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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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unten auf dem Asteroiden waren noch immer nicht mit dem magnetischen Containment der Antimaterie-Pellets zufrieden.
    Noch eine derartige Verzögerung, und für die Liberator würde sich das nächste Fenster für ihren ersten Probeflug schließen.
    Edna Fingal schaute aus den dicken umlaufenden Fenstern über die zerklüftete Oberfläche des trojanischen Asteroiden unter ihr hinaus zur Sonne, die hier an der J-Linie so weit entfernt war, dass sie sich kaum noch als ein Scheibchen abzeichnete. Inmitten des leisen Summens auf dem Flugdeck und des Geruchs nach dem neuem Teppichboden saß sie wie auf glühenden Kohlen. Warten war nicht gerade ihre Stärke.
    Verstandesmäßig, vom Kopf her, wusste sie wohl, dass sie warten musste, bis die Ingenieure sich absolut sicher waren, was sie taten. Die Liberator basierte auf einer neuen und unerprobten Technologie, und soweit Edna es zu sagen vermochte, waren diese magnetischen Antimaterie-Flaschen nie hundertprozentig stabil ; das Beste, was man sich zu erhoffen vermochte, war eine Art kontrollierte Instabilität, die so lang anhielt, bis man es nach Hause geschafft hatte. Ein Versagen des Containments war deshalb auch die mutmaßliche Ursache für den Verlust des namenlosen Prototyp-Vorgängers der Liberator
und von Mary Lanchester und Theo Woese, der zweiköpfigen Besatzung von A-23C .
    Aber in OutSys , dort in der Dunkelheit, näherte sich etwas, etwas Lautloses und Fremdartiges und Feindliches. Es stand bereits hinter der J-Linie und war der Sonne damit näher als Edna selbst.
    Edna war Kapitän des einzigen raumtüchtigen Kriegsschiffes der Welt, das auch nur annähernd einsatzbereit war - das einzige brauchbare Kriegsschiff der ersten Raumgruppen-Angriffsstaffel. Sie konnte die Konfrontation mit dem Alien kaum erwarten.
    Wie so oft versuchte sie, die Anspannung zu lindern, indem sie an ihre Familie dachte.
     
    Sie warf einen Blick auf ein Chronometer. Es war auf Houstoner Zeit eingestellt - wie alle Referenzuhren im menschlichen Einflussbereich -, und sie stellte mental auf die Washingtoner Zeit um. Ednas Tochter Thea, gerade einmal drei Jahre alt, müsste um diese Zeit im Kindergarten sein. Ednas Wohnsitz war eigentlich an der Westküste, aber sie hatte sich für die Schule in Washington entschieden, damit Thea in der Nähe ihrer Großmutter war. Edna legte Wert darauf, zu jeder Tageszeit den Aufenthaltsort von Thea visualisieren zu können.
    »Libby, öffnen Sie bitte mein Postfach.«
    »Zu Befehl. Die visuellen Aufzeichnungen auch?«
    »Ja. Fertig? … Hallo, Thea. Da bin ich wieder und sitze wie immer nur herum …«
    Thea würde ihre Worte hören und auch das sehen, was sie sah: Die Übertragung erfolgte über optische Sensoren in der Identifikations-Tätowierung auf Ednas Wange. Für die Kriegsschiffe der A-Klasse galt hier auf der J-Linie in jeder Hinsicht die höchste Sicherheitsstufe, und Thea würde deshalb auch nur eine stark zensierte Version der Briefe ihrer Mutter erhalten. Aber das war immer noch besser als nichts.

    Und wenn die ganze Sache schiefging, wären diese Nachrichten vielleicht alles, was Thea von ihrer Mutter blieb. Also sprach Edna für die Zukunft.
    »Ich sitze hier und warte darauf, dass unsere Antimaterie-Flaschen in die Kammer des A-Antriebs geladen werden. Und das nimmt viel Zeit in Anspruch, weil wir äußerst vorsichtig sein müssen. Ich schaue nun auf Achilles herab. Er ist einer der größeren trojanischen Asteroiden, und hier bauen wir auch unsere A-Schiffe. Folge meinem Blick - du siehst die Steinbrüche und die großen Gruben, wo wir Eis und Gestein als Reaktionsmasse schürfen: das Zeug, das das Schiff eigentlich antreibt. Und da sind die Kuppeln, in denen wir leben, wenn wir auf der Oberfläche sind - die Liberator ist aber viel bequemer, glaub mir!«
    Die Trojaner konzentrierten sich an einem Punkt der Gravitationsstabilität auf der J-Linie namens L4 - Lagrange 4 - und liefen Jupiter auf seiner Umlaufbahn um sechzig Grad voraus. Es gab noch einen solchen Punkt, L5, der Jupiter nachlief. Phantasielose Astronomen hatten die beiden Asteroiden-Feldlager nach den beiden Widersachern der Ilias von Homer benannt: Achilles und die anderen Griechen führten Jupiter an, und die Trojaner stürmten hinterher.
    L4 war reich an Bodenschätzen und bestens geeignet als Basis und Orientierungspunkt. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb die Erstgeborenen während des Sonnensturms hier ein Auge stationiert hatten.
    »Ich will nicht

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