauben, es würde Frauen antörnen, so angestarrt zu werden. Eben warst du nur zufällig mal dabei.»
    «Vielleicht», sagte Knox.
    «Im Ernst», entgegnete sie. «Kein Grund für Paranoia.»
    «Hat Augustin nicht gesagt, Petitier wäre paranoid gewesen?», fragte er. «Und du weißt, was mit ihm passiert ist.»
    «Du denkst doch jetzt nicht, dieser Typ hätte etwas mit Petitiers Tod zu tun, oder?», meinte Gaille stirnrunzelnd.
    Knox zuckte die Achseln. «Augustin hat gesagt, dass Petitier zu ihm wollte, weil sein Zimmer noch nicht fertig war. Aber kann man das glauben? Ich meine, das Reinigungspersonal hier ist verdammt schnell, das muss man ihnen lassen. Die Staubsauger laufen vormittags, nicht nachmittags.»
    «Vielleicht hat der Gast davor zu spät ausgecheckt.»
    «Vielleicht. Aber vielleicht gab es auch einen anderen Grund. Die Lobby unten ist ziemlich offen und exponiert, oder? War es dir nicht auch gerade unangenehm, als wir reinkamen und jeder uns angestarrt hat?»
    «Und?»
    «Ich meine nur. Versetz dich mal in Petitiers Lage. Die letzten zwanzig Jahre hat er sich von der Welt abgekapselt, wahrscheinlich haben größere Menschenmengen ihm Angst gemacht. Er checkt also hier ein. Die Leute starren ihn an. Vielleicht liegt es nur daran, dass er ein bisschen seltsam aussieht, er aber befürchtet, dass sich herumgesprochen hat, was für einen kostbaren Schatz er in der Tasche hat. Plötzlich traut er sich nicht mehr, auf sein Zimmer zu gehen. Aber er weiß, dass Augustin auch einen Vortrag hält. Sein ehemaliger Student, jemand, dem er vertrauen kann. Er fragt, welches Zimmer er hat, vielleicht sieht er auch seine Zimmernummer im Gästebuch, als er sich einträgt. Er geht hoch, klopft, tischt Augustin seine Geschichte auf, dass das Zimmer noch nicht fertig ist, und verspricht ihm, nicht lange zu bleiben. Doch dann bricht Augustin zum Flughafen auf, und Petitier macht es sich gemütlich und nimmt eine Dusche.»
    «In einem fremden Zimmer?»
    «Warum nicht? Augustin wird mindestens zwei Stunden weg sein, eher drei. Und hast du dich nicht auch schon schmuddlig und unwohl in deiner Haut gefühlt, wenn du nach einer langen Reise an einem so vornehmen Ort angekommen bist?»
    «Okay. Mach weiter.»
    «Jetzt stell dir das Ganze mal aus einer anderen Perspektive vor. Stell dir vor, du sitzt in der Lobby. Nico hat dir die Fotos von Petitiers Siegeln geschickt, vielleicht hast du auch nur Gerüchte darüber gehört. Und mit einem Mal siehst du den Mann persönlich, wie er seine Tasche umklammert und total nervös wirkt. Mein Gott! ,denkst du. Vielleicht ist an der Sache ja doch was dran. Dein ganzes Leben hast du gehofft, eine außergewöhnliche Entdeckung zu machen. Oder du bist in die Jahre gekommen und hast das Gefühl, dir läuft die Zeit davon. Du willst dieses Vlies. Du bist heiß darauf. Du hast es dir verdient , weil du dein gesamtes Leben der Archäologie gewidmet hast. Du folgst Petitier zum Fahrstuhl. Er versucht dich abzuschütteln, indem er zu Augustins Zimmer geht, aber du spürst ihn irgendwie auf und hörst, wie Augustin ihn hereinbittet. Vielleicht hast du ein Zimmer ganz in der Nähe. Oder du kennst jemanden, der auf dem gleichen Flur wohnt. Jedenfalls lauerst du noch in der Nähe, als ich zwanzig Minuten später auftauche und Augustin zum Flughafen bringe, sodass Petitier allein ist. Und dann hörst du durch die Tür, dass die Dusche angeht.»
    «Nicht durch die Tür», entgegnete Gaille. «Das hätte man auf dem Überwachungsvideo gesehen.»
    «Dann durch die Wand.» Er deutete zum Bad. «Wir können jedenfalls alles hören, was unsere Nachbarn machen. Eine Etage tiefer ist es bestimmt nicht anders.»
    «Ich höre also, wie die Dusche läuft», stimmte Gaille zu. «Das ist meine Gelegenheit.»
    «Genau», sagte Knox. «Du bekommst vielleicht nie wieder eine solche Chance. Du gehst raus auf deinen Balkon und siehst, dass Augustins Balkontür offen ist. Es ist ja auch ein schwüler Nachmittag. Rüberzuklettern ist nicht leicht, aber auch nicht sonderlich schwierig, vor allem bei dem Preis, der auf dich wartet. Die Dusche läuft noch. Du schleichst dich hinein, nimmst Petitiers Tasche vom Bett und willst wieder verschwinden, aber Petitier hört dich und stürmt aus dem Bad. Er folgt dir auf den Balkon, wo ihr um die Tasche kämpft. Sie reißt. Drinnen ist ein massiver, schwerer Gegenstand, ein Artefakt. Du hebst ihn auf und schlägst es Petitier auf den

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