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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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auch einen Namen gegeben. Wir bezeichnen
ihn nur als ›Kanonenkugel‹. Und hier ist das Schiff, dessen Abgasstrahl Ihre Verschwörungstheoretiker gesehen haben.«
    »Ich wünschte, dass Sie sie nicht so nennen würden«, murmelte Cassie. Sie beugte sich vor und warf einen Blick darauf. »Er sieht wie ein x-beliebiger Asteroid aus«, sagte sie. »Ein Felsen mit einem silbernen Netz drumherum.«
    Das machte den Schlepper im Grunde auch aus: Ein kleiner Asteroid, der viel kleiner war als die Kanonenkugel von der Größe eines Berges. Der Felsen wurde von einem Netz aus hochfesten Nanoröhrchen-Seilen umspannt, und ein Antimaterie-Triebwerk war auf der Oberfläche installiert. »Wir haben einen der frühen Antriebs-Prototypen von den trojanischen Schiffswerften verwendet. Er ist zwar nicht für Menschen zugelassen, aber ziemlich zuverlässig.«
    Cassie begriff allmählich. »Sie benutzen ihn zur Steuerung des größeren Asteroiden, der Kanonenkugel.«
    »Ja - mit Gravitation. Es hat sich nämlich als überaus schwierig erwiesen, einen Asteroiden abzulenken …«
    Man hatte sich schon seit über einem Jahrhundert damit befasst, Asteroiden aus der Bahn zu bringen, seit man erkannt hatte, dass manche der Himmelskörper die Bahn der Erde kreuzten und in statistisch vorhersagbaren Zeiträumen mit dem Planeten kollidierten.
    Ein gefährlicher Asteroid war im Allgemeinen zu groß, als dass man ihn zerstören könnte. Da lag die Idee nahe, ihn von seiner Bahn abzubringen - vielleicht mit Kernwaffen. Oder man installierte einen Antrieb auf dem Felsen und schob ihn einfach ein bisschen beiseite. Oder man hisste ein Sonnensegel, malte ihn silberfarben an oder wickelte ihn in Folie, damit er durch den Druck des Sonnenlichts beiseite geschoben wurde. Mit solchen Methoden würde man zwar nur eine geringe Beschleunigung erzielen, aber wenn man den Felsen früh genug bewegte, vermochte man vielleicht gerade noch zu verhindern, dass er sein Ziel traf.

    Im Zuge der Kolonisierung des Asteroidengürtels hatte man diese Methoden jedoch wieder verworfen; alle waren in unterschiedlichen Graden gescheitert. Das Problem bestand nämlich darin, dass viele große Asteroiden gar keine massiven Körper waren, sondern Schwärme kleinerer Felsen, die durch die Schwerkraft zu einem lockeren Verbund zusammengeschlossen wurden - und die in der Regel auch noch rotierten. Beim Versuch, sie zu verschieben oder zu zerstören, hätte man sie nur in eine »Schrapnell-Wolke« zerlegt, die fast genauso tödlich gewesen wäre und sich einer Einflussnahme völlig entzogen hätte.
    Also wurde das Konzept des Gravitations-Schleppers entwickelt. Man positioniere einen zweiten kleineren Felsen in der Nähe des Problem-Asteroiden. Man schiebe den zweiten Felsen sanft beiseite. Und sein Schwerefeld würde am »größeren Bruder« ziehen.
    »Sie erkennen die Idee«, sagte Bella. »Man darf den Felsen nur so stark anschieben, dass er das Schwerefeld des Asteroiden gerade überwindet; so bleibt der Schlepper mit dem Ziel verbunden. Und das Ziel wird weggezogen, in welchem Zustand auch immer es ist. Der einzige Haken an der Sache ist, den Abgasstrahl des Schleppers so auszurichten, dass er nicht auf die Oberfläche des Ziels einwirkt.«
    Cassie nickte leicht ungeduldig. »Ich habe das Konzept begriffen. Sie lenken die Bahn dieses Felsens, dieser Kanonenkugel ab …«
    » Damit sie mit der Q-Bombe kollidiert . Die Bombe und die Kanonenkugel laufen auf stark unterschiedlichen Bahnen; die Kollision wird schnell erfolgen - und viel Energie freisetzen.«
    »Und wann wird das geschehen?«
    »Eigentlich«, sagte Thales sanft, »ist es schon vor einer halben Stunde geschehen. Noch zwei Minuten bis zum Eingang der Meldung, Bella.«
    Die Abbildungen des Schleppers und der Kanonenkugel wichen einer Darstellung der Q-Bombe, dieser unheimlichen
Sphäre, die nur indirekt durch das reflektierte Sternenlicht zu sehen war und in einer samtenen Wolke über Bellas Schreibtisch schwebte. Und daneben war ein streichholzartiges Raumfahrzeug.
    Cassie verstand. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie sich wieder gefasst hatte. »Es geschieht jetzt «, sagte sie mit aufgerissenen Augen. »Diese Kollision. Und Ihre Tochter ist als Beobachterin in ihrem getarnten Kriegsschiff am Ort des Geschehens. Sie konfrontieren mich zu diesem kritischen Zeitpunkt damit?« »Ich muss mich schließlich irgendwie beschäftigen«, sagte Bella mit belegter Stimme. »Außerdem - ich glaube, dass ich Ihre Reaktion

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