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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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sie. «Der Stärkere gewinnt.»
    «Man gewöhnt sich dran.»
    Der Verkehr beruhigte sich. Ein Schild zeigte an, dass sie Knossos erreicht hatten. Sie erklommen einen Berg, auf der linken Seite sah Gaille erst Parkplätze, dahinter dann die archäologische Stätte, den Palast von König Minos und zugleich der Ort, an dem sich das berühmte Labyrinth befinden sollte. Der Legende nach hatte dort der Minotauros, halb Mensch, halb Stier, die jungen Männer und Frauen geopfert, die man ihm als Tribut vom griechischen Festland schickte – bis es Theseus schließlich mit Hilfe von Ariadne, der Tochter von König Minos, gelang, den Minotauros zu töten. Doch Iain bog nach rechts in einen Privatweg. Sie fuhren vorbei an ein paar hübschen kleinen Gebäuden, die um einen Garten aus Stockrosen und Dattelpalmen lagen, zu einem schönen Haus inmitten von Akazien, Malvengewächsen, Lilien und Hyazinthen. «Villa Ariadne», sagte er überflüssigerweise. Er deutete auf einen Weg. «Das Strat-Mus ist dort entlang», sagte er.
    «Das was?»
    «Verzeihung. Das Stratigraphische Museum, wo wir unsere Funde aufbewahren.» Irgendwo begann ein Hund wild zu bellen. «Der Sicherheitsdienst», sagte Iain, als ein zweiter Hund anschlug. «Keine Sorge», meinte er und wendete den Wagen. «Die sind angekettet. Wenn ich hier bin, lasse ich die Viecher nicht frei rumlaufen. Die jagen mir eine Höllenangst ein.»
    «Wir gehen gar nicht rein?»
    «Nein. Wir arbeiten vor allem unten in der sogenannten Taverna, in diesen Gebäuden, an denen wir gerade vorbeigekommen sind. Es ist viel entspannter dort als in der Villa. Auch ein Grund, warum Papas Liebling zurück in die Staaten gegangen ist, nehme ich an. Sie hat sich nämlich in einem prunkvollen Haus gesehen, mit livrierten Dienern, die uns im Garten Mint Juleps und Mimosas servieren.»
    «Es ist schön hier», sagte Gaille.
    «Ich kann dich später herumführen, wenn du magst. Aber zuerst mache ich uns einen Kaffee. Und dann kannst du mir von deinen Plänen erzählen.»
    «Eigentlich habe ich gar keine Pläne», gestand Gaille. «Außer herzukommen und etwas über diesen Petitier herauszufinden. Aber ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie ich das anstellen soll.»
    «Dann ruh dich doch ein paar Minuten aus», schlug Iain vor. «Ich werde mal ein bisschen rumtelefonieren.»

III
    Knox und Franklin hatten das Telesterion erreicht, den großen rechteckigen Tempel, in dem in der Antike die Mysterien gefeiert worden waren. Die hohen Mauern, die einmal für die Geheimhaltung der Riten gesorgt hatten, waren längst eingestürzt und nur noch in ihren Umrissen zu erkennen. Doch ein stimmungsvoller Ort war es noch immer. «Afrikanisch?», meinte Knox lächelnd. «Ist das nicht eine ziemlich kühne Behauptung?»
    «Allerdings», gab Franklin zu. «Eine sehr kühne Behauptung. Aber dadurch wird sie nicht falsch. Wie alles andere auch ist sie natürlich nicht hieb- und stichfest. Trotzdem stehe ich noch heute zu der Kernaussage, dass nämlich die westliche Welt ein dunkles Geheimnis hat: Die goldene Ära Athens ist nicht perfekt ausgeformt aus dem Nichts entstanden dank irgendeiner blühenden griechischen Schöpferkraft. Sie war lediglich Teil einer globalen Geistesentwicklung, und viele oder sogar die meisten Errungenschaften, die wir den Griechen zuschreiben, stammten in Wirklichkeit aus Ägypten und wurden durch die Griechen lediglich bekannt gemacht. Das Bemerkenswerte daran ist, dass die antiken Griechen das selbst zugegeben haben. Sie haben die Ägypter nicht nur ausdrücklich als Pioniere in Religion, Philosophie und in anderen Geisteswissenschaften anerkannt, sie sind auch in großer Zahl zur Ausbildung nach Ägypten gereist. Thales, der Begründer der Philosophie, hat Jahre dort verbracht, genauso Pythagoras, der Begründer der Mathematik, Solon, der Begründer des Rechts und der Demokratie, und Herodot, der Begründer der Geschichtsschreibung. Archimedes und Anaximander sind nach Ägypten gereist, Demokrit, Hipparchos, Platon und …»
    «Sie müssen mich nicht davon überzeugen, dass die Griechen von den Ägyptern beeinflusst waren», warf Knox ein, weil er wusste, dass man die Liste noch endlos weiterführen konnte.
    «Verzeihen Sie», sagte Franklin. «Ich vergaß, dass Sie Ägyptologe sind.» Sie hielten einen Moment inne, um den Ausblick zu bewundern. Jenseits der Mauern konnte man über die Terrakottadächer auf einen Sportboothafen schauen, wo die Masten in der leichten Brise schwankten und

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