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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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habe ich herumtelefoniert, und rate mal!»
    «Du hast etwas herausgefunden?»
    Er nickte energisch. «Östlich von hier gibt es eine belgische Ausgrabung. Eine der Mitarbeiterinnen kannte Petitier ziemlich gut. Vor ein paar Jahren war ihr Bruder zu Besuch hier, und sie hat mit ihm eine Inseltour gemacht. Und wen hat sie unterwegs gesehen? Roland Petitier! Er verkaufte gerade mehrere Kilo Walnüsse an einen kleinen Lebensmittelladen, und sie hat gehört, wie er versprach, demnächst wieder welche vorbeizubringen.»
    «Volltreffer!», rief Gaille begeistert. «Wo war das?»
    «In Anopolis. Eine kleine Stadt in den Bergen über Chora Sfakion an der Südküste.»
    «Und wie komme ich dort hin?»
    Sein Grinsen wurde breiter. «Indem du dich wieder in meinen Wagen setzt und die Fahrt genießt», sagte er.

II
    Der Pavillon war absichtlich fensterlos, damit man während der Vorträge die Beleuchtung kontrollieren konnte. Im Moment war nur das hintere Drittel hell, wo zwei matronenhafte Frauen Kaffeekannen und Wasserkaraffen auf Campingtische stellten. Knox war ein wenig beunruhigt, er hatte gehofft, dass die Techniker schon da sein würden, um ihm zu zeigen, wie alles funktionierte. Aber sie waren wohl im Stau steckengeblieben. Er schenkte sich und Franklin Wasser ein, dann gingen sie mit den Gläsern zur letzten Stuhlreihe und setzten sich. «Sie wollten mir gerade erzählen, wie Ihr Kreuzzug zu Ende ging», sagte er.
    «Richtig», meinte Franklin. «Es war irgendwie absurd. Einer meiner Professoren – mein Mentor, könnte man wohl sagen – hatte schließlich genug von mir. Er bat mich zu sich nach Hause – ein untrügliches Zeichen, dass es Ärger geben würde. Aber ich war im Grunde froh. Ich war so aufgestachelt, dass ich ihm unbedingt die Meinung sagen wollte, selbst wenn es meine Karriere gekostet hätte. Da er es mit der Pünktlichkeit immer ganz genau nahm, stand ich um Punkt sieben Uhr abends vor seinem Haus. Aber nicht er hat mir die Tür aufgemacht, sondern seine Tochter, Maria.»
    «Aha!», meinte Knox lächelnd.
    «Genau», sagte Franklin. «In solchen Momenten erfährt man, wer man wirklich ist. Ein Blick in Marias Augen hat gereicht, und ich wusste wieder, was mir das Wichtigste im Leben ist. Einerseits hat mich das beschämt. Andererseits hätte ich stolzer nicht sein können.»
    «Wurden Ihre Gefühle erwidert?»
    «Sie wurde meine Frau, wenn Sie das meinen, aber ich brauchte ein paar Jahre, um sie zu überzeugen. Sie hatte zuerst keinen guten Eindruck von mir. Noch heute zieht sie mich damit auf, wie ich sie angeglotzt habe. Ihr Vater wäre in der Universität aufgehalten worden, sagte sie mir. Irgendein Idiot hatte Feueralarm ausgelöst.» Er schüttelte den Kopf über die wunderlichen Wendungen des Schicksals. «Maria leistete mir beim Warten Gesellschaft. Als ihr Vater endlich nach Hause kam, war ich bis über beide Ohren verliebt und konnte mich gar nicht schnell genug bei ihm entschuldigen. Ich gelobte, ihn oder seine Universität nie wieder in Verruf zu bringen. Er wollte, dass ich mich sofort und vollständig von Petitier lossage, den er für den Hauptschuldigen hielt. Ich stimmte zu. Und er war so gütig, mir noch eine Chance zu geben.»
    «Wie hat Petitier darauf reagiert?»
    «Keine Ahnung. Ich habe ihn nie wieder gesehen. Ich bin aus dem Haus gezogen, als er gerade bei der Arbeit war, und kurz danach hat er Athen verlassen.» Er lachte kurz auf. «Das war auch so eine Geschichte. Zum Gedenken an Sir Arthur Evans und seine Ausgrabungen in Knossos hatte die britische Schule eine Vortragsreihe veranstaltet. Petitier erhob sich offenbar bei einem Diskussionsforum und fing an, pathetische Reden zu schwingen. Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Der französischen Schule war es so peinlich, dass man ihn rauswarf. Und kurz danach ist er verschwunden.»
    «Worum ging es denn in seinen Reden?»
    «Er hat Evans und seinen Nachfolgern vorgeworfen, dass sie mit dem minoischen Kreta genau das machen, was andere Wissenschaftler mit der dorischen Wanderung gemacht haben, dass sie nämlich Geschichtsfälschung betrieben, um auf Kosten der Ägypter und des Nahen Ostens die Griechen ins Rampenlicht zu rücken.» Er warf Knox einen fragenden Blick zu und holte dann weiter aus. «Kreta erhielt ja erst 1898 die Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich. Aber Unabhängigkeit war nicht das, was die neue Regierung Kretas anstrebte, sie wollte eine Vereinigung mit Griechenland. Deshalb war man

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