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Wächter des Mythos (German Edition)

Wächter des Mythos (German Edition)

Titel: Wächter des Mythos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Saurer
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Sackgasse. Sobald sie den kleinen Raum verließen, hätte der Schütze sie wieder im Visier und würde sie kaltblütig abknallen. Das einzige, was sie tun konnten, war, auf die Polizei zu warten, der Wirt hatte sie sicher verständigt. In dem Augenblick klingelte Sandinos Mobiltelefon, er zuckte erschrocken zusammen.
    Alina sah ihn fragend an. Das Telefon klingelte erneut. Nervös holte Sandino es mit seiner blutenden Hand aus seiner Anzugtasche hervor. Das Display zeigte weder Namen noch Nummer.
    »Monsignore Sandino de Vegio?«
    Das war nicht die Stimme eines Priesters. Diese Stimme klang tief und etwas schroff. Eine Stimme, die er nicht kannte.
    »Wer ist am Apparat?«
    »Señor Frank bat mich, ein wachsames Auge auf Sie zu werfen und Ihnen zur Hilfe zu eilen, falls Sie in Burgos stranden würden. Ich bin direkt vor dem Haus, um Sie abzuholen.«
    Sandino verzog sein Gesicht. Was, wenn es eine Falle war?
    »Was beweist mir, dass Señor Frank Sie geschickt hat?«
    »Ich bin Inspektor Gonzalo Rey. Mir wurde gesagt, wenn ich mich ausweisen müsste, werde es genügen, Ihnen gegenüber Gonfanon-Baucent zu erwähnen, damit Sie mir vertrauen.«
    Das war eine Anspielung auf das zweigeteilte Banner der Templer, mit einer schwarzen und einer weißen Seite. Es hat viele Bedeutungen und stand auch für die Verbindung zwischen Kriegern und Mönchen. In der Alchimie stellten Nigredo (Schwarz) und Albedo (Weiß) die Grundvoraussetzung für das große alchimistische Werk dar. Es gab nun keinen Zweifel, der Mann war ein Freund und er konnte ihm vertrauen.
    »In Ordnung. Was sollen wir tun?«
    »Vor dem Haus steht ein dunkelblauer Renault. Beeilen Sie sich, ich erwarte Sie im Auto. Meine Männer sichern den Weg vom Haus zum Wagen. Wenn Sie herauskommen, steigen Sie schleunigst zu mir ins Auto. Und schalten Sie sofort Ihr Mobiltelefon aus!«
    Sandino stutzte, doch dann schaltete er sein Telefon aus, denn er durfte jetzt keine Zeit mit Nachdenken verlieren. Er konnte fühlen, wie sein Herz schlug, und atmete tief durch. Alina betrachtete ihn verwirrt. Ihre Schulter blutete noch immer.
    »Wir werden das Haus jetzt verlassen, ein Freund erwartet uns draußen in einem dunkelblauen Renault«, erklärte er ihr.
    Alina schüttelte misstrauisch den Kopf.
    »Wenn Sie wollen, dass wir hier jemals lebend wieder rauskommen, dann vertrauen Sie mir.«
    Sandino ging zur Tür und entfernte den Riegel. Vorsichtig öffnete er die Tür einen Spalt breit, um hinauszuschauen.
    »Wir werden es schaffen. Draußen ist Polizei!«
    Er reichte Alina die Hand, ergriff die Türklinke und warf ihr einen fragenden Blick zu. Sie nickte entschlossen. Sandino atmete tief ein, öffnete mit einem Ruck die Tür und stürmte los. Genau in diesem Augenblick fiel wieder ein Schuss, die Kugel schlug hinter ihnen in die Hauswand ein. Sie rannten, während die Polizisten verzweifelt versuchten, den Schützen ausfindig zu machen. Die Tür des Renaults wurde geöffnet. Noch wenige Meter, dann sprangen sie in den Wagen. Sie hatten ihre Tür noch nicht geschlossen, als der Renault losfuhr.
     
    * * *
    Im ersten Moment konnte Sebastiano seine missglückte Tempelreinigung nicht fassen. Es war ihm, als werde er sehenden Auges Schritt für Schritt tiefer in die Finsternis hineingezogen. Doch dann wurde er sich bewusst, dass ihm der Herr die Sinnlosigkeit vor Augen führte, sich gegen den Willen Gottes aufzulehnen.
    Er fragte sich, warum der Herr keinen anderen Mann auserwählt hatte, um diese Aufgabe zu erledigen. Aber er stellte sich die Frage, ohne zu zweifeln. Hätte er gezweifelt, so hätte er diesen Kampf jetzt zum wiederholten Male verloren. Ratlos blickte er dem davonfahrenden Polizeifahrzeug nach und macht sich dann unauffällig davon.
    »Ich habe nicht versagt, noch nicht!«, rechtfertigte er sich brummend. War die Symbolik doch ein Zufall? Hatte Gott ihm wirklich etwas damit sagen wollten? Was wird er jetzt dem Kardinal antworten, wenn dieser ihn erneut im Zorn anrief? Sebastiano schüttelte diese haltlosen Gedanken ab, denn Gottes Wege waren unergründlich. Dennoch wusste er, dass der Weg, den er eingeschlagen hatte, der einzig richtige für ihn war.
     
    * * *
    »Gut gemacht!«, sagte der Inspektor auf Spanisch, ohne sich umzudrehen. Er setzte ein Blaulicht aufs Autodach und schaltete die Sirene an. Hinter ihnen fuhr ein Streifenwagen.
    »Monsignore, haben Sie Ihr Telefon ausgeschaltet?«
    »Ja, doch ich verstehe nicht, wozu das gut sein soll?«
    »Vermutlich kann man Sie

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