Wächter des Mythos (German Edition)
Panzertüre montieren lassen, wenn wir hier nicht in Frankreich wären«, meinte sie nun spöttisch und schloss hinter sich eine weitere Brandschutztür. Dann liefen sie durch einen gewölbten engen Gang, der schon nach Kurzem wieder über eine Treppe aus Stein nach oben führte. Als sie gleich darauf durch einen engen Korridor ins Freie traten, standen sie in einem von einer alten Steinmauer begrenzten Garten.
Alina schloss hinter ihnen die unscheinbare, verwitterte Tür. Sie durchquerten den Garten und hatten das Haus von Felipe noch gar nicht erreicht, als er ihnen schon in einem gemusterten Schlafanzug entgegenstürzte.
Er war völlig aufgelöst. »Das Haus deines Vaters brennt, Alina!«, stammelte Felipe fassungslos. »Das kann doch nicht wahr sein, wie ist das geschehen?«, fragte er sie mit bleichem Gesicht.
»Das wissen wir auch nicht«, erwiderte Alina. »Doch ich habe schon die Brandschutztüren zugezogen. Wir müssen jetzt auf jeden Fall die Feuerwehr alarmieren!«
»Ja, das habe ich bereits getan, kurz nachdem sich bei mir der Alarm auslöste. Ich wollte mich gerade um euch kümmern. Was bin ich froh, das dir nichts passiert ist!«
Alina fächelte sich nervös Luft zu und blickte die beiden Männer mit ernster Miene an. »Felipe, ich glaube, sie sind wieder auf unserer Spur. Da war dieser Anruf gestern Abend und ich denke, Gabriel und ich sollten hier so schnell wie möglich verschwinden.«
»Was war das für ein Anruf?«
»Ein Typ aus Rom, der behauptete, im Auftrag des Papstes zu arbeiten. Anscheinend ist er uns von Bangkok nach Frankreich gefolgt, und das nur, um mich zu sprechen.«
»Aber Frank hat Monsignore Sandino de Vegio doch angekündigt«, versuchte Gabriel Alina zu beruhigen.
»Ach, vielleicht war er ja auch schon da«, murmelte Alina finster, »in frommer Absicht. Doch dann hat er es sich anders überlegt und stattdessen das Haus in Brand gesetzt.«
Felipe machte ein besorgtes Gesicht. »Ich weiß nicht, wie ich euch da helfen kann. Ich könnte euch natürlich für eine Weile verstecken, doch weiß ich nicht, ob das für euch im Moment das Beste ist.«
»Du brauchst dich nicht um uns zu kümmern, Felipe, wir werden damit schon selber fertig. Außerdem haben wir keine Zeit, um Verstecken zu spielen. Wir müssen jetzt schnellstens von hier verschwinden, das ist alles.«
Gabriel blickte sie fragend an. »Ist dir bewusst, wie gefährlich die ganze Sache ist? Und wo willst du denn überhaupt hin?«
»Auf den Jakobsweg, zum Blutwunder nach O’Cebreiro!«
»Du willst dich jetzt auf den alten Pilgerweg begeben? Das kann doch nicht dein Ernst sein!«
»Warum denn nicht?«, fragte sie ihn betont naiv. »Pilgern ist immerhin besser, als sich von der römischen Inquisition verbrennen zu lassen. Felipe, kannst du dich hier um alles andere kümmern, während wir auf Pilgerreise sind?«
»Natürlich, Alina«, antwortete er ihr verunsichert. »Aber bist du dir sicher, dass Pilgern in der jetzigen Situation eine gute Lösung ist?«
»Wie gesagt, du brauchst dich um uns zu nicht kümmern«, gab sie ihm energisch zur Antwort. »Ich gehe jetzt, denn wir dürfen keine Zeit verlieren!«
Zum Abschied umarmte sie den alten Mann. Felipe erwiderte gerührt die Umarmung und begleitete Alina durchs Haus zur Eingangstür, während Gabriel ihnen zögernd folgte.
»Komm schon, Gabriel, worauf wartest du denn noch!«, rief ihm Alina über die Schulter hinweg zu.
Es war jetzt fast zwei Uhr morgens, als sie Felipes Haus verließen. Noch immer stieg dichter Rauch über dem Haus von Alinas Vater auf und blieb drohend im nächtlichen Himmel hängen. In der Gasse vor dem Haus schien es, als hätte sich das halbe Dorf versammelt, vereinzelt waren laute Stimmen zu hören. Die Blaulichter der Feuerwehrautos blitzten unaufhörlich und tauchten die gespenstische Szene in ihr unwirkliches Licht. Kaum hatten Alina und Gabriel den Tumult vor dem Haus verlassen, waren sie wieder von den dunklen Schatten der Nacht umgeben.
* * *
Wie durch einen Zauber hatte Sandino das Dorf doch noch gefunden. Erleichtert parkte er seinen Wagen auf dem Marktplatz, Adresse und Haus zu finden dürfte bei der Größe des Ortes wohl kein Problem mehr sein. Kaum war er ausgestiegen, schlug irgendwo in seiner Nähe eine Glocke. Sandino richtete seinen Blick auf die Kirche aus, denn er erinnerte sich an Franks Beschreibung, dass das gesuchte Haus südwestlich der Kirche zu finden sein sollte, und machte sich auf den Weg.
Die Gasse war
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