Wächter
seine Softscreen. »Nur dass wir nichts davon haben, was? Die Schlussfolgerungen aus der Kriegsspiel-Simulation sehen nicht gut aus. Wir sind hier ziemlich verwundbar; wir sind dafür ausgelegt, dem Marswetter zu widerstehen, aber keinem Atomwaffenbeschuss. Und hier am Pol können wir uns nicht einmal zur Wehr setzen … die Liberator müsste gar nicht mal Atomwaffen gegen uns einsetzen. Mit dieser Leistungsfähigkeit könnte sie durch die Atmosphäre fliegen und uns konventionell ausbomben - oder einfach mit dem Abgasstrahl wegputzen. Die Simulatoren sagen, dass die Liberator die gesamte menschliche Präsenz auf dem Mars in vierundzwanzig Stunden oder weniger auslöschen könnte.«
»Also fast so effizient wie die Erstgeborenen«, sagte Grendel grimmig. »Kann man stolz drauf sein, was?«
»Meine Mutter hat ihr Thomas-Edison-Signal vorbereitet. Und wenn wir ihr sagen, dass sie es anzünden soll, muss das geschehen, bevor die Bomben der Liberator fallen.«
»Ellie, um Himmels willen, wir müssen wissen, wie diese Marsianer reagieren werden«, sagte Juri.
Ellie hatte schon seit Wochen an Projektionen der Reaktion der Q-Bombe auf Bisesas Signal gearbeitet. Auf Störungen bei der Arbeit reagierte sie immer gereizt, und ihr Gesichtsausdruck erinnerte Myra an ihre Zeit mit Eugene. »Die Analyse ist noch nicht abgeschlossen …«
»Wir haben keine Zeit mehr«, schrie Juri. »Gib uns, was du hast.«
Sie schaute ihn für eine Weile trotzig an. Dann klatschte sie ihre Softscreen auf den Tisch. Sie zeigte logische Bäume, die sich verästelten und gabelten. »Das hier ist reine Spekulation. Wir spekulieren über die Motivation einer völlig fremden Zivilisation. Doch unter Berücksichtigung ihrer Opposition zu den Erstgeborenen in der Vergangenheit …«
»Ellie. Sag’s uns einfach.«
»Das Fazit. Es spielt im Grunde keine Rolle, wie die Marsianer sich verhalten. Wenn sie nämlich auf irgendeine Art und Weise gegen die Augen auf ihren Zeitscheiben vorgehen - ihr erinnert euch, dass wir die Hypothese aufgestellt haben, dass alle Augen miteinander vernetzt sind, vielleicht als dreidimensionale Manifestationen eines einzigen höherdimensionalen Objekts, und vielleicht sind sie sogar ein-und dasselbe Auge -, und dass es ein Kinderspiel für sie wäre, die Kluft zwischen unserem Universum und dem von Mir zu überbrücken …«
»Ja, ja«, sagte Juri unwirsch.
»Das wird eine Reaktion des Auges in der Grube hervorrufen. Von unserem Auge. Und das wird mit größter Wahrscheinlichkeit - ihr seht hier die Konvergenz der Logikbäume - eine Reaktion der Q-Bombe auslösen. Sie wird den erzwungenen Betrieb eines anderen Ausrüstungsgegenstands der Erstgeborenen im Sonnensystem sicher registrieren, und dann …«
»Und was? Komm schon, Frau. Wie wird die Q-Bombe reagieren?«
»Sie wird sich von der Erde abwenden«, sagte Ellie. »Sie wird sich dem aktivierten Auge zuwenden.«
»Hier auf dem Mars.«
Grendel schaute sie mit flammenden Augen an. »Dann wäre die Erde gerettet.«
»Ganz genau.«
Myra sagte sich, dass das wohl eine triviale Schlussfolgerung aus ihrer Logik für Ellie war. Aber es gab noch einen anderen Aspekt.
»Was sagen wir meiner Mutter also, was sie tun soll?«
»Ich glaube …«, sagte Grendel.
»Einen Moment.«
Eine neue Stimme ertönte aus der Luft.
Myra schaute auf. »Athene?«
»Ein lokaler Avatar, der in die Systeme der Station heruntergeladen wurde. Athene ist in der Cyclops-Station. Ellie, ich
bin zu der gleichen Schlussfolgerung gelangt wie Sie, was die Handlungsweise der Marsianer betrifft. Und bezüglich der wahrscheinlichen Konsequenzen für die Waffe der Erstgeborenen. Das ist keine Entscheidung, die allein zu treffen Sie gezwungen sein sollten oder ich oder überhaupt ein Individuum. Ich habe eine Mitteilung formuliert. Sie wurde gestaffelt gesendet, um die Lichtgeschwindigkeitsverzögerung auf dem Weg zu Erde, Mars, Mond und dem Asteroidengürtel simultan auszugleichen. Sie ist bereits unterwegs. Nun müssen Sie mit dem Kriegsschiff kommunizieren.«
Juri starrte in die Luft. »Mit der Liberator ? Wieso?«
»Es wird eine Viertelstunde dauern, bis die Nachricht überall empfangen wird. Ich bezweifle aber, dass Sie so viel Zeit haben.«
»Dann spielen wir also auf Zeit«, sagte Alexej und grinste Juri an. »Komm schon, großer Mann, du schaffst das. Sag ihnen, dass sie bekommen, was sie wollen. Sag ihnen, dass Bisesa gerade auf dem Lokus ist. Erzähl ihnen irgendwas!«
Juri schaute ihn
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