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Wächter des Mythos (German Edition)

Wächter des Mythos (German Edition)

Titel: Wächter des Mythos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Saurer
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eine für spanische Verhältnisse untypisch grüne Stadt. Nach den düsteren Erlebnissen der letzten Tage war dieser charmante Mix aus Kultur und Natur, als öffnete sich in ihr eine Tür, durch die Lebensfreude und Hoffnung drangen.
    Wie in einem unwirklichen Traum spazierten sie an lachenden Spaniern vorbei und erreichten über die Puente Santa Maria die Altstadt von Burgos. Es war kurz vor zwölf, als sie den Plaza Rey Fernando vor der Kathedrale in Burgos überquerten. Alina war überwältigt von der filigranen Schönheit dieser Kirche.
    Die Doppeltürme mit ihren 84 Metern Höhe ragten majestätisch in den azurblauen Himmel. Imposant wirkte auch die Fassade mit dem Gnadentor und der fein gearbeiteten, sternförmigen Rosette. Das im Zentrum befindliche Hexagramm erinnerte Alina an ihre Initiation in der alten Salzmine unter dem Haus ihres Vaters.
    Von den vielen Eindrücken hungrig geworden, ließen sie sich an einem der draußen stehenden Tische des Restaurants Don Nuno nieder, von dem aus sie das muntere Treiben auf dem Platz vor der Kathedrale beobachten konnten. Scharen von Touristen zogen an ihnen vorüber und ein Gaukler gab seine Kunststücke zum Besten.
    »Was wollen Sie trinken?«, fragte Alina.
    Sandino zögerte kurz und sah sie befangen an, dann blieb sein Blick an ihren Lippen hängen.
    Sie seufzte, strich sich das Haar zurück und beugte sich zu ihm: »Hören Sie, Sandino, Sie machen sich zu viele Sorgen«, sagte sie lächelnd und schaute ihn verführerisch an. »Entspannen Sie sich, verflixt noch mal! Sie dürfen doch wohl ein Glas Wein mit mir zusammen trinken, oder ?«
    Sandino war dermaßen überrascht, dass ihm keine Erwiderung einfiel.
    »Sandino«, fuhr sie in heiterem Ton fort, »es wird Zeit, dass Sie zu mir als Frau ein bisschen mehr Vertrauen gewinnen. Ich werde Sie nicht verführen und keinen Sex mit Ihnen haben, nur weil wir einen Schluck Alkohol zusammen getrunken haben, da brauchen Sie sich wirklich keine Sorgen zu machen! Aber ich möchte diesen wundervollen Tag mit Ihnen genießen, nach allem, was mir in letzter Zeit zugestoßen ist.«
    Er starrte sie vollkommen verblüfft an. Noch nie hatte eine Frau so mit ihm gesprochen.
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen?«
    »Nun, Sie sind doch ein netter Typ. Machen wir uns also nicht unnötig das Leben schwer. Ich hätte Lust, zum Essen mit Ihnen eine Flasche spanischen Rotwein zu trinken, einverstanden?«
    »Einverstanden«, erwiderte Sandino etwas verlegen und fügte dann lächelnd hinzu: »Ich trinke ja nicht alle Tage eine Flasche Rotwein mit einer bezaubernden jungen Frau.«
    »Gut, und was wollen wir essen?«
    Sandino hatte bereits die Speisekarte zur Hand genommen, Alina warf nun einen Blick in die ihre.
    »Als Hauptgericht würde ich zur Feier des Tages Lamm vorschlagen«, meinte Sandino unbefangen.
    »Das hört sich wieder einmal sehr christlich, aber auch göttlich an«, meinte Alina scherzend. »Zum Dessert möchte ich jedenfalls diese heimische Spezialität bestellen. ›Queso de Burgos‹!«
    »Ein Frischkäse?«
    »Ja, für gewöhnlich wird er zusammen mit Honig, Quittengelee oder Walnüssen gereicht.«
    »Dann hätten wir ja schon beinahe unser Menü zusammen. Was nehmen wir denn als Vorspeise? Ich denke, diese spanischen Suppen sind zwar nicht gerade edel, doch immerhin sehr schmackhaft.«
    »Gut, und dazu eine Flasche spanischen Rotwein.«
    Sie gaben ihre Bestellung auf, und als der Rotwein kam, sah Alina Sandino vergnügt in die Augen.
    »Habe ich Sie vorhin schockiert?«
    Er lächelte und fuhr mit dem Finger über den Griff seines neben dem Teller liegenden Messers. »Sie sind die erste Frau, die so mit mir gesprochen hat. Ich bin es nicht gewohnt, das ist alles.«
    »Und was sind Sie von einer Frau gewohnt? Dass sie Ihnen beichtet?«
    »Nein, das fällt nicht in meinen Aufgabenbereich, dafür gibt es andere Priester. Persönlich habe ich mit Frauen wenig zu tun.«
    Alina nippte nachdenklich an ihrem Wein.
    »Möchten Sie, dass ich mein Leben vor Ihnen ausbreite? Fragen Sie mich, was Sie über mich wissen möchten.«
    »Weshalb?«
    »Weil Sie ganz anders sind als die anderen Priester mit ihrem salbungsvollen Getue.«
    Der Kellner hatte ihnen inzwischen die Suppe gebracht.
    »Weshalb waren Sie in diesem buddhistischen Tempel in Thailand?«, fragte Sandino und tupfte sich mit dem Serviettenzipfel den Mund ab.
    »Nun, einerseits war es die Religion meiner Mutter, ich war schon als Kind damit konfrontiert. Andererseits ist es

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