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Wächter des Mythos (German Edition)

Wächter des Mythos (German Edition)

Titel: Wächter des Mythos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Saurer
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beirren.
    »Hören Sie mir zu, Fräulein Bernard, ich muss dringend mit Ihnen sprechen und kann beim besten Willen nicht länger damit warten.«
    »Das hört sich ja so an wie das gestern Abend mit Ihrem Hunger. Doch wie ich sehe, haben Sie auch ohne Abendessen überlebt.«
    »Dies ist kein plumper Annäherungsversuch, Fräulein Bernard, ich meine es sehr ernst. Ich bin extra Ihretwegen von Basel nach Thailand geflogen.«
    Sie musterte ihn mit einem skeptischen Blick und strich sich dann energisch das Haar zurück, bevor sie ihm antwortete. »Wenn das nicht plump ist, dann sehe ich tatsächlich das Fräulein Maria unter dem Bhodi-Baum sitzen, und zwar in meditativer Haltung.«
    »Hören Sie mir bitte zu!«, Gabriel wusste sich nicht anders zu helfen, »Ihr Vater ist tot! – Er wurde ermordet! – Wenn Sie mir nicht glauben, dann lesen Sie bitteschön diesen Zeitungsartikel.«
    Mit einer bedeutsamen Geste schob er Alinas Teller beiseite und legte den Artikel vor ihr auf den Tisch. Er sah, dass sie blass wurde, während sie den Artikel las. Dann fiel sie in sich zusammen und brach in ein erschütterndes Schluchzen aus. Gabriel stand da und wusste nicht, was er jetzt tun oder sagen sollte.
    Die noch anwesenden Novizen und Nonnen verließen bekümmert den Saal, nachdem sie verstanden hatten, dass Gabriel nur der Überbringer einer schlechten Nachricht war und sie nicht helfen konnten. Die beiden waren nun allein. Nach einer Weile begann Alina sich zu beruhigen und hörte allmählich auf zu weinen. Gabriel schenkte ihr ein Glas Wasser ein und beobachtete sie, während sie dasaß. Schweigend trank sie ein paar kleine Schlucke und hielt sich mit beiden Händen am Glas fest. Dann stellte sie es hin und sagte: »Ich weiß nicht, wer Sie sind und ich heiße auch nicht Fräulein Bernard, sondern trage den Namen meiner Mutter, Chanloy. Aber Sie können Alina zu mir sagen.«
    »Entschuldigung, daran habe ich nicht mehr gedacht. Ich bin Gabriel, Gabriel Diaz und komme aus Madrid. Ich habe Ihren Vater, bevor er starb, noch gesehen.«
    »Sie haben ihn besucht? Was ist passiert?«
    Gabriel erzählte ihr alles, was geschehen war und was er über den Kelch wusste. Alina hielt den Kopf gesenkt und hörte ihm schweigend zu. Nur ab und zu unterbrach sie ihn, um bestimmte Zusammenhänge, die sie für wichtig hielt, klarzustellen.
    »Gut«, sagte Gabriel, »nach allem, was Sie mir gesagt haben, hat Ihr Vater schon vor Ihrer Abreise nach Thailand darauf hingewiesen, dass er ab und zu das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Doch es war nur ein Gefühl, denn er hatte ja keine Beweise, trifft das zu?«
    »Jedenfalls war dieses Gefühl stark genug, dass er mit mir darüber gesprochen hat«, bestätigte Alina und begann dabei erneut zu weinen. »Aber wer sollte einen Grund gehabt haben, meinen Vater zu beschatten und töten zu wollen …?« Sie verstummte und auf ihrem Gesicht erschien ein Ausdruck der Verzweiflung und der tiefen Trauer.
    Gabriel hatte endlich Papierservietten entdeckt und reichte ihr eine, dann wartete er schweigend, bis sie sich wieder beruhigt hatte.
    »Sie haben mir gesagt, dass Ihr Vater kein Fantast war und niemals Geschichten erfunden hätte oder sich nur eingebildet hätte, dass ihn jemand überwacht.«
    »Wenn mein Vater den Eindruck hatte, dass ihn jemand bespitzelt, dann war es auch so.«
    »Also gut«, sagte Gabriel, »dann nehmen wir einmal an, dass dem auch so war. Folglich hat man ihn schon seit Längerem beobachtet und nicht erst seit dem Erscheinen des Zeitungsartikels.«
    »Welchen Zeitungsartikel meinen Sie? Mein Vater hat in letzter Zeit mehrere Berichte für diese Zeitung geschrieben. Ich habe ihm ab und zu dabei geholfen.«
    »Sie haben ihm dabei geholfen? Also, dann sprechen wir doch jetzt mal ein wenig von Ihnen.«
    » Warum ?« Die Frage kam wie geschossen, ohne jegliche Höflichkeit.
    »Warum nicht?« Gabriel griff verlegen zum Wasserglas und trank nun seinerseits einen Schluck, bevor er leise hinzufügte: »Warum reagieren Sie so zornig?«
    »Glauben Sie, ich habe keinen Grund, wütend zu sein?«, fragte sie bitter. »Mein Vater ist ermordet worden und ich habe nicht die geringste Ahnung, warum. Wer hat es getan?«
    »In der Zeitung ist von einem fanatischen Priester der katholischen Kirche aus Rom die Rede, ich habe den Mann zwar gestellt, doch ich kannte ihn nicht. Aber weshalb auch immer Ihr Vater ermordet worden ist, ich habe den Eindruck, dass Sie auf sich selbst wütend sind.«
    »Das ist nicht

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