Wächter
welches haben. Zünden Sie sie an … Das Licht der Feuer bei Nacht, der Rauch am Tage … Die verdammten Marsmenschen müssten blind sein, um das nicht zu sehen …«
Rice nickte Bisesa zu. »Sie haben das Konzept verstanden?«
»Unter der Voraussetzung, dass Sie die Arbeitskräfte auftreiben können …«
»Zum Teufel, ein Trupp Mammuts, die einen Pflug ziehen, werden das in einem Monat erledigen.«
»Mammuts, die auf der nordamerikanischen Eiskappe ein Hinweisschild für den Mars errichten.« Bisesa schüttelte den Kopf. »In jedem anderen Zusammenhang würde man das als Wahnsinn bezeichnen. Noch eins, Herr Bürgermeister. Entzünden Sie die Feuer nicht, bevor ich es nicht endgültig bestätigt habe. Ich werde vorsichtshalber noch einmal mit meinen Leuten sprechen … Es ist ein gewaltiges Vorhaben, das wir hier verwirklichen wollen.«
Er nickte bedächtig. »In Ordnung. Sonst noch etwas?«
»Nein. Signale ins Eis kratzen. Das ist die Idee. Ich hätte selbst darauf kommen müssen.«
»Sind Sie aber nicht«, sagte Rice und grinste um seine Zigarre. »Es bedurfte seiner Hilfe. Weshalb er auch der ist, der er ist. Klar? Vielen Dank«, sagte er ins Telefon. »Sie haben mir wieder einmal den Tag gerettet, Sir. Besten Dank für Ihr außerordentliches Entgegenkommen, Mr. Edison.« Und er hängte ein. »Der Zauberer von Menlo Park! Was für ein Teufelskerl!«
{49}
MARSSYNCHRON
9. August 2070
Die Liberator ging in eine synchrone Umlaufbahn um den Mars. Libby drehte das Schiff, sodass das Fenster unter Ednas Füßen den Planeten zeigte.
Edna war zuvor in der GEO gewesen, der synchronen Umlaufbahn über der Erde. Diese Perspektive war ähnlich; der Mars hatte aus der marssynchronen Umlaufbahn die scheinbare Größe der Erde aus der GEO und hing als ein Planet von der Größe eines Baseballs tief unter ihren Füßen. Aber das Sonnenlicht war hier trüber, und der Mars war dunkler als die Erde: eine verschrumpelte ockerfarbene Frucht im Vergleich zur saftigen hellen Erde. In diesem Augenblick war der Mars fast halb voll, und Edna sah einen Lichtreflex von den Kuppeln von Port Lowell - fast genau auf der Tag/Nacht-Grenze direkt unter der Liberator .
»Ich kann noch gar nicht glauben, dass wir hier sind«, sagte sie.
John Metternes grunzte. »Ich kann nicht glauben, warum wir hier sind.«
Und doch waren sie hier. Niemand auf allen Welten der Menschheit hätte die Liberator entgehen können, wie sie in einem Schauer exotischer Antimaterie-Partikel durch das Sonnensystem stob. Und sie hatte die Tarnkappe abgelegt. Edna fragte sich, wie viele Marsianer in diesem Moment wohl den Blick in die Morgendämmerung gerichtet hatten und nach einem neuen hellen Stern im Zenit Ausschau hielten. Überhaupt
hoffte man, dass die schiere Präsenz der Liberator die Marsianer »motivieren« würde, die Forderungen der Erde zu erfüllen.
Ein leises Läuten kündigte ein eingehendes Signal an.
John überprüfte die Anzeigeinstrumente. »Die Firewalls stehen.«
Es wäre eine Ironie gewesen, wenn das Schiff nach seiner wilden Jagd durch das Sonnensystem von einem Virus lahmgelegt worden wäre, das es in einer Grußbotschaft hochgeladen hätte. »Durchlassen«, sagte Edna zögernd.
Ein holografischer Kopf platzte in Ednas Sichtfeld: eine junge, gut aussehende Frau; sie lächelte und machte einen sympathischen Eindruck, hatte aber irgendwie einen leeren Blick. Sie kam ihr bekannt vor. » Liberator , Lowell. Guten Morgen.«
»Lowell, Liberator «, sagte Edna. »Ja, es ist ein guter Morgen. Wir sehen Ihre Morgendämmerung. Ein schöner Anblick. Dies ist der Schlachtkreuzer Liberator , Kennung SS-1-147 …«
»Wir wissen, wer ihr seid. Wir haben euch schließlich kommen sehen.«
»Ich habe Ihr Gesicht schon einmal gesehen«, sagte John Metternes. »Umfraville. Paula , das ist Ihr Name. Die Tochter einer Heldin.«
»Ich führe ein ruhiges Leben«, sagte die junge Frau ungerührt.
Edna nickte. »Ich glaube, wir alle hoffen, dass es heute ein ruhiger Tag wird, Paula.«
»Wir hoffen es auch. Aber das liegt eher an Ihnen, nicht wahr?«
»Wirklich?« Edna beugte sich vor und versuchte eine Autorität auszustrahlen, die sie überhaupt nicht verkörperte. »Paula, Sie und diejenigen, für die Sie sprechen, wissen, weshalb wir hier sind.«
»Bisesa Dutt ist nicht in Port Lowell.«
»Ihr wird nichts geschehen. Wir beabsichtigen lediglich, sie zur Erde zurückzubringen, um sie dort zu befragen. Es ist am
besten, wenn wir zusammenarbeiten.
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