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Wächter des Mythos (German Edition)

Wächter des Mythos (German Edition)

Titel: Wächter des Mythos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Saurer
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stand auf und nahm Alina tröstend in ihre festen Arme. »Was für Bemühungen?«, fragte sie sanft, während sie ihr mit der Hand durchs Haar fuhr. Alina begann, ihr alles zu erzählen, angefangen mit dem Tod ihres Vaters, der Verfolgungsjagd in Thailand, dem Mordversuch in Frankreich bis hin zu den Ereignissen in Burgos vor der Kathedrale. Maria hörte Alina zu und biss die Zähne zusammen, bis sie ihr wehtaten.
    »Dein Vater wurde ermordet, dieser Gabriel Diaz liegt angeschossen im Krankenhaus und unser Priester hat sich hier mitten in der Kirche das Leben genommen. Und das alles nur wegen der Zwillings-Kelche«, sagte Maria nachdenklich. »Du weißt, worum es hier geht?«
    »Bei dem Kelchspaar geht es wohl um den Geschlechterdualismus und um ein Initiations-Mysterium«, sagte Alina matt.
    » Richtig . Es geht hier tatsächlich um das Getrenntsein in gegensätzlich wirkende Elemente, die geeint werden sollen. Doch das Kelchpaar steht auch als Symbol für die Bestrebungen im Mittelalter, das damalige Abendland in einem neuen, auf einer spirituell-christlichen Grundlage basierenden Reich zu organisieren und zu vereinen.«
    Alina nickte abwesend mit dem Kopf und dachte an den Brief ihres Vaters und an das initiatische Mysterium in der alten Salzmine unter dem Haus in Frankreich, das sie zusammen mit Gabriel erlebt hatte.
    »Doch was immer es mit den Kelchen auf sich hat, sie scheinen der Kirche so viel wert zu sein, dass es dabei auf ein paar Tote nicht ankommt«, antwortete Alina traurig. »In Burgos haben sie auch auf Monsignore Sandino keine Rücksicht mehr genommen. Ach, ich bin an allem Schuld, weil ich hinter dieses Geheimnis kommen wollte, weil ich wissen wollte, weshalb … weshalb mein Vater ermordet wurde.« Verzweifelt vergrub sie ihr Gesicht in den Händen.
    »Das ist dein gutes Recht, Alina. Außerdem ist die Sache verworrener, als es den Eindruck macht, selbst ich bin verwickelt.«
    »Wie denn das?«, fragte Alina erstaunt. Maria atmete tief durch und legte die Hände vor sich auf den Tisch.
    »Tja, wo soll ich anfangen? Nun, dein Vater war als Pilger Stammkunde meiner kleinen Herberge, zudem hatten wir ja auch dieselben Interessen. Wir entdeckten sogar, das die Urvorfahren unserer Ahnen vom selben Staatenbund abstammen, wusstest du das?«
    Alina wischte sich umständlich die Tränen aus den Augen und sah sie verdutzt an. Doch Maria fuhr mit ernster Miene fort: »Schon die römischen Legionen benutzten O’Cebreiro als Durchgangsstation auf dem Weg ins zentrale Galicien, genauso wie es heute die Jakobspilger nach Santiago de Compostela tun. Unser Dorf wie auch das Volk hier in Galicien sind sehr viel älter, als es dir vielleicht bewusst ist, denn sie sind keltischen Ursprungs.«
    Alina verstand den Zusammenhang nicht und sah die Wirtin mit großen Augen an. Maria nickte verständnisvoll und ging zu einer Kommode. Stolz legte sie ihr eine Münze in die Hand. Es war Schweizergeld, ein aktuelles Zweifrankenstück.
    »Diese Schweizer Münze hat mir dein Vater geschenkt, abgebildet ist die Gottesmutter deines Stammes.«
    Alina lächelte ungläubig. Die Münze war für sie etwas ganz Alltägliches. Wie oft hatte sie ein Zweifrankenstück schon in der Hand gehabt, ohne auf die Gestalt, die nun mal diese Münze ihres Landes prägte, zu achten.
    »Erkennst du sie nicht? Sieh doch, es ist Helvetia, die Stammesmutter und Göttin deines Landes. Du bist Helvetierin, ich Galicierin, unsere Vorfahren waren Kelten«, sagte Maria mit beschwörendem Blick.
    » Kelten ?«
    »Von all den zahlreichen Gottheiten der Kelten, Römer und Germanen hat sie auf einer Zweifrankenmünze überlebt. Schau sie dir einmal genau an, für mich versinnbildlicht Helvetia die griechische Jungfraugöttin Kore, die im Herzen der Erde ruhen soll. Das englische Wort core bedeutet Kerngehäuse, das beim Querschnitt durch den Apfel ein echtes Pentagramm offenbart.
    Dieses Pentagramm wiederum ist wie der Apfel dem weiblichen, also dem lebensspendenden Prinzip zugeordnet. Doch so wie alles Weibliche, so wurde auch der Apfel von der Kirche negativ belegt. Aus dem Symbol für das Leben wurde ein Symbol für die Erbsünde. Apfel, Pentagramm, Mond und die Zahl 13 für die Anzahl der realen Monde des Jahres, sie alle sind Symbole für das weibliche Urprinzip. Doch die Kirche als Erfinderin diverser Satanskulte verteufelte ihren natürlichen Widersacher , die Frau, als das lebensspendende Prinzip, weil sie nicht in den patriarchalen Schöpfungsmythos

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