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Wächter des Mythos (German Edition)

Wächter des Mythos (German Edition)

Titel: Wächter des Mythos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Saurer
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und ich werde Ihnen helfen, diesen Kelch zu finden. Versprochen?«
    »Versprochen.«
    »Nun, ich bin dir … unendlich dankbar, Gabriel.«
    »Siehst du, ich bin offenbar doch vertrauenswürdig. Du kennst mich kaum ein paar Stunden und schon sagst du Gabriel zu mir.«
    Sie lächelte erleichtert. Es war ein ehrliches, ein befreites Lächeln. Dieser Moment tat Gabriel gut. Denn auch an ihm waren die Ereignisse der letzten Tage nicht spurlos vorübergegangen und nicht zuletzt war es lange her, dass er mit einer Frau einen solchen Moment der geteilten Trauer und Hoffnung erlebt hatte.
     
    * * *
    Ein Wagen mit getönten Scheiben fuhr Monsignore Sandino de Vegio vom internationalen Flughafen Suvarnabhumi in Bangkok zur Embassy of the Holy See . Außer dem kleinen weißen Kragen verriet so gut wie nichts an dem eleganten, ganz in schwarz gekleideten Mann den Geistlichen. Als der Wagen vor der Apostolischen Delegation hielt und Sandino in das unbarmherzige Sonnenlicht trat, zeigten sich die Spuren der Zeit auf seinem kantigen Gesicht. Doch in den braunen Augen lag noch immer ein frischer klarer Blick, der von einem extrem wachen Verstand durchdrungen war.
    Sandino wurde von mehreren Geistlichen verschiedener Nationalitäten empfangen, allen voran vom Apostolischen Nuntius des Landes. Sandino bemerkte ihre neugierigen Blicke, die seinen perfekt geschnittenen dunklen Anzug musterten. Seine vom priesterlichen Durchschnitt abweichende Erscheinung wurde durch das schwarze Seidenhemd mit Stehkragen und dem eleganten Schuhwerk aus feinem, schwarzem Leder hervorgehoben. Zudem war er groß und schlank. Er trug sein Haar, das von grauen Strähnen durchsetzt war, soldatenhaft kurz. Ruhig betrachtete er die Delegation mit selbstsicherem Blick.
    Ein kaltes Lächeln zeichnete das Gesicht Seiner Eminenz, als dieser auf den Apostolischen Delegaten zukam und ihn mit dem Bruderkuss begrüßte.
    »Sandino!«, rief er aus. »Wie schön, dich zu sehen!«
    »Eure Eminenz!«
    Trotz Bruderkuss war die beiderseitige Heuchelei über das Wiedersehen offenkundig. Denn der Nuntius wusste aus eigener Erfahrung, dass dieser Mann als Visitator, somit als Ermittler des Papstes, einer der für ihn gefährlichsten Kirchenmänner des Vatikans war.
    »Monsignore Sandino de Vegio, er ist einer der wertvollsten Beamten Seiner Heiligkeit«, stellte er ihn den anderen Geistlichen vor. »Er ist vom Amt für Auswärtige Angelegenheiten und steht in Diensten der Sacra Rota Romana , des höchsten Kirchengerichts.«
    »Nun ja«, begann Sandino eine Spur verlegen, »ich komme allerdings wegen einer sehr traurigen Angelegenheit. Vor Kurzem hat ein von Gott verlassener Priester aus unseren Reihen in Basel einen Mord begangen…«
    »Und nun, mein lieber Sandino, riecht die ganze Sache sehr nach einem Skandal. Sind Sie deswegen nach Thailand gekommen?«
    »Also, ich denke es riecht nach etwas viel Schlimmerem! Nach Inquisition«, warf Sandino anklagend ein, ohne auf das folgende Raunen der Anwesenden zu achten. »Die Tochter des Opfers aus Basel, Alina Chanloy, befindet sich zurzeit in Thailand. Ich bin also hergekommen, um Trost zu spenden und ihr das Beileid Seiner Heiligkeit des Papstes zu überbringen.«
    »Wie war der Name dieser armen Seele?«, fragte der Nuntius überrascht, denn von Amts wegen wäre ja ihm, als Apostolischem Nuntius des Landes, diese Aufgabe zugefallen.«
    »Alina Chanloy.«
    » Ach , ich dachte das Opfer von Basel hieße Bernard, nicht Chanloy«, erwiderte der Nuntius mit einem schmalen Lächeln. »Wie kann es sich bei dieser Frau um seine Tochter handeln?«
    »Die junge Frau hat den Namen ihrer Mutter, doch sie ist seine leibliche Tochter.« Sandino konnte förmlich spüren, wie das Innere des Nuntius voller Verachtung protestierte.
    »Ist es denn nicht der Wille des Allmächtigen, dass der Name des Vaters der Familienname der Kinder ist?«
    »Der Stellenwert der Frau hat sich verändert. Die Tochter entspringt einer legitimen Verbindung.«
    »Wenn es der barmherzige Wille des Heiligen Vaters ist, ihr sein Beileid zu überbringen …«
    »... so ist es auch Gottes Wille«, fuhr ihm Sandino ins Wort. Die Versammlung langweilte ihn und schien ewig zu dauern. Die Anwesenden brachten nun einer nach dem anderen ihre große Besorgnis um den Mord in Basel durch die Verirrungen eines ihrer Mitbrüder zum Ausdruck. Es herrschte allgemeiner Konsens darüber, dass es angemessen war, in dieser unseligen Angelegenheit einen Vertreter aus Rom geschickt zu

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