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Wächter des Mythos (German Edition)

Wächter des Mythos (German Edition)

Titel: Wächter des Mythos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Saurer
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Gabriel melden, später konnte er Kontakt zum Bündnis aufnehmen, denn das war ihm jetzt klar: Er brauchte dringend ihre Hilfe.
    Er hatte gerade mit dem Amt für Auswärtige Angelegenheiten des Staatssekretariats in Rom telefoniert, als ihn plötzlich eine Horde Kinder umringte.
    »An welchen Gott glaubst du«, fragte ihn ein etwas älteres Mädchen in überraschend gutem Englisch. Es war in der Tracht der Bergstämme gekleidet und trug einen großen Korb mit Blumen auf dem Rücken, die die Kinder hier für gewöhnlich an die Touristen verkauften oder auch verschenkten. Sandino war verwirrt, denn die Kinder gaben sich keine Mühe, ihm Blumen anzubieten, sondern starrten ihn nur neugierig mit großen Augen an. Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit einer solchen Frage.
    »Ich verstehe nicht, was du meinst«, gab er dem Mädchen verwundert zur Antwort.
    »Glaubst du an den katholischen Gott oder an den der Reformierten?«
    »Ich bevorzuge den Katholischen, doch ich weiß nicht, worin hier der Unterschied liegt, es soll doch nur einen Gott geben.«
    »Oh«, sagte das Mädchen erstaunt, »wir haben zwei Kirchen, eine für den katholischen Gott und eine für den Gott der Reformierten. Bist du ein Priester?«
    Nun wurde Sandino bewusst, das die Kinder ihn als Priester erkannt hatten und ihn deshalb so bestaunten. »Ja, ich bin ein Priester aus Rom.«
    »Kennst du den Heiligen Vater in Rom?«, fragte das Mädchen weiter.
    »Ja, ich kenne auch den Heiligen Vater in Rom«, gab ihr Sandino lächelnd zu Antwort, »denn ich arbeite beim Papst im Vatikan.«
    Das Mädchen übersetzte seine Worte eilig den anderen Kindern, wobei sie ihn plötzlich wie einen Außerirdischen betrachteten und miteinander zu tuscheln begannen.
    »Mod glaubt nicht an den Heiligen Vater, er ist Buddhist«, erzählte ihm nun das Mädchen. »Mah auch nicht, sie ist reformiert. Doch wir glauben alle auch an Phii .«
    »An Phii? «, fragte Sandino baff. Das Mädchen übersetzte seine Frage, worauf die Kinder zu kichern begannen. Dann bekräftigten sie alle ihre Zustimmung durch Nicken und wiederholten das Wort Phii .
    » Phii lebt bei uns in großen Bäumen«, erklärte ihm das Mädchen. Sandino konnte sich erinnern, das Geister in Thailand allgegenwärtig waren und die, die in großen, alten Bäume lebten, besonders geehrt wurden. Viele Menschen in diesem Land glaubten daran, dass ihre Geschicke von Geistern bestimmt würden. Nahm man ihnen diesen Glauben, so nahm man ihnen die Möglichkeit, ihr Schicksal günstig zu beeinflussen. Animismus war ein Teil ihrer Lebensweise, der ihnen Sicherheit und Selbstvertrauen verlieh, vor allem den Bergstämmen. Aber war das nicht bei jedem Glauben der Fall?
    »Willst du nicht unsere Kirchen besuchen?«, unterbrach das Mädchen Sandinos Gedanken.
    »Oh, ich muss dringend nach Chiang Mai.«
    »Du kannst auch die Straße durch unser Dorf und die Berge nehmen, es ist dort viel schöner.«
    »Na gut, ich werde mir das noch überlegen.«
    »Hier, das schenke ich dir.« Das Mädchen gab ihm eine Blume. Doch damit war nicht genug, denn all die anderen Kinder wollten ihm jetzt auch ihre Blumen schenken. Schlussendlich machte sich Sandino tief gerührt mit einem großen Blumenstrauß wieder auf den Weg.
    Kaum war er an der Straßenkreuzung zum besagten Dorf, konnte er nicht daran vorbeifahren. Er verließ die Straße, fuhr durch das Dorf und folgte dann dem Weg in die Berge. Nach stundenlanger Fahrt bereute er, das getan zu haben. Zwar fuhr er nun durch eine bezaubernde Landschaft, die er für die Schweiz, nicht aber für Thailand gehalten hätte, doch die Strecke schien kein Ende zu nehmen. Er kam an einem Schutzgebiet für Orchideen, an einer Musterfarm sowie an einer Plantage vorbei. Alles von König Bhumibhol lancierte Projekte.
    Als er schließlich nach dem Weg fragte, um sicherzugehen, dass er sich nicht verfahren hatte, verschlug es ihn mitten auf ein Elefantencamp. Irgendwann kam er erschöpft in Chiang Mai an und war froh, sich in einem sauberen Hotel im Bad erfrischen zu können. Danach telefonierte er mit seinem Freund Padre Vincente Casares in Rom, da er dringend Informationen über die Bruderschaft brauchte und wissen wollte, ob Alina und Gabriel Thailand bereits verlassen hatten.
     
    * * *
    Josef Kardinal Walter schnaubte vor Ärger, denn seine ganze Diplomatie war fehlgeschlagen.
    »Diese Hure hat uns alle an der Nase herumgeführt! Alina Chanloy ist die Tochter des Alten. Jetzt ist sie mit diesem Gabriel

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