Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wächter des Mythos (German Edition)

Wächter des Mythos (German Edition)

Titel: Wächter des Mythos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Saurer
Vom Netzwerk:
nach all den Jahren im Vatikan wusste er, dass nicht allzu viel vom Glauben zu erwarten war.
    Er hatte genug gesehen, allzu viele Dinge, die man nicht preisgeben konnte, ohne die offizielle Geschichtsschreibung oder die Grundpfeiler des guten Glaubens zu unterminieren. Zu viel Krummes hatte er im Vatikan wieder gerade biegen müssen. Schlussendlich blieb dann alles an ihm hängen und somit auch all sein Zweifeln und Ringen mit dem Unausgesprochenen, dass er nicht einmal seinem Beichtvater anvertrauen durfte.
    Der schrille Klang des Telefons schreckte ihn aus seiner Grübelei und brachte ihn in die Wirklichkeit zurück. Sandino fuhr sich mit der Hand über die feuchte Stirn und nahm den Hörer ab.
    »Ja, wir haben wirklich etwas gefunden«, erklärte Vincente aus Rom mit aufgeregter Stimme. »Dieses Original, … es befindet sich im Urkundenraum Litterae Secretae in den Templerakten. Hierbei geht es um eine päpstliche Urkunde aus dem Jahre 1314, sie ist von Papst Clemens V. unterzeichnet. Der Text lautet: ›Wenn wer sagt, dass er den Inhalt dieser Zeichen kennt oder ihnen Glauben schenkt, der sei ein Verfluchter . ‹ «
    »Ist das alles?«, fragte Sandino mit ruhiger Stimme.
    »Ja, das ist alles, was wir gefunden haben. Trotzdem, du bist auf einer ganz heißen Spur!«
    »Gut möglich«, antwortete Sandino lachend.
    »Es sind definitiv dieselben Zeichen: auf dem Kelch auf dem Foto in dem Artikel und in den Templerakten im Urkundenraum Litterae Secretae . Was für eine Überraschung! Was wirst du jetzt tun?«
    »Das ist eine gute Frage. Dem Autor des Artikels ist die Inquisition ja leider schon mit blankgezogener Waffe an den Kragen gegangen. Ich befürchte, an den Methoden hat sich in den letzten Jahrhunderten nicht viel geändert.«
    Vincente schwieg.
    »Nun, was ist«, hakte Sandino nach, »du bist plötzlich so still?«
    »Was soll ich sagen? Du kennst mich doch.«
    »Loyalität und Vorsicht, habe ich recht?«
    »Tja, du bist mit den Geheimnissen dieses Staates wohl besser vertraut als ich.«
    »Richtig.«
    »Natürlich, … natürlich hast du recht. Unsere Waffen sind noch immer dieselben: Diffamierung, Exkommunikation und Scheiterhaufen«, gab ihm Vincente nun scharfzüngig zur Antwort.
    »Es gibt keinen Scheiterhaufen mehr, das solltest du eigentlich wissen. Die sind leider aus der Mode. Doch dafür gibt es andere Mittel, um Ketzer zum Schweigen zu bringen. Heutzutage brennt man ihnen ein kleines Loch in den Pelz, denn ein wahrer Streiter Gottes trägt ja nicht nur ein Kreuz bei sich«, meinte Sandino mit imitierender Ernsthaftigkeit.
    »Ich fürchte, für deine Ironie wirst du wohl ein paar Tage Fegefeuer in Kauf nehmen müssen. Und was die wahren Streiter Gottes betrifft, so sind das für mich Bernhard von Clairvaux und seine Tempelritter, jedoch keinesfalls die Glaubenskongregation. Du bist da vielleicht eine Ausnahme, dich würde ich auch zu den Streitern Gottes zählen.«
    Sandino musste lachen. »Nichts für ungut, Vincente, und vielen Dank! Du hast mir sehr geholfen.«
     
    Wie ein Spürhund witterte Sandino nun eine Fährte, auf die er schon lange zu stoßen gehofft hatte. Es ging also um ein altes Relikt der Templer, einen Kelch mit merkwürdigen Schriftzeichen! Um das Bündnis zu informieren, dafür war es noch zu früh, er musste sich erst mehr Informationen beschaffen. Doch dass der Kardinalpräfekt der Glaubenslehre dieses Geheimnis mit aller Macht zu verheimlichen suchte und dabei nicht einmal vor einem Mord zurückschreckte, stimmte ihn nachdenklich. Was das auch bedeuten mochte, morgen früh ging sein Flug nach Chiang Mai und von dort ging es dann gleich weiter mit dem Wagen nach Chom-Thong, wo er die Tochter des Opfers, Alina Chanloy, zu finden hoffte.
     
    * * *
    Nach dem Gespräch mit Gabriel hatte sich Alina schweren Herzens daran gemacht, die sich nun vor ihr auftürmenden Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. Als Erstes hatte sie sich mit dem Anwalt ihrer Familie in Verbindung gesetzt, der sich um die Todesanzeige, Kremierung und vieles mehr kümmern werde. Außerdem musste sie zum Haus ihrer Mutter. Sie hatte ihren Computer dort gelassen und auch Ding, ihren nervigen Cousin, musste sie in sein Dorf zurückbringen, bevor sie dieses Land verlassen konnte. Gabriel wäre ja lieber gleich mit ihr nach Chiang Mai gefahren, von dort mit dem nächsten Flugzeug nach Bangkok und dann weiter bis nach Spanien geflogen. Doch er sah ein, dass er sich ein wenig gedulden musste.
    »Weshalb hast du

Weitere Kostenlose Bücher