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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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und Wochen an ihrer Seite gebrauchen könnte. Eine Stimme der Vernunft inmitten des militärischen Gebrülls und wüsten Geschimpfes.
    Und in diesem Moment schimpfte jemand mit ihr. Sie schaute nach unten und ins cholerische Gesicht von Bob Paxton, der brüllend um ihre Aufmerksamkeit heischte. Widerwillig drehte sie die Lautstärke hoch.
    »Eine Option haben wir noch, Vorsitzende. Vielleicht sollten wir sie noch nutzen, bevor wir Selbstmordpillen ausgeben.«
    »Bisesa Dutt.«

    »Wir haben diese Scheißer auf dem Mars bisher nur mit Samthandschuhen angefasst. Wir müssen die Frau dort wegholen und zu einer sicheren Einheit verlegen. Die Zukunft der Erde hängt davon ab. Denn glauben Sie mir, Vorsitzende Fingal, wir haben sonst nichts mehr.« Er hielt inne und atmete schnaufend.
    »Ich weiß nicht, wovon er überhaupt spricht«, murmelte Cassie. »Aber wenn es noch eine Option gibt …« Sie holte tief Luft. »Ich hätte es selbst nicht geglaubt, dass ich das einmal sagen würde. Dies ist eine andere Situation als der Sonnensturm, als wir alle über die Gefahr informiert sein mussten, um zum Bau des Schilds motiviert zu sein. Diesmal gibt es aber nichts, was wir tun können. Sie können den Leuten die Hiobsbotschaft ersparen, solange diese letzte Option noch verfügbar ist. Und wenn es dann wirklich keine Hoffnung mehr gibt …«
    »Dann sollen wir die Menschheit also anlügen.«
    »Wir sagen ihnen, es sei ein misslungener Waffentest gewesen. Entspricht ja auch fast der Wahrheit.«
    Bella deutete auf die Abbildung von Edna. »Thales, ich möchte eine Nachricht an die Liberator senden. Mit deiner stärksten Verschlüsselung.«
    »Ja, Bella.«
    »Cassie, sind Sie für die nächsten Stunden abkömmlich? Ich würde mich nämlich gern noch ein wenig mit Ihnen unterhalten.«
    Cassie war überrascht. Aber sie sagte: »Natürlich.«
    »Der Kanal ist geöffnet. Fahren Sie fort, Bella.«
    »Edna, ich bin’s. Hör zu, Liebes. Ich habe einen neuen Auftrag für dich. Du musst für mich zum Mars fliegen …«
    Während sie sprach, warf sie einen Blick auf den Kalender. Ihnen blieben nur noch Monate. Was auch immer geschehen würde - sie hatte das Gefühl, dass von nun an die Spannung stetig ansteigen und der Gang der Ereignisse sich unerbittlich beschleunigen würde. Sie hoffte nur, dass sie auch unter diesen Umständen in der Lage wäre, einen kühlen Kopf zu bewahren.

VIERTER TEIL
    ENTSCHEIDUNGEN

{47}
OPTIONEN
    Juli 2070
     
    Juri stürmte herein. Er breitete seine Softscreen auf dem Gemeinschaftstisch aus. »Ich habe den Kram von Mir endlich heruntergeladen …«
    Der Bildschirm füllte sich mit Abbildungen von Welten, unscharfen Fotos und blaugrünen Buntstift-Skizzen.
    Wells Stations Büchse Zwei , das »Haus«, verfügte über einen großen aufblasbaren Tisch, der für gemeinsame Mahlzeiten, Besprechungen und als Arbeitsfläche verwendet wurde. Der Tisch war modular aufgebaut und konnte in zwei beziehungsweise drei Segmente unterteilt werden. Auch damit hatte man der Psychologie der engen Räume Rechnung getragen, wurde Myra sich bewusst. Die Besatzung musste nicht einmal gemeinsam essen, wenn sie nicht wollte.
    Nun waren alle Segmente des großen Tisches zusammengeschoben. Seit Tagen war er der Mittelpunkt einer Art »Marathon-Konferenz«. Juri versuchte, aus den Bildern des Alternativ-Mars schlau zu werden, die Bisesas Telefon quälend langsam über die Schmalbandverbindung des Auges übermittelt hatte. Ellie brütete über der Analyse des Gravitationskäfigs des Auges . Nur Hanse Critchfield war in keiner Weise in die Abwehrmaßnahmen gegen die Bedrohung durch die Q-Bombe involviert. Er beharrte darauf, dass er ihnen mit seinen geliebten Maschinen mehr nützen könne.
    Und Myra, Alexej und Grendel Speth hatten sowieso verhältnismäßig wenig beizutragen. Sie saßen schlecht gelaunt
am abgenutzten Tisch und hatten Tassen mit kaltem Unterdruck-Kaffee vor sich stehen.
    Dieses Rundhaus auf dem Mars wirkte schäbig im Vergleich zur weiträumigen, aufwendigen, lichtdurchfluteten Umgebung von Cyclops, sagte sich Myra. Dennoch versicherte Athene ihnen ständig, dass sie die Speerspitze zur Abwehr einer Gefahr von kosmischen Dimensionen seien. Die Detonation im Asteroidengürtel war auf allen von Menschen bewohnten Welten zu sehen gewesen. Die Erde - eine Zivilisation, die noch immer durch den Sonnensturm traumatisiert war - hatte den Betrieb zum großen Teil eingestellt und harrte nun in den bunkerartigen Häusern der Dinge,

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