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Wächter des Mythos (German Edition)

Wächter des Mythos (German Edition)

Titel: Wächter des Mythos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Saurer
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beendet worden. Er war sich nicht sicher, was ihn aus der Leitung geworfen hatte. Zuerst wollte er die Nummer, die er von Frank erhalten hatte, nochmals wählen, doch dann ließ er es bleiben, denn er würde sie ja nun gewiss in Kürze treffen, die Missverständnisse ließen sich dann besser klären. Sandino machte sich sogleich auf den Weg.
     
    Bald hatte er Nîmes und Avignon hinter sich gelassen und folgte einer schmalen Landstraße. Im Handschuhfach des Mietwagens lag eine alte Straßenkarte, die ihm den Weg weisen sollte. Doch spätestens nach einer Stunde musste er sich eingestehen, dass er nicht wusste, wo er sich befand. Irgendwie war er vom Weg abgekommen und kurvte jetzt mitten in der Nacht durch völlig abgeschiedene Gegenden.
    Dann fand er in einem verträumten Kaff eine freundliche Polizeiwache, die ihm den Weg wies. Doch inzwischen war es spät geworden und noch immer fuhr er an abgelegenen Höfen vorbei. Von der ursprünglichen Strecke weit abgekommen, folgte er der dunklen und unbekannten Straße. Seine Suche nach dem Ort, in dem das Haus von Alinas Vater stand, hatte etwas Irrationales angenommen, als wäre dieses Dorf durch seine bescheidene Anwesenheit wie vom Erdboden verschluckt. Aber nach stundenlangem Umherirren hatte er schließlich die richtige Straße gefunden, die ihn in das gesuchte Dorf führte.
     
    * * *
    Das laute Poltern an seiner Tür riss Gabriel aus seinem bodenlosen Schlaf. Völlig aufgelöst schoss Alina in sein Zimmer hinein.
    »Wach auf Gabriel!«, schrie sie laut. » Schnell , das Haus brennt!«
    Sein Kopf tat weh und er hatte nicht annähernd soviel Schlaf bekommen, wie sein Körper es von ihm verlangte. Doch ihre Worte zeigten Wirkung. Wie mit Eiswasser bei einer Lufttemperatur von über 30 Grad übergossen, war sein Geist schlagartig hellwach. Er riss die Augen auf, sprang aus dem Bett und griff nach seinen Habseligkeiten. Dann stürzte er Alina hinterher die Treppe hinunter in das rauchige Erdgeschoss. Die massive Eingangstür des Hauses stand in Flammen und irgendwo heulte gellend der Alarm.
    » Alina «, rief Gabriel verzweifelt, »hier kommen wir doch nicht mehr durch!«
    »In den Keller«, rief sie hustend, »dort gibt es einen weiteren Ausgang.«
    »Du willst doch nicht etwa schon wieder durch diesen alchimistischen Brunnen kriechen?«, japste er mit erschrockener Miene.
    »Nein, es gib noch einen Ausgang durch Felipes Garten!«, rief Alina, während sie die Kellertür aufriss, ihm den Vortritt ließ, erst dann folgte und die Tür hinter sich krachend ins Schloss zog. Danach stieg sie die wacklige Holztreppe zu Gabriel hinunter in den kleinen dunklen Vorraum.
    Sie betätigte mehrere Schalter, woraufhin nicht nur das Licht anging, sondern auch eine Schiebetüre aus solidem Metall aus der Wand sprang. Sie ließ sich leicht in Bewegung setzten und verschloss dicht den kurzen Aufgang zum Haus.
    »Wie gesagt, mein Vater hat hier unten auch einige wertvolle Bücher liegen, deshalb gibt es hier zum Glück diese Brandschutztür«, sagte Alina erleichtert.
    »Die Schweizer …«, sagte Gabriel kopfschüttelnd, »sie lieben solche unterirdischen Befestigungen! Kein Haus in der Schweiz ohne einen Schutzkeller!«
    »Jedes Land hat so seine Marotten«, sagte Alina beiläufig.
    »Nur dass dein Vater diese Vorliebe auch hier in Frankreich zu pflegen schien«, bohrte er weiter.
    » Gabriel , jetzt ist nicht die Zeit dafür. Ich bin froh darüber, dass mein Vater hier ein paar Schweizer Normen berücksichtigt hat. Außerdem, eine schwenkbare Tür aus Stahlbeton, die wirklich den Normen entspricht, fehlt hier vollkommen. Zufrieden?«
    »Das wäre ja noch besser und vor allem auch bombensicher!«
    »Wenn du willst, warte hier, ich muss noch ein paar Unterlagen von meinem Vater holen«, sagte Alina, seinen Einwand ignorierend, und stieg ins Kellergewölbe, das nur spärlich beleuchtet war.
    Gabriel wartete, doch folgte er Alina mit seinen Augen die Treppe hinunter ins düstere Gewölbe. Schon als Kind hatte er Bücherregale im Dunkeln als unheimlich empfunden. Er musste nun an all die unzähligen Geschichten denken, die hier im Finsteren auf ihre Wiederentdeckung warteten. Stumm und schlummernd jagten sie ihm auch jetzt noch einen kalten Schauer über den Rücken. Dann stand Alina plötzlich wieder vor ihm.
    »Hier entlang, Gabriel.« Sie öffnete eine Bodenluke und folgte dann den steinernen Stufen, die in einen Schacht hinunterführten. »Vielleicht hätte mein Vater auch eine

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