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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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behaupten, dass ich keine Angst hätte, Thea. Ich wäre ein Dummkopf, wenn ich keine Angst hätte. Aber ich habe gelernt, die Angst beiseite zu schieben und meine Arbeit zu erledigen. Denn ich weiß, dass diese Arbeit getan werden muss.
    Vielleicht weißt du, dass man diesem Schiff, dem vierten der neuen A-Klasse, als erstem einen Namen gegeben hat. Während die anderen nur Testflüge unternommen haben, wird dieses Schiff nämlich als erstes einen Kampfeinsatz fliegen.
Was auch immer geschieht, ich glaube, dass man sich aus diesem Grund für immer an dieses Schiff erinnern wird. Natürlich müssen wir zunächst noch ein paar Testflüge absolvieren.
    Mit der Namensgebung hatten wir uns allerdings schwer getan. Wir sind hier von Helden aus der klassischen Mythologie förmlich umzingelt. Aber es ist die Mythologie eines anderen Zeitalters, das von unserem weit entfernt ist. Schließlich einigten wir uns auf den Namen eines der großen Flugzeuge, die den Ausgang eines der letzten großen Kriege der Menschheit mit entschieden, bevor das Erscheinen der Erstgeborenen alle Regeln änderte. Ich hoffe, dass es uns in den nächsten Wochen gelingen wird, die Menschheit von einer noch tödlicheren Bedrohung zu befreien. Und dann werde ich auch eine Chance haben, zu dir nach Hause zu kommen. Ich …«
    Ein Alarm ertönte, und ein grünes Licht blinkte auf der Softwall neben ihr. Die Brennstoffkapseln waren endlich erfolgreich geladen; die Bodenmannschaft verließ das Schiff.
    Und das Startfenster für den vorgesehenen Erprobungsflug würde sich schon in zehn Minuten öffnen.
    Zeit genug. Und dann konnte sie ihren Einsatzbefehl für die eigentliche Mission entgegennehmen. »Schließen Sie bitte die Datei, Libby. Schneiden Sie das letzte Bit ab. Und schicken Sie John Metternes her.«

{16}
JAMES CLERK MAXWELL
    Das Lichtschiff, das sie zum Mars bringen sollte, schälte sich aus der Dunkelheit. Es war die James Clerk Maxwell . Das Segel war ein Schatten, und Bisesa erhaschte einen Blick auf die Takelage - geradlinige, unermesslich lange Blitze.
    Je näher die Stunde der Begegnung rückte, desto größer wurde Bisesas Anspannung. Sie musste auch gar nichts von der Technik verstehen, um zu wissen, dass ein Schiff, das mit Sonnenlicht segelte, ein fragiles Gespinst sein musste. Und ihre robuste kleine Spinne, ein rotierender Klumpen aus Metall, sollte von dieser Phantasie aus Segeln und Takelage unter die Fittiche genommen werden. Sie rechnete ständig mit dem Heulen von Alarmsirenen und dem Anblick, wie ein hauchzartes Spiegel-Segel sie wie Geschenkpapier einwickelte.
    Myras Besorgnis stieg auch, obwohl sie über Weltraumerfahrung verfügte. Doch Alexej Carel war die Ruhe in Person. Während die Begegnung immer näher rückte, saß er vor seinen Softscreens, überwachte seltsame grafische Anzeigen und sagte gelegentlich etwas, das über eine Bündellaserstrecke zum sich nähernden Schiff übermittelt wurde. Er schien der Kombination aus Orbitalmechanik und exotischer himmlischer Seemannskunst blind zu vertrauen, die die Spinne immer näher an die Maxwell heranführte .
    Dann schälte der Hauptkörper der Maxwell sich aus der Dunkelheit. Bisesa stellte sich vor, sie säße in einem kleinen Boot und würde die Annäherung eines Ozeanriesen verfolgen. Das annähernd zylinderförmige Schiff starrte von Antennenschüsseln und Auslegern, und am oberen Ende erblickte Bisesa
einen Ring aus Seilzügen - profane Technik, mit der kilometerlange Seile aufgewickelt wurden.
    Ein transparentes Rohr mit einem Durchmesser von etwa zwei Metern wuchs aus dem Rumpf, schlängelte sich auf die Spinne zu und dockte dann mit einem vernehmlichen Klirren an. Es gab einen Ruck, als die mechanische Verbindung die letzten Unterschiede im Trägheitsmoment ausglich. Dann zog das Rohr sich wie eine Ziehharmonika zusammen und zog die beiden Objekte zueinander hin, bis sie mit einem lauten »Klonk« aneinandergekoppelt wurden.
    Alexej lehnte sich mit einem breiten Grinsen im Gesicht zurück. »Sol sei Dank für universale Andock-Protokolle.«
     
    »Da wären wir also.« Er schälte die Softscreen von der Wand vor sich, zerknüllte sie und stopfte sie in eine Tasche. »Zeit zum Zusammenpacken. Nehmen Sie alles mit, was Sie wollen, und lassen Sie alles hier, was Sie nicht mehr brauchen.«
    »Wir nehmen die Spinne nicht mit?«, fragte Bisesa.
    »Natürlich nicht.«
    Bisesa verspürte einen eigentümlichen Widerwillen, den sicheren Zufluchtsort der Spinne zu verlassen.

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