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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Er war ein Fan von uns.»
    «Wie meinst du das?»
    «Er ist manchmal zu Recherchezwecken hergekommen. So wie es aussieht, hatte ich sogar ein paarmal persönlich mit ihm zu tun, aber ich kannte ihn nur als Roly. Als vor ein paar Jahren die Sicherheitsvorkehrungen verschärft wurden, haben wir jeden Gast mit einem Sichtbildausweis ausgestattet. Ich habe also ein Foto von ihm, falls das eine Hilfe ist.»
    «Das ist großartig!»
    «Dachte ich mir, dass es dich freut», meinte er grinsend. «Ich lasse es gerade ausdrucken.» Er deutete einladend zu seinem Büro und ging vor. Gailles Beine waren auf den Stufen so unkoordiniert, als würden sie es ihr übelnehmen, dass sie sich schon wieder bewegen mussten. Doch nach der direkten Sonne war es drinnen angenehm kühl. Der Deckenventilator lief auf der niedrigsten Stufe und blies auf sie hinab wie ein freundlicher Engel. Der Drucker in der Ecke lief noch. «Das verfluchte Teil braucht ewig», sagte Iain, als er hinüberging. «Wir haben kein Geld für neuere Technik, alles wird für alte Bücher ausgegeben.»
    Es war ein Büro, wie Gaille es liebte. An jeder Wand standen hohe Regale, die mit wissenschaftlichen Arbeiten über das minoische Kreta und die mykenische Kultur vollgestopft waren, mit Büchern über das antike Ägypten und das klassische Griechenland, die Hethiter und die Babylonier. Selbst auf dem Schreibtisch stapelte sich die Lektüre. Zwischen den Seiten einer gebundenen Sammlung des Journal of Egyptian Archaeology steckte ein Brief. Aus Neugier schaute sie genauer hin. In dem an Iain adressierten Schreiben eines kleinen, aber angesehenen Londoner Verlags wurde der Veröffentlichungstermin für sein neuestes Buch bestätigt. «Hey!», sagte sie. «Glückwunsch!»
    Als er vom Drucker herüberschaute und sah, was sie meinte, errötete er leicht. «Das ist privat», sagte er und kam zu ihr, nahm ihr den Brief weg, faltete ihn zusammen und steckte ihn in eine Schublade.
    «Tut mir leid», sagte Gaille ein wenig bestürzt. «Das war mir nicht klar.»
    Er seufzte und setzte ein Lächeln auf. «Entschuldige», sagte er. «Ich wollte nicht schroff sein. Aber ich habe deswegen ein bisschen Ärger mit den Kollegen.»
    «Wieso denn das? Dein Buch wird veröffentlicht. Du solltest wirklich stolz sein.»
    «Hast du den Titel nicht gelesen?»
    «Nein. Weshalb?»
    Er machte ein betrübtes Gesicht. «Ich habe darüber geschrieben, dass wir aufgrund aller Informationen, die wir durch unsere Ausgrabungen hier auf Kreta sowie auf Santorin und anderen Inseln gesammelt haben, unser Verständnis des östlichen Mittelmeerraums während der Bronzezeit revidieren müssen. Ursprünglich habe ich das Buch unter dem Titel Die pelasgische und minoische Ägäis: Ein neues Paradigma an die Verlage geschickt.»
    «Spannend», meinte Gaille.
    «Genau. Hört sich völlig langweilig an. Ich habe es immer wieder umgeschrieben, weil ich dachte, meine Ideen oder mein Stil sind das Problem. Aber dann hatte ich eines Nachts einen Geistesblitz. Ich habe es umbenannt in Die Atlantis-Connection und innerhalb einer Woche ein Angebot bekommen.» Sie lachten gemeinsam darüber, und die angespannte Stimmung war vergessen.
    Als der Drucker endlich fertig war, schauten sich beide das Bild an. Bisher war Petitier für Gaille nur ein Name gewesen, daher war sie etwas geschockt, nun ein Foto von ihm zu sehen. Er war ihr auf Anhieb unsympathisch. Deutlich war ihm anzusehen, wie sehr es ihn ärgerte, sich fotografieren lassen zu müssen. Die mürrisch nach unten gezogenen Mundwinkel ließen ihn ungeduldig und überheblich wirken, was selbst sein struppiger, gelbgrauer Bart nicht verbergen konnte. «Seine Adresse hast du wahrscheinlich nicht, oder?»
    «Eigentlich verlangen wir eine Adresse, wenn jemand einen Besucherausweis beantragt», erklärte er ihr, «aber er hat nur irgendein Hotel in Iraklio angegeben. Ich habe sicherheitshalber dort angerufen, aber die Frau an der Rezeption kannte ihn nicht, auch niemanden, auf den seine Beschreibung passt. Vielleicht will sie nur die Privatsphäre ihrer Gäste schützen, aber das glaube ich nicht. Ich habe ihn auch nie in Iraklio gesehen, und er wäre mir mit Sicherheit aufgefallen, wenn er die letzten zehn Jahre dort gelebt hätte. Aber keine Angst. Das Beste habe ich dir noch nicht erzählt.»
    «Das Beste?»
    Seine Augen funkelten. «Ich hatte da noch so eine Idee. Wenn er hier recherchiert hat, dann war er vielleicht auch auf anderen Ausgrabungsstätten, oder? Also

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