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Wächter des Mythos (German Edition)

Wächter des Mythos (German Edition)

Titel: Wächter des Mythos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Saurer
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eigentlich deinen Cousin in dieses Meditations-Retreat mitgenommen?«, fragte er Alina.
    »Er ist sehr stolz darauf, im Tempel zu sein, außerdem ist er hier gut aufgehoben. Nong Ding lernt dabei vieles über den Buddhismus, knüpft Freundschaften und außerdem lernt er das Leben im Tempel kennen. Den ganzen Tag ist er mit Novizen zusammen, ich bekomme ihn hier kaum zu sehen.«
    »Und das Haus deiner Mutter?«
    »Es ist eigentlich mein Haus, ich habe es von meiner Mutter geerbt. Sie ist vor etwa zehn Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Es liegt von hier aus gesehen auf der anderen Seite des Berges, am Fuße des Doi Inthanon, in der Nähe eines kleinen Flusses. Das Haus ist umgeben von Reisterrassen und Lamyai-Plantagen, die teilweise auch dazugehören, es wird dir gefallen.
    »Das hört sich wirklich sehr idyllisch an«, meinte Gabriel.
    »Ist es auch, ich bin sehr gerne dort«, sagte sie stolz.
    »Und wie weit ist es von hier entfernt?«
    »Zum Glück ist Chom-Thong auch Ausgangspunkt zum Nationalpark des Doi Inthanons, der als Ausläufer des Himalajas zugleich der höchste Gipfel in Thailand ist. Mit dem Auto durch den Park dauert es etwas mehr als eine Stunde. Außerdem kommt Nong Ding aus dem Nachbardorf.«
    »Na dann mal los, vielleicht können wir ja doch schon morgen das nächste Flugzeug nach Bangkok nehmen«, meinte Gabriel etwas beruhigt.
    »Ja, ja, mal sehen, doch zuerst die Schlusszeremonie. Wir dürfen den Tempel sonst nicht verlassen.«
    »Und weshalb nicht?«
    »Weil wir uns dazu verpflichtet haben, diese acht Tugendregeln, Silas genannt, einzuhalten. Nach der Schlusszeremonie sind wir jedoch davon befreit.«
    »So einfach ist das?«
    »Ja, so einfach ist das. Danach geben wir die weiße Kleidung zurück, zahlen eine freiwillige Spende als Unkostenbeitrag und kehren dann in unser Alltagsleben zurück. Doch empfiehlt es sich, auch im Alltagsleben die ersten fünf Tugendregeln zu befolgen.«
    » Ach «, sagte Gabriel nun ironisch, »ich hab mir ja gleich gedacht, dass diese Sache noch einen Haken hat.«
     
    Nachdem sie alles soweit verrichtet hatten, trafen sich Gabriel und Alina mit ihrem Gepäck am Ausgang des Tempels.
    »Gibt es was Neues?«, fragte Gabriel und nahm neben Alina auf dem Bänkchen Platz, um auf Ding zu warten. Sie zuckte etwas bedrückt mit den Achseln und Gabriel sah ihren verstörten, traurigen Blick. Er hatte den Wunsch, mit ihr über ihren Vater zu sprechen und ihr zu schwören, dass er alles tun werde, um ihr zu helfen, die Wahrheit herauszufinden. Doch solche Erklärungen waren noch nie seine Stärke.
    » Nong Ding braucht Zeit, um sich von seinen neuen Freunden zu verabschieden«, sagte Alina abwesend, als dieser hüpfend mit erhitztem Gesicht auf sie zukam. Dann begaben sie sich auf den großen Platz vor dem Tempel, um den Mietwagen zu suchen. Wenig später zeigte Gabriel auf das parkende Auto.
    »Da wären wir.«
    Ding blieb vor dem Auto stehen, und spähte auf die andere Straßenseite.
    » Pi Alina, ich möchte ein Eis«, bettelte er.
    »Nein Nong Ding, du bekommst jetzt kein Eis. Wir müssen losfahren, denn wir sind schon viel zu spät dran!«, gab ihm Alina bestimmend zur Antwort. Mit bekümmerter Miene stieg der Kleine in das Auto und setzte sich schmollend auf den Rücksitz.
    »Du gehörst wohl nicht zu denen, die sich mit einer derartigen Antwort gleich zufrieden geben, oder?«, sagte Gabriel belustigt, obwohl er wusste, das Ding seine Sprache nicht verstand.
    »Ach, lass ihn ruhig schmollen. Er muss lernen, sich mit einer solchen Antwort abzufinden.«
    Gabriel blickte zu ihr, und in seinen Augen las Alina den Scharfsinn eines Mannes, der damit vertraut war, sein Gegenüber standhaft zu ergründen. Doch es war ihr eigentlich nicht unangenehm, denn Gabriel hatte eine bestimmte Art und Selbstsicherheit, die überaus tröstend war und Kraft spendete. Da sie ihr Gepäck verstaut hatten, fuhren sie los.
    Nachdem sie den ersten Checkpoint hinter sich hatten, schlängelte sich das Auto eine gute halbe Stunde lang über zahlreiche Kurven die immer steiler werdende Straße hinauf.
    »Wir fahren hier durch verschiedene Klimazonen mit unterschiedlicher Vegetation«, erklärte Alina, aufs Neue fasziniert von dieser Landschaft. »Unter 1.000 Metern gibt es überwiegend Flügelfruchtgewächse mit Mischwald. Anschließend wächst der tropische Kiefernwald abwechselnd mit dem immergrünen Regenwald bis zur Höhe von 2.000 Metern. Darüber beginnt der tropische

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