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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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die da kommen würden.
    Doch die Zeit lief ihnen davon. Und auf dem Mars kam allmählich Panik auf. Das irdische Kriegsschiff Liberator war nur noch ein paar Tagesreisen entfernt, und alle wussten, weshalb es kam.
     
    »Also«, sagte Juri. »Das ist alles, was wir haben. So wie ich es sehe, sind wir uns dahingehend einig, dass das Mir-Universum aus einer Reihe von Proben besteht, die aus der Zeit ausgeschnitten wurden. Eine Ausstellung des Lebens unter der Sonne im Optimum der jeweiligen Welt.«
    »Sols Kinder wie aus dem Ei gepellt«, sagte Grendel. »Aber das wird keinen Bestand haben. Ich meine, sowohl Venus als auch Mars müssen den Zenit ihrer Artenvielfalt in der Frühzeit des Sonnensystems erreicht haben, als die Sonne viel kälter war. Nach allem, was wir bisher wissen, ist die Mir-Sonne eine Kopie aus dem 13. Jahrhundert. Diese Sonne ist für diese Welten zu heiß. Sie werden nicht lang überleben.«
    »Aber«, knurrte Juri, »der Punkt ist doch, dass die Welten des Sonnensystems denen in der tiefen Vergangenheit gleichen. Stellt sich nun die Frage, wie sie aus der Vergangenheit überhaupt in die Gegenwart gelangt sind und wodurch sie zu dem geworden sind, was sie heute sind. Betrachten wir einmal
die Venus. Wir wissen, was mit ihr geschehen ist«, sagte er. »Stimmt’s? Ein außer Kontrolle geratenes Treibhaus, in dem die Meere verdampften, das Wasser durchs Sonnenlicht gespalten wurde und unwiederbringlich verloren ging …«
    Einst war die Venus wie die Erde feucht, blau und lebensfreundlich gewesen. Wegen der allzu großen Nähe zur Sonne erwärmte sie sich dann aber, und die Meere verdunsteten. Nachdem das Wasser sich ins All verflüchtigt hatte, entwickelte die Venus eine neue dichte Atmosphäre. Eine Kohlendioxidschicht diffundierte aus dem Gestein des Meeresbodens und der Treibhauseffekt verstärkte sich, bis der Boden rot glühte.
    »Die reinste Hölle - aber eine, die wir verstehen. Für die Venus besitzen unsere Modelle also Gültigkeit«, sagte Juri. »Nicht wahr? Betrachten wir nun den Mars. Der Mars war auch einmal erdähnlich. Weil er aber zu klein und zu weit von der Sonne entfernt ist, trocknete er aus und kühlte sich ab. Diese Zusammenhänge sind uns ebenfalls bekannt. Aber schaut euch das mal an.«
    Er präsentierte ihnen eine Kontraststudie: vom alten Mars, auf dem sie sich befanden, und vom jungen Mars des Mir-Universums. Die nördliche Hemisphäre des alten Mars wies im Gegensatz zur makellosen Wölbung des »jüngeren Bruders« eine deutliche Delle auf.
    »Irgendetwas hat sich dort ereignet«, sagte Juri zornig. »Ein gewaltiges Ereignis.«
    Myra sah es auch. Es musste wie ein Hammerschlag auf einen Schädel gewesen sein - ein wuchtiger Schlag, der auf den Nordpol niedergefahren war. Er war stark genug, um dem Planeten mit dem Krater Vastitas Borealis seinen Stempel aufzudrücken, der sich wie ein Band um die ganze nördliche Hemisphäre zog.
    Sie alle erkannten sofort die Weiterungen.
    »Eine Q-Bombe«, sagte Alexej. »Für die Masse des Mars skaliert. Und hier auf den Nordpol gezielt. Und das ist nun
das Ergebnis. Bei den Tränen von Sol. Aber wieso? Wieso galt der Schlag dem Mars und nicht der Venus?«
    »Weil die Venus harmlos war«, sagte Juri schroff. »Venus war eine Wasserwelt. Falls sie überhaupt intelligentes Leben hervorgebracht hätte, dann höchstens als Kulturen auf dem Meeresboden, die sich von Metallen aus geothermalen Quellen oder so ernährten. Die Venus hatte eben keine weithin sichtbaren Signale ausgesendet - wie Verkehrswege und Städte.«
    »Aber die Marsianer«, sagte Myra.
    Und als Quittung hatte es einen mächtigen Einschlag gegeben, der alles Leben auf dem Planeten auslöschte.
    Grendel vermochte kaum noch an sich zu halten. »Ich glaube, dass wir hier Elemente einer Strategie sehen. Das Ziel der Erstgeborenen scheint darin zu bestehen, Zivilisationen mit einer fortgeschrittenen Technologie zu unterdrücken. Aber sie gehen dabei - ökonomisch vor. Wenn ein Sternsystem ihnen Grund zu Sorge gibt, ›mahnen‹ sie es zunächst mit einem Sonnensturm ab. Das ist zwar ein primitiver Flammenwerfereinsatz, aber eine kostengünstige Methode, ein komplettes System zu sterilisieren. Ich wette, wenn wir nur tief genug graben, werden wir Hinweise auf mindestens einen weiteren Sonnensturm in der tiefen Vergangenheit finden. Und wenn der Sonnensturm seinen Zweck nicht erfüllt, wenn die Welten ihnen weiterhin ein Dorn im Auge sind, verlegen sie sich auf einen

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