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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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«Wenn Sie meinen Blog gelesen haben, müssten Sie das wissen.»
    «Und was habe ich mit dem Wahlkampf zu tun?»
    «Ich bin nicht wegen Ihnen hier. Ich bin wegen eines gewissen Boris Dekanosidse hier. Er ist nämlich einer der wichtigsten Berater von Ilja Nergadse.»
    «Ach, ist er das?», lachte Michail. «Na schön. Warum sind Sie hinter ihm her?»
    «Weil man in diesem Job als Erstes lernt, dass man nie etwas Interessantes erfährt, wenn man die Kandidaten verfolgt. Die sind zu gut geschützt. Es ist immer die rechte Hand, die einen zu der großen Geschichte führt.»
    «Aha! Das Geheimnis Ihres Erfolgs», meinte er spöttisch. «Die Herde folgt planlos den Generälen, aber Sie sind hinter dem Adjutanten her, ja?»
    «Das hat mich zu Ihnen geführt, oder?»
    «Und warum halten Sie das für einen Erfolg? Wie kommen Sie darauf, dass ich eine Rolle spiele?»
    Nadja ärgerte sich über ihre eigene Unbesonnenheit. Wenn sie hier rauskommen wollte, musste sie klüger vorgehen. «Daran arbeite ich noch.»
    «Sie lügen», entgegnete Michail. «Sie wissen genau, wer ich bin. Sie wussten es, bevor Sie hierhergeflogen sind. Sie sind nämlich nur deshalb gekommen, weil Sie mich suchen.»
    «Ich versichere Ihnen, ich …»
    «Lügen Sie mich nicht an, Nadja. Sie werden es bereuen.»
    «Ich lüge nicht», sagte sie. «Es ist die Wahrheit. Ich brauche eine gute Story über Ilja Nergadse. Etwas Pikantes oder so. Meine Leser werfen mir schon vor, dass ich ihn unterstütze.»
    «Es war bei dieser Pressekonferenz, richtig?», fragte Michail. «So wie Sie mich angestarrt haben, wusste ich sofort, dass wir uns schon einmal über den Weg gelaufen sein mussten. Aber ich konnte Sie nicht gleich einordnen. Erst als wir Sie vorhin abgeholt haben, war ich mir sicher.» Er schaute sie herablassend an. «Wie viel Pech kann man bloß haben? Kaum zwei Tage zurück in Georgien, und schon treffe ich auf eine meiner Witwen.»
    «Eine Ihrer Witwen!» Seine Abgebrühtheit entsetzte sie so sehr, dass sie trotz der Gefahr aus ihrer Rolle fiel. «Was sind Sie nur für ein Ungeheuer? Was hatte Albert Ihnen denn getan?»
    «Das wissen Sie nicht?», meinte Michail. «Er hat seine Nase in die Angelegenheiten meiner Familie gesteckt. Seinetwegen mussten wir nach Zypern fliehen.»
    «Aber damit hatte er nichts zu tun», entgegnete sie. «Das waren die Amerikaner.»
    «Die Amerikaner!», sagte Michail verächtlich. «Und wer hat denen wohl alles erzählt? Pech für Ihren Mann, dass einer der Leute aus dem Justizministerium auf unserer Gehaltsliste stand.» Er schüttelte den Kopf über den Lauf der Welt. «Wir mussten ihn zum Schweigen bringen, wir mussten ihn bestrafen. Ich war zu der Zeit schon auf Zypern und der Einzige der Familie, der nicht rund um die Uhr überwacht wurde, deshalb hat mich mein Großvater nach Hause gerufen. Ich bin gut in solchen Dingen.»
    «Scheißkerl!», fauchte sie.
    «Na, na», meinte er lächelnd. «Das ist jetzt wohl kaum der richtige Zeitpunkt, um ausfallend zu werden, oder? Wenn ich nicht muss, töte ich nicht. Jedenfalls keine Menschen, die ich bewundere. Und Sie bewundere ich wirklich, Nadja. Das würde ich an Ihrer Stelle nicht aufs Spiel setzen.» Er ging um sie herum, als würde er sie abschätzen. «Sagen Sie mal, sind Sie Links- oder Rechtshänderin?»
    «Was?»
    Er zog eine Zange aus seiner Tasche. «Ich meine es nur gut», sagte er, als sie nicht antwortete. «Sie wollen nicht? Na schön. Da Sie Ihre Uhr am linken Handgelenk tragen, gehe ich mal davon aus, dass Sie Rechtshänderin sind. Sagen Sie es, wenn ich mich irre.» Er nahm ihre linke Hand, bog ihr mit einem Ruck den Daumen von den Fingern weg und klemmte ihn zwischen die stumpfen Backen der Zange.
    «Nicht!», flehte Nadja und wand sich auf dem Stuhl. «Bitte nicht!»
    Er ignorierte sie und begann zuzudrücken. Sie spannte jeden Muskel ihres Körpers an und schloss die Augen, als würde das helfen. Aber die Ohren kann man nicht schließen, und sie hörte das Knacken des Knochens und das entsetzliche Knirschen der zerdrückten und verdrehten Knorpel. Dann setzte ein Schmerz ein, der sich anfühlte, als würden ihr tausend Nadeln in den Arm gehämmert werden. Sie bäumte sich auf, sie schrie und schrie, weil Schreien das Einzige war, was sie tun konnte, bis schließlich der schlimmste Punkt erreicht war und der Schmerz auf der anderen Seite hinabstrahlte, noch immer heftig und durchdringend, aber nun immerhin nachlassend und wieder auszuhalten. Sie schaute

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