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Wächter des Mythos (German Edition)

Wächter des Mythos (German Edition)

Titel: Wächter des Mythos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Saurer
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geschehen ist, halte ich für ein Verbrechen, doch leider sind wir im Vatikan keine Engel.«
     
    Ihr Auto erreichte gerade die Notaufnahme, als Alinas Handy klingelte. Nachdem sie aufgelegt hatte, sagte sie mit matter Stimme: »Das war Felipe, die Polizei will uns wegen des Brandes sehen. Ich denke, wir sollten ihnen auch melden, dass Gabriel kurz nach dem Brand angeschossen wurde. Der Arzt wird uns gleich sowieso danach fragen.«
    »Felipe?«
    »Ja, der Freund meines Vaters. Er hat die Feuerwehr gerufen und die Polizei verständigt.«
    Die Schwestern und Ärzte in der Notaufnahme versuchten, Alina zu beruhigen, aber brachten Gabriel sofort in den OP-Saal. Alina und Sandino blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Es könne eine Weile dauern, bis Gabriel sich soweit erholte, um mit ihnen sprechen zu können. Sie verließen das Krankenhaus und tranken im erstbesten Straßencafé einen Kaffee. Danach fuhren sie direkt zu jener Polizeiwache, die Felipe ihnen angegeben hatte.
     
    Der Polizist blickte auf, er hatte die Datei für das Vernehmungsprotokoll auf seinem Computer eingerichtet. Der Priester und Alina erzählten ihm, was vorgefallen war, nachdem Gabriel und Alina das brennende Haus verlassen hatten.
    »Sie gehen also fest von einem direkten Zusammenhang zwischen Brand und Mordversuch aus? Ein Zufall ist ausgeschlossen?«
    »Wir schließen rein gar nichts aus – nicht einmal, dass Maria Magdalena die Geliebte von Jesus Christus war – aber in diesem Fall sind wir uns sicher, da die Fakten ja geradezu ins Auge springen«, gab ihm Sandino geduldig zur Antwort.
    »Alles klar«, sagte der Beamte kopfschüttelnd und beendete sein Protokoll mit geschäftigem Scheppern seiner Computertastatur.
    »Über den Brand, Frau Chanloy«, fuhr der Inspektor nun betont sachlich fort, »wurde die Einsatzleitung heute früh informiert. Wir haben inzwischen den Staatsanwalt eingeschaltet, nachdem feststand, dass als Ursache des Brandes ein krimineller Akt nicht auszuschließen ist. So, wie es aussieht, wollte Sie jemand aus dem Haus heraus und in den Hinterhalt locken. Jedenfalls konnte der Brand rasch gelöscht werden, ohne dass großer Schaden entstanden ist. Und auch aus dem Krankenhaus haben wir gute Nachrichten, Herr Diaz hatte Glück, ein sauberer Durchschuss, innere Organe sind nicht ernsthaft betroffen.«
    Der Polizist machte eine kurze Pause. »Was Sie allerdings betrifft, Erzbischof Sandino de Vegio, ist mir immer noch nicht ganz klar, weshalb Sie Frau Chanloy ausgerechnet heute und dazu noch in aller Herrgottsfrühe aufsuchen wollten? Fünf Uhr? Eine ungewöhnliche Besuchszeit, finden sie nicht?«
    »Ich bin gegen Mitternacht auf dem Flughafen in Nîmes gelandet und habe mich dann auf dem Weg zu ihrem Haus verfahren.«
    »Der Bischof hatte uns seine Ankunft telefonisch angekündigt, doch wir waren zu müde, um auf ihn zu warten«, mischte sich Alina ein.
    »Nun gut, Frau Chanloy, sie erwähnten ja schon, sie hatten den Erzbischof erwartet. Ich möchte Ihnen der Form halber jetzt noch ein paar Fragen stellen.«
    »Selbstverständlich.«
    »Sind Sie die einzige Erbin Ihres verstorbenen Vaters?«
    »Ja.«
    »Gut.« Der Inspektor machte sich an seinem Computer zu schaffen und rückte dann etwas umständlich seine Brille zurecht.
    »Und Sie sind hierhergekommen, um nach dem Haus zu sehen, ist das richtig?
    »Ja.«
    »In Begleitung von Herrn Gabriel Diaz?«
    »Genau.«
    »Und Sie, Monsignore Sandino de Vegio«, fragte der Polizist sachlich, »haben dieses Haus nie zuvor gesehen? Sie hätten sich ja sonst wohl nicht verfahren.«
    »Richtig.«
    »Und sie kommen aus dem Vatikan in Rom?«
    »Ja, ich lebe im Vatikan in Rom.«
    »Gut, also das hätten wir.«
     
    Gegen Mittag konnten sie die Polizei endlich verlassen. Sie wollten irgendwo etwas essen und anschließend Gabriel im Krankenhaus besuchen. Alina war gerade dabei, ins Auto zu steigen, als ihr ein Mann auffiel, der sie anstarrte. Als er sah, dass sie ihn bemerkte, wandte er seinen Blick von ihr ab. Der Mann war um die sechzig, mit grauen Haaren. Hastig lief er an ein paar geparkten Autos vorbei und bog in die nächstgelegene Straße. Bevor Alina ihn aus den Augen verlor, bemerkte sie den weißen Kragen unter seiner Jacke. Ein Priester! Alina warf Sandino einen irritierten Blick zu, der saß jedoch bereits im Wagen und schien geduldig auf sie zu warten.
    Während sie schweigend neben ihm Platz nahm, startete er den Motor und setzte den Wagen in Bewegung. Sie blickte

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