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Wächter des Mythos (German Edition)

Wächter des Mythos (German Edition)

Titel: Wächter des Mythos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Saurer
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die dem König Bhumibhol gewidmet war. Zaghaft durchbrachen die letzten Strahlen der untergehenden Sonne den dünnen Schleier der Wolken, und verzauberten mit ihrem rötlichen Licht den Horizont mit den bewaldeten Berggipfeln, die aus dem blauen Dunst der Dämmerung ragten.
    Die Wärme hatte spürbar nachgelassen, sodass sie die kalte Abendluft frösteln ließ. Gabriel stand in sich gekehrt neben ihr im Licht der rotgoldenen Sonne und ließ den Blick über die in der Dämmerung versinkende Berglandschaft schweifen. Er konnte nicht glauben, dass die Gefahr nun vorüber war.
    Alina stand nicht zum ersten Mal hier oben auf einer Höhe von über 2.500 Metern und schaute dem faszinierenden Spektakel des sich verabschiedenden Tages zu. Sie wandte sich dann an den Eingang der majestätisch vor ihr thronenden Pagode, die in bronzefarbenen Brauntönen zu Ehren des Königs errichtet worden war. Alina ging an den bildhaften Reliefs vorüber, die den Bau rundherum schmückten, und trat in den vom vergehenden Tageslicht gezeichneten Raum ein. Eine andächtige Stille empfing sie.
    Nur leise, wie ein Flüstern, war das Säuseln des Windes zu hören, der über dem Bergrücken wehte. In der Mitte des Raumes befand sich eine Buddhastatue; würdevoll, mit verschränkten Beinen und aufrecht sitzend, in tiefer Meditation. Das erlöschende Licht der Sonne streifte die aus Stein gemeißelte Statue und ließ ihre Gesichtszüge sowie ihren goldenen Umhang aufleuchten.
    Wie oft hatte sie schon versucht, das Licht der untergehenden Sonne auf den edlen Gesichtszügen dieser Statue mit ihrer Kamera einzufangen? Diesen goldenen Schimmer, der das aus Stein gemeißelte Gesicht derart lebendig werden ließ. Sie war knapp dem Tode entkommen und kniete nun vor der Buddhastatue. Gebannt blickte sie die Statue so lange an, bis die letzten Sonnenstrahlen auf ihr erloschen waren.
    Dann stand sie auf, verließ den Raum und trat in die nun anbrechende Nacht hinaus, wo neben einzelnen Vogelschreien das anschwellende Schrillen zahlloser Zikaden zu hören war. Fröstelnd und verworren stiegen beide nun die breite Marmortreppe hinunter und betraten den großen Platz, auf dem ein Militärfahrzeug sie schon erwartete.
    Auf der gegenüberliegenden Seite ragten die Umrisse einer weiteren, in Violett-Tönen gehaltenen Pagode in den Himmel, die der Königin Sirikit von Thailand gewidmet war. Sie ließen beide Pagoden hinter sich und fuhren nun mit einem Jeep das kurze Stück zum wartenden Hubschrauber, der sie anschließend zum Flughafen in Chiang Mai flog. Inzwischen hatten sie in Bangkok die Maschine gewechselt und waren jetzt nach Paris unterwegs. Gabriel saß neben ihr, sein Atem ging regelmäßig und er schien bereits tief zu schlafen.
    Sie lächelte. »Du wirst von dem Haus meines Vaters überrascht sein«, sagte sie leise, »vor allem die Umgebung wird dir sehr gefallen.«
    Gabriel lächelte im Stillen über Alinas kindliches Glücksgefühl, denn in Wirklichkeit war er noch nicht eingeschlafen.
     
    * * *
    Am anderen Morgen fuhr Sandino in aller Frühe zum Gipfel hinauf. Er suchte überall nach Hinweisen, was sich hier am vergangenen Abend abgespielt hatte. Nachdem er den Blumengarten bei den Pagoden bewundert und sämtliche Parkplätze abgesucht hatte, fand er schließlich das Auto, das er am Abend zuvor am Checkpoint gesehen hatte, auf dem großen Platz vor dem Militärstützpunkt. Die Einschusslöcher und das verbeulte Heck wiesen darauf hin, das Alina Chanloy und Gabriel Diaz Schlimmes widerfahren war. Schlimmer jedoch war: Von beiden fehlte jede Spur.
    Beunruhigt fuhr Sandino die Straße zurück in Richtung Chom-Thong und hielt wieder am Hauptoffice des Nationalparks, dort, wo er gestern zu Mittag gegessen hatte. Was war mit Alina und Gabriel geschehen? Der abgesperrte Checkpoint gestern, die bewaffneten Männer im Pick-up und jetzt dieser Militärstützpunkt auf dem Gipfel. Sandino musste sich zwingen, diese alarmierenden Hinweise konsequent zusammen zu denken. Soviel war sicher, diese bewaffneten Männer im Pick-up hatten einen Anschlag verübt, dem die beiden nur mit knapper Not entkommen waren. Doch was hatte die thailändische Armee mit alldem zutun? Dieser Gabriel Diaz musste weitereichende Verbindungen haben, anders konnte er sich das nicht erklären. Wer wollte die Beiden eliminieren und warum? Hatte das etwa auch mit dem Vatikan zutun? Aber die Fragen mussten jetzt warten, denn als allererstes wollte er dem Vatikan das Verschwinden von Alina und

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